Als Reaktion auf die Diskussion über die Lage in Nahost infolge des Hamas-Überfalls auf Israel vom 7. Oktober 2023 bekundete der deutsche Vizekanzler Dr. Habeck seine persönliche Betroffenheit und legte ein Bekenntnis ab: „Dieses besondere Verhältnis zu Israel rührt aus unserer historischen Verantwortung: Es war die Generation meiner Großeltern, die jüdisches Leben in Deutschland und Europa vernichten wollte.“(1) Wenn die von Habeck angesprochene gesamte Generation seiner Großeltern (geboren zwischen 1885 und 1915) jüdisches Leben in Deutschland und Europa vernichten wollte, dann hat das deutsche Volk keine Daseins-Berechtigung und muss von der Wurzel her ausgerottet werden. Diese Sichtweise ist nicht nur höchst rassistisch, sondern auch völlig falsch.
Ein Beitrag von Wolfgang Effenberger
Die von Habeck pauschal unter Mordverdacht gestellte Generation von angeblichen Antisemiten hatte die volle Last des Ersten Weltkriegs zu tragen und erlebt, wie sich Anfang August 1914 die jüdischen Mitbürger – sie stellten gerade 1 Prozent der gesamten Bevölkerung – überproportional freiwillig zum Militärdienst meldeten, um als Patrioten das von Ost und West bedrohte deutsche Kaiserreich zu verteidigen. Dieser Krieg war von Großbritannien über die Bildung der „Triple Entente“ (informeller Zusammenschluss zwischen Frankreich, Russland und Großbritannien ab 1907) und dem 1904 ins Leben gerufenen „Committee of Imperial Defense“ (1904 bis 1939) systematisch vorbereitet worden.(2)
In Sarajevo wurden am 28. Juni 1914 der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Frau Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, von Gavrilo Princip, einem Mitglied der serbisch-nationalistischen Bewegung Mlada Bosna (Junges Bosnien), ermordet. Das von der serbischen Geheimgesellschaft „Schwarze Hand“ geplante Attentat in der bosnischen Hauptstadt löste die Julikrise aus, die schließlich Anfang August zum Ersten Weltkrieg führte. Nachdem die Briten 1917 in der Korfu-Deklaration den Serben die Nachfolge des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn als Vereinigung aller Südslaven (Jugoslawien) angeboten haben, darf nicht ausgeschlossen werden, dass hinter diesem Attentat ganz andere Kräfte steckten. Das Attentat von Sarajewo wurde bis heute nicht befriedigend aufgeklärt. Ebenso dürfte der Terroranschlug auf die North-Stream-Pipelines nie aufgeklärt werden.
In den ersten Augusttagen des Jahres 1914 eilte die deutsche Jugend zu den Fahnen. Unter ihnen waren die deutschen Juden die ersten und eifrigsten Kriegsfreiwilligen. „Aus den Geschäftskontoren, aus den Hochschulen, von den Bänken der oberen Gymnasialklassen stürmten sie zu den Waffen. Einzelne jüdische Studenten- und sonstige Jugendvereine sahen drei Viertel ihrer Mitgliedschaft und mehr zu den Waffen stürzen und in den Blutströmen der ersten, der verheerendsten Schlachten floß das jüdische und das christliche Blut in gleich heißem Rot zusammen – eine erschütternde Verbrüderung“.(3)
Das alles hatte diese Großeltern-Generation weitgehend persönlich erlebt!
Nachdem am 4. August 1914 der jüdische Sozialdemokrat Ludwig Frank mit fast allen sozial-demokratischen Fraktionskollegen im Reichstag für die Kriegsanleihen gestimmt hatte, meldete er sich noch am selben Nachmittag freiwillig: „Ich habe den sehnlichsten Wunsch“, schrieb Ludwig Frank aus dem Feld, „den Krieg zu überleben und dann am Innenbau des Reiches mitzuschaffen. Aber jetzt ist für mich der einzig mögliche Platz an der Linie, in Reih und Glied, und ich gehe wie alle anderen freudig und siegessicher“.(4)
Drei Wochen nach Kriegsbeginn fiel der soeben erst Vierzigjährige als erster deutscher Volksvertreter „auf dem Felde der Ehre“.
„Mit einem starken Glücksgefühl, mit leuchtenden Augen sind im Augenblick einer nationalen Erhebung ohnegleichen auch alle jene zu den Fahnen geeilt, die sich im deutschen Vaterland zur mosaischen Religion bekennen“,(5) schrieb Margarete Marasse in ihrem Artikel „Der heilige Krieg“.
