Manöverkosten im dreistelligen Millionenbereich

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  • Juli 27, 2024
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Empörung nun auch bei die den Grünen: Weil Friedrich Merz in einem Eurofighter mitflog. Währenddessen in Alaska …

Ein Beitrag von Roberto J. De Lapuente

shutterstock/Mike Mareen

Ende Juni ist Friedrich Merz mit einem Kampfjet geflogen. Nicht alleine, er flog lediglich mit. Über 110.000 Euro habe diese Tour gekostet. Ja, Eurofighter-Flüge sind teuer. Und sie verbrauchen viel: 4.500 Kilogramm Kerosin im Falle des besagten Fluges. Beim ehemaligen NATO-Generalsekretär Stoltenberg, der bereits im April mit dem Eurofighter die Lüfte durchschnitt, dürften die Werte ähnlich gewesen sein.

Natürlich bringt das politische Kontrahenten des CDU-Vorsitzenden in Stellung. Die Linke Cornelia Möhring, die auch die Kosten beim Verteidigungsministerium erfragte, sieht darin »einen Rechtsbruch und eine Sicherheitsgefährdung«. Außerdem betonen Merzens Gegner auch die massive Klimabelastung, die er rein zur Selbstinszenierung in Kauf nahm. 14.175 kg emittiertes CO₂ schlagen mit dem Flug zu Buche. Währenddessen auf der anderen Seite der Erdkugel: Manöver mit acht Eurofightern …

2.500 Stunden Eurofighting

Pacific Skies 24: So nennt sich ein großes Manöverprogramm, das in Alaska seinen Anfang nimmt. Insgesamt 70 Kampfjets sind dort im Einsatz, um sich für einen Luftkrieg mit Russland fit zu machen. Acht deutsche Eurofighter sind mit von der Partie. Deutschland hat bei dem Manöver Führungsanspruch. Die deutschen Maschinen flogen mit Zwischenstopp in Kanada nach Alaska. 15 Flugstunden je Maschine ergab das insgesamt, wie ein Sprecher der Luftwaffe Berlin 24/7 sagte. Diese seien die reine Flugzeit, unterbrochen durch den Kanada-Aufenthalt. Die Maschinen mussten bis Kanada sechsmal in der Luft aufgetankt werden – beim Weiterflug bis Alaska waren weitere sechs Tankgänge notwendig.

In Alaska startete man das Manöver, weil die russische Grenze nicht weit ist – Boris Pistorius war auch im nördlichsten US-amerikanischen Bundesstaat zugegen und erklärte, dass man auf der anderen Seite der Beringstraße sicher Kenntnis nehmen würde, wie man sich hier vorbereite.

Weiter erklärte die Luftwaffe, dass im Rahmen des Manövers weitere Ziele im indopazifischen Raum angeflogen würden. Insgesamt seien 2.500 Flugstunden eingeplant. 600 deutsche Soldaten nehmen an den Übungen teil. Die Gesamtkosten ließen sich aber bislang noch nicht beziffern, teilte man uns mit. Die Frage nach den Kosten einer Flugstunde mit dem Eurofighter beantwortete die Luftwaffe ausweichend. Sie verwies auf das Jahresflugstundenprogramm der Luftwaffe – die Kosten seien im Einzelplan 14 enthalten. Konkret findet man dort aber natürlich keine fixe Summe. Sie ergibt sich aus verschiedenen Faktoren.

Im Jahr 2010 haben vier Bundestagsabgeordnete von Die Linke eine kleine Anfrage an die Bundesregierungeingereicht. Sie wollten unter anderem wissen, wie hoch eine Flugstunde für den Eurofighter zu beziffern ist. Die Bundeswehr ermittelte daraufhin eine Summe von knapp 74.000 Euro pro Stunde am Himmel – in dieser Summe waren Entwicklungskosten, Beschaffungspreis, Waffenintegrationskosten, Anpassungen und Updates enthalten.

Millionengrab Manöver

185.000.000 Euro kosten alleine die Flugstunden in Alaska und über den Pazifik in den kommenden Wochen – kurz geschrieben: 185 Millionen. Personalkosten sind darin nicht enthalten. Die Kosten für das Kerosin auch nicht. Um die 3.500 Kilogramm Kerosin benötigt der Eurofighter für eine Stunde in der Luft. Das ergibt einen Bedarf von fast neun Millionen Kilogramm Kerosin alleine nur für dieses Manöver – und nur für die acht deutschen Kampfjets. Die anderen 62 Maschinen, die den US-Streitkräften, den Spaniern und Franzosen gehören, sind da noch gar nicht inkludiert.

Außerdem nicht in der Rechnung enthalten: Die fliegende Tankstelle, die die Eurofighter in der Luft auffüllt. Zwischen 250 und 300 Millionen Euro Kosten sind wohl nicht zu hoch gegriffen – aufzubringen hat sie der deutsche Steuerzahler. Ebenso die Kosten für Merzens Flug. Von dem die Bundeswehr allerdings sagt, dass man so oder so geflogen sei. Merzens Zahlen sind jedoch übersichtlich. Das Manöver erweist sich hingegen als Millionengrab. Aber kritische Worte sind Mangelware – das heute journal berichtete gar in der Halbzeitpause des Halbfinalspiels Spanien gegen Frankreich recht prominent und wohlwollend über die Wehrübungen.

Wer sich nun hinstellt und Merzens Selbstinszenierung zum Aufhänger für Klimabelastung und unnötige Kostenerzeugung macht, sollte mal geschwind auf die andere Seite unserer Erde schauen. Dort verbrennen wir gerade Millionen an Steuergeldern ab. Hat man aber dazu einen kritischen Tweet von Ricarda Lang gelesen? Wo beschweren sich die Linken darüber?

Man erahnt wohl, wie ressourcen- und kostenintensiv erst ein Waffengang sein muss, wenn man ihn denn herbeieskaliert. Einen Krieg mit schwerem Gerät zu führen, das macht man nicht nebenbei – er zerstört die Gesellschaft auch dann, wenn der Krieg vielleicht gar nicht vor die eigene Haustür kommen sollte. Denn die Kosten und die Ressourcen, die aufgebracht werden müssen, binden alle wirtschaftliche Kraft und fressen nahezu alle Einkünfte auf. Am Ende brechen auch die letzten sozialstaatlichen Strukturen zusammen. Denn einige Kilogramm Kerosin sind im Krieg wichtiger, als das Überleben irgendwelcher Rentner oder Langzeiterkrankter. 

Zum Autor:  Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog ad sinistram. Seit 2017 ist er Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen. Er war Kolumnist beim Neuen Deutschland und schrieb regelmäßig für Makroskop. Seit 2022 ist er Redakteur bei Overton Magazin. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main. Im März 2018 erschien sein Buch „Rechts gewinnt, weil links versagt“.

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen.

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