Fakt ist, dass bis Dezember 2021 der Impfstatus der Intensivpatienten bewusst nicht einmal erhoben wurde. Das RKI und Regierungschefs wie Markus Söder oder Peter Tschentscher belogen die Bevölkerung mit Statistiken, bei denen Menschen mit unbekanntem Impfstatus fälschlich als Ungeimpfte ausgegeben wurden. Der mit Zwangsbeiträgen ohne Mitbestimmung der Beitragszahler finanzierte Deutschlandfunk verteidigt die von Jens Spahn und vielen weiteren politisch Verantwortlichen verbreitete Lüge von der „Pandemie der Ungeimpften“ mit der im Herbst 2021 eine beispiellose staatlich befeuerte Verunglimpfung, Diskriminierung und Ausgrenzung großer Bevölkerungsteile gerechtfertigt wurde.
Ein Beitrag von Norbert Häring
Protokolle des RKI-Krisenstabs ohne Schwärzungen, die von einem Hinweisgeber und einer unabhängigen Journalistin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, zeigen, dass RKI und mindestens Teile der Regierung(en) wussten, dass die Pandemie der Ungeimpften ein falscher Begriff war. Mit diesem vielfach von maßgeblichen Politikern wiederholten Begriff wurde eine publizistische Hetzjagd auf Ungeimpfte eingeläutet. In den RKI-Protokollen hieß es dazu unter anderem:
In staatstragender Manier schreibt der Deutschlandfunk dazu:
„Hat Spahn gelogen? Fakt ist: Im Herbst 2021 steckten sich auch Geimpfte immer noch an und verbreiteten das Virus auch weiter. Doch nach einer Modellrechnung der Humboldt-Universität gingen zu dieser Zeit drei Viertel der Infektionen von den Ungeimpften aus. Das DIVI-Intensivregister meldete kurze Zeit später, dass Ungeimpfte die Mehrheit aller COVID-19-Fälle auf Intensivstationen ausmachten, deutlich mehr als der Anteil an der Bevölkerung. Es stimmt also, dass es zu dieser Zeit nicht nur eine Pandemie der Ungeimpften war. Doch Ungeimpfte verbreiteten deutlich mehr Infektionen und hatten schwerere Verläufe. Spahn wollte die Menschen zur Impfung motivieren. Dafür stellte er die Daten zwar verkürzt dar, lag aber in der Tendenz richtig.“
Das RKI zählte allerdings bis Ende September 2021 Krankenhauspatienten mit unbekanntem Impfstatus fälschlicherweise als „Ungeimpfte“. Das mussten sogar die notorisch regierungstreuen und regierungsfinanzierten Faktenchecker von Correctiv einräumen.
Fakt ist auch, dass der damals noch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im August 2021 die diskriminierenden G-Regeln damit rechtfertigte, dass der Impfschutz schnell nachlasse und deshalb die Geimpften vor den Ungeimpften geschützt werden müssten.
Zur gleichen Zeit unterfütterte der Hamburger Oberbürgermeister Peter Tschentscher die Mär von der Pandemie der Ungeimpften und die angeblich deshalb von Hamburg eingeführte systematische Diskriminierung Ungeimpfter mit einer grob irreführenden Zahl. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Geimpften liege bei 3,36 Infektionen pro 100.000 Einwohnern, viel niedriger als die Gesamtinzidenz von 79. Damit tat er so, als ließe sich die Inzidenz positiver Tests bei Ungeimpften, die sich auf Schritt und Tritt testen lassen mussten, mit der Inzidenz von Geimpften vergleichen, die sich kaum je testen lassen mussten. Später kam noch heraus, dass man in Hamburg und nicht nur dort beim Zählen der „Infektionen“ nach Impfstatus die sehr vielen Menschen mit unbekanntem Impfstatus als Ungeimpfte gezählt hatte.
Die von Covid genesenen Intensivpatienten wurden außerdem den Ungeimpften zugeschlagen, anstatt dafür eine eigene Kategorie zu bilden. Da Genesene nach den Aussagen (nicht nur) von Karl Lauterbach eher bessere und länger anhaltende Immunität als Geimpfte hätten genießen sollen, hätte man sie jedoch keinesfalls den Ungeimpften zuschlagen dürfen. Schon gar nicht durfte man auf Basis solcher Zahlen von einer Pandemie der Ungeimpften reden.
