Kiews Cheerleader in westlichen Medien

  • MEINUNG
  • August 12, 2024
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Sicherlich werden die täglichen Vorstöße der russischen Streitkräfte entlang der Konfrontationslinie in der Ukraine sogar von Kiews Cheerleadern in westlichen Medien wie der Financial Times und der New York Times anerkannt, obschon sie dies sehnsüchtig auf die Bereitschaft Moskaus zurückführen, schwere Verluste hinzunehmen. Es ist nicht wirklich glaubwürdig, wenn man genau die Methoden verfolgt, die das russische Oberkommando vor jedem Angriff auf die ukrainischen Stellungen anwendet. 

Ein Beitrag von Gilbert Doctorow

Shutterstock/ View Apart

Schauen wir uns das etwas genauer an. Diese Methoden wendet das russische Oberkommando vor jedem Angriff auf ukrainische Stellungen an: Es werden nämlich verheerende Luftangriffe, Raketen-, Artillerie- und Drohnenangriffe, die die Verteidigung des Feindes zerstören, durchgeführt, lange bevor die russischen Sturmbrigaden zum tödlichen Schlag ausholen. Auf der anderen Seite beschreiben einige unserer angesehendsten US-Militärkommentatoren, wie Colonel Douglas MacGregor und Scott Ritter, den täglichen russischen Vormarsch in so glühenden Worten, dass man durchaus mit einer Kapitulation des ukrainischen Militärs in ein oder zwei Wochen rechnen könnte. Ich halte das jedoch für höchst unwahrscheinlich, gerade wegen der Besonnenheit und Vorsicht des russischen Oberkommandos und, weil auf der ukrainischen Seite immer neue Pläne auftauchen, ihrem Schicksal zu entgehen. Wie etwa die skrupellosen Söldner aus Kolumbien, die erstmals im russischen Fernsehen gezeigt wurden.

Im Interview mit Journalist Nima R. Alkhorshid von „Dialog works“ setze ich in einem Gespräch auf YouTube die Situation auf dem Gefechtsfeld in den Rahmen dessen, was ich täglich im russischen Staatsfernsehen sehe. Damit sind die Vesti-Nachrichten und die maßgeblichste und nüchternste Talkshow und der Kommentar, Bolshaya Igra (Das große Spiel) unter der Moderation von Vycheslav Nikonov gemeint. Die Berichterstattung im russischen Fernsehen spielt das Geschehen an der Frontlinie noch immer herunter. Es wird im Hinblick auf eine verbesserte Positionierung gesprochen, vermutlich für eine bevorstehende Großoffensive. Die Berichterstattung aus jedem Frontgebiet nennt die Siedlungen, um die gekämpft wird, welche Teile bereits von russischen Truppen eingenommen wurden und welche Teile vom Feind gehalten werden.

Aber die Kriegsberichterstatter vermitteln ihnen absichtlich keinen Eindruck von ihrer strategischen Bedeutung oder davon, wie Russland ein paar Kilometer pro Tag vorankommen wird, sondern die vielen Dutzend Kilometer, die zurückgelegt werden müssen, um den Donbass vollständig zu befreien. Ganz zu schweigen vom Erreichen des Flusses Dnjepr, dem Mittelpunkt der Ukraine von 1991.

Dennoch gibt es, wie ich dann auch hervorhebe, einen sehr deutlichen Unterschied in dem, was die Frontsoldaten heute den Reportern sagen, im Vergleich zu einigen Monaten davor. Damals war klar, dass die Russen stark unter Druck standen, den Drohnen und dem Gegenfeuer der Artillerie auszuweichen. Sie waren hier und da mehreren täglichen Gegenangriffen ausgesetzt, die sie abwehren mussten. Jetzt sind diese Soldaten offensichtlich sehr von ihrer Überlegenheit in Bezug auf Waffen, Taktik und Strategie überzeugt. Sie sind, wie Donald Trump Selenskyj in ihrem jüngsten Telefonat sagte, „eine Tötungsmaschine“, die die Oberhand behält.