Eine Modellrechnung von Ende November 2021 zur Rechtfertigung anzuführen, wie der Deutschlandfunk das tut, ist geradezu lächerlich. Es ist eine nachträglich angefertigte Rechtfertigungsstudie unter Mitarbeit der für die Regierung arbeitenden Meinungsmanipulatorin Mirjam Jenny, deren Ergebnis rein auf dem beruht, was man hinsichtlich der Effektivität der Impfung an Annahmen (nicht Fakten) hineingesteckt hat.
Obwohl es hinreichend Belege gibt, dass im Herbst 2021 die Mär von der Pandemie der Ungeimpften mit absichtsvoll verfälschten und ungeeigneten Daten unterfüttert wurde, erfährt man davon im Bericht des Deutschlandfunks nichts. Stattdessen werden hochgradig selektiv Daten herbeigezogen, die erst viel später verfügbar wurden. Ohnehin taugen sie nicht zum Beleg, dass Ungeimpfte erheblich stärker an der Verbreitung des Virus beteiligt waren, als Geimpfte und Genesene und damit zur Rechtfertigung der Lüge von der Pandemie der Ungeimpften als lediglich „verkürzte“ Darstellung eines angeblich an sich richtigen Sachverhalts.
Dieser Bericht ist leider symptomatisch für die Rechtfertigungs- und Verharmlosungsberichterstattung der Mainstream-Medien über die RKI-Protokolle, die sich während der sogenannten Pandemie zum Komplizen der Herrschenden und Hetzenden gemacht hatte.
Ich vergaß zu erwähnen: Als weitere Datenverzerrung oder -fälschung kam hinzu, dass diejenigen, die mit Impfkomplikationen oder wegen oder mit Corona innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung auf der Intensivstation landeten, als Ungeimpfte gezählt wurden.
Norbert Häring, Jahrgang 1963, arbeitet und lebt in Frankfurt am Main. Er wuchs auf einem Bauernhof in Baden-Württemberg auf. Bei einem dreimonatigen Schüleraustausch in Peru und Bolivien begegnete er grassierender Inflation, Ressourcenreichtum und Armut, was ihn dazu inspirierte, in Heidelberg und Saarbrücken Volkswirtschaftslehre zu studieren. In Saarbrücken erwarb er bei Professor Olaf Sievert mit einer Arbeit über die politische Ökonomie der Regionalförderung den Titel Dr. rer. pol.. Der Beitrag erschien in Erstveröffentlichung auf seinem Blog: https://norberthaering.de/propaganda-zensur/deutschlandfunk-rki-files/
Er war drei Jahre für die Commerzbank tätig, zunächst in der Volkswirtschaftlichen Abteilung als Konjunkturanalyst, dann als Redenschreiber für den Vorstand und Managing Editor des Geschäftsberichts. 1997 wechselte er in den Wirtschaftsjournalismus. Er arbeitete bei der Börsen-Zeitung; zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter für Konjunktur und Wirtschaftspolitik. Er war bei der Gründung der Financial Times Deutschland dabei, wo er zunächst als Redakteur für Geldpolitik, dann als Stellvertretender Ressortleiter Finanzen arbeitete. 2002 wechselte er zum Handelsblatt, für das er seither schreibt. Er war von 2002 bis 2012 vor allem zuständig für Geldpolitik, seither liegt der Schwerpunkt auf Wirtschaftswissenschaften und Konjunktur. 2002 rief er den EZB-Schattenrat ins Leben, eine Gruppe von 15 prominenten Volkswirten aus Finanzinstituten, Universitäten und Forschungsinstituten, die geldpolitische Fragen diskutieren und Empfehlungen für die Geldpolitik der EZB verabschieden. Bis 2015 war er nicht-stimmberechtigter Vorsitzender des Gremiums.
Norbert Häring ist Autor (mit Olaf Storbeck) von „Ökonomie 2.0“, das mit dem Wirtschaftsbuchpreis 2007 von getAbstract ausgezeichnet wurde, und einer Reihe weiterer populärer Wirtschaftsbücher. Sein letztes Buch „Endspiel des Kapitalismus“ war ein Spiegel-Bestseller. Er wurde 2014 mit dem Preis der Keynes-Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2014 ausgezeichnet.
Norbert Häring war 2011 Mitgründer der World Economics Association (WEA). Der Ökonomenverband hat sich zum Ziel gesetzt, die Vielfalt in der Wirtschaftswissenschaft zu fördern, sowohl in regionaler Hinsicht, als auch hinsichtlich der verwendeten Methoden. Für die von der WEA herausgegebene Fachzeitschrift World Economic Review fungierte er von 2012 bis 2015 als Co-Editor.
Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen. Die Meinungen und Ansichten der Autoren müssen nicht der Redaktion von Berlin 24/7 entsprechen.