Diejenigen unter Ihnen, die sich dieses Interview weiter ansehen möchten, werden sicher schätzen, dass wir auch eine Vielzahl von Themen aktueller internationaler Entwicklungen behandeln, beginnend mit einer Diskussion über die Feierlichkeiten zum Tag der Marine in St. Petersburg.

Der Navy Day 2024 war bemerkenswert, weil einige der neuesten Entwicklungen der russischen Flotte gezeigt wurden und da ausländische Schiffe zum ersten Mal in meiner jahrzehntelangen Erfahrung an dieser Veranstaltung teilnahmen. Zudem flogen ausländische, hauptsächlich BRICS-Delegationen hoher Marineoffiziere nach Russland, um daran teilzunehmen. Und es war auch deshalb besonders, weil Wladimir Putin eine sehr wichtige Rede über Russlands Reaktion auf die Pläne der USA hielt, die im Jahr 2026 in Deutschland nuklearfähige Tomahawk-Marschflugkörper mit großer Reichweite sowie noch zu fertigende amerikanische Hyperschallraketen stationieren wollen.

Was die ausländische Beteiligung betrifft, so meine ich, ist dies ein weiterer Beweis dafür ist, dass Russlands dramatische Erfolge auf dem Schlachtfeld und die offensichtliche Überlegenheit seiner Waffen im Vergleich zu dem, was die Vereinigten Staaten und die NATO an die Ukraine liefern, die Voraussetzungen dafür schaffen, dass viele Länder des globalen Südens Solidarität mit dem Sieger zeigen. Das ist einfach ein grundsätzlich menschliches Verhaltens.

In unserem Gespräch berührten wir auch die Frage, wie die Russen Kamala Harris jetzt sehen, da sie die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei ist und was von der Forderung des polnischen Außenministers Radoslaw Sikorski zu halten ist, ukrainische Männer im wehrfähigen Alter in der EU in ihre Heimat zu schicken, um Selenskyjs Armee beizutreten. Ich nehme die Bemerkungen des Aussenministers nicht mehr ernst, sie sind nicht diplomatischer Natur und bezwecken offenbar nur eines, die politischen antirussischen Eliten seiner Partei bei der Stange zu halten.

Den Beitrag können die Leser von Berlin 24/7 unter nachfolgenden Link sehen. 

Dr. Gilbert Doctorow, Jahrgang 1945, ist politischer Analyst mit Sitz in Brüssel. Gilbert Doctorow ist seit 1965 professioneller Beobachter der Sowjetunion/ Russischen Föderation. Er ist Absolvent des Harvard College (1967) mit magna cum laude, ehemaliger Fulbright-Stipendiat und Inhaber eines Doktortitels mit Auszeichnung in Geschichte von der Columbia University (1975). Nach Abschluss seines Studiums verfolgte Gilbert Doctorow eine Geschäftskarriere mit Schwerpunkt  UdSSR und Osteuropa. 25 Jahre arbeitete er für US-amerikanische und europäische multinationale Unternehmen im Marketing und im General Management mit regionaler Verantwortung. Von 1998 bis 2002 war Doctorow Vorsitzender des Russischen Booker-Literaturpreises in Moskau. Im akademischen Jahr 2010–2011 war er Gastwissenschaftler am Harriman Institute der Columbia University. Seit 2008 veröffentlicht Herr Doctorow regelmäßig analytische Artikel über internationale Angelegenheiten auf verschiedenen Websites, zuletzt auf www.gilbertdoctorow.substack.com  Er hat Sammlungen von Essays als eigenständige Bücher sowie eine zweibändige Ausgabe seiner Tagebücher und Erinnerungen als Memoirs of Russianist veröffentlicht.

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen. Die Meinungen und Ansichten der Autoren müssen nicht der Redaktion von Berlin 24/7 entsprechen.

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