Auch aufgrund der Religionsvorschriften drängten massenhaft Juden in wehrhaftem Alter zu den Fahnen. Darunter Abertausende Freiwillige, die entweder ihren Jahren nach noch zu jung oder anderweitig von der Wehrpflicht befreit waren. Mit 63 Jahren trat Ludwig Stern als ältester Leutnant in das preußische Heer ein. In Bayern meldete sich sogar der 64-jährige Emanuel Goldschmidt aus Würzburg wieder zum Dienst – ihm wurde 1870 das Eiserne Kreuz verliehen!
„Jüdische Familien, die sechs, sieben Angehörige im Felde haben, sind nicht selten. Die Begeisterung, die das ganze deutsche Volk erfüllt, reißt ebenso dessen jüdische Söhne mit sich, die oft mit vielen Schwierigkeiten aus fernen Ländern zu den Fahnen eilten“.(6)
Der Sozialdemokrat Rudolf Goldscheid, aus einer wohlhabenden Wiener assimilierten jüdischen Kaufmanns- und Bankfamilie entstammender Pionier der Friedensbewegung und der Soziologie im deutschsprachigen Raum, veröffentlichte 1915 – inzwischen Präsident des Österreichischen Monistenbundes (alleinige Betonung des gesetzlichen Naturgeschehens)(7) – das vielbeachtete Buch „Deutschlands größte Gefahr – Ein Mahnruf“, in dem er eingangs unmissverständlich festhält, dass Deutschland, nachdem es von allen Seiten angegriffen wurde, die große Prüfung glänzend bestanden hat.(8) Doch dann stellt er visionär fest, dass ohne Veränderung der bisherigen Mächtegruppierung auch ein künftiger Friedensschluss bloß ein längerer oder kürzerer Waffenstillstand sein wird, und befürchtet für die Zukunft noch Schlimmeres. Sollte sich Deutschland zu einem gefährlichen Konkurrenten für die Vereinigten Staaten entwickeln, würde ein Wettrüsten heraufkommen, gegen das alles Bisherige ein Kinderspiel war. Damit sich die amerikanische Gefahr verringert, predigt Goldscheid die Anbindung an den Westen: „Wird Amerika erst zur Militarisierung genötigt, dann ist auch von dieser Seite her Europa aufs Schwerste bedroht“. (9)
1916 wurde der aus der schlesischen Grafschaft Glatz stammende Großvater des Autors, Ernst Effenberger (Jahrgang 1897), eingezogen und nach Nordfrankreich in den Schützengraben befohlen. Dort diente er vorbehaltlos einem schlesischen Leutnant mit jüdischen Wurzeln. Diesem folgte er Ende 1918 nach seiner Rückkehr und der Auflösung des Regiments, um die polnischen Angriffe auf Schlesien abzuwehren (nach Kriegsende begann das wieder erstandene Polen alle Nachbarn zu überfallen: Litauen, Russland, Ukraine).
Aus der großen Zahl der jüdischen Freiwilligen sind zirka 1.500 jüdische Offiziere hervorgegangen, über 8.500 Eiserne Kreuze 2. Klasse und über 900 Eiserne Kreuze 1. Klasse sind ihnen verliehen worden. Am Ende des Ersten Weltkrieges waren von 100.000 jüdischen Soldaten 12.000 gefallen.(10)
Ein Soldat im Feld – und besonders im Schützengraben – beurteilt seinen Kameraden nicht nach seiner sozialen Herkunft, seiner Stammeszugehörigkeit oder nach seinem Glaubens-bekenntnisses, sondern ausschließlich nach seinen Charaktereigenschaften. Das mag wohl den jüdischen Religionswissenschaftler und Historiker Ismar Elbogen (1874 in Schildberg / Provinz Posen. † 1943 in New York) bewogen haben, in seinem „Jahresrückblick von 5676„ (1916) das Wort eines der ruhmreichen deutschen Feldherren zu erwähnen.
Dieser antwortete einem amerikanischen Berichterstatter auf die Frage, wie seine jüdischen Soldaten sich bewährt hätten: „Ich habe keine jüdischen Soldaten und keine christlichen Soldaten, ich habe nur tapfere Soldaten“.(11)
Selbst in dem als „Religionskrieg“ in die Geschichte eingegangenen 30jährigen Krieg lässt Friedrich Schiller in seiner Tragödie des politischen Denkers „Wallenstein“ den ersten Jäger sagen:
Da fragt niemand, was einer glaubt.
Es gibt nur zwei Ding‘ überhaupt:
Was zur Armee gehört und nicht?
Und nur der Fahne bin ich verpflicht.
(Verse 319-323)
Dass nach vier Jahren mörderischen Krieges kein feindlicher Soldat die Grenze zu Deutschland überschreiten konnte, lag nicht zuletzt daran, dass jüdische Mitbürger schon vor 1914 und auch während des Krieges beachtliche Leistungen in Wissenschaft und Industrie erbracht haben. Stellvertretend sei hier an Albert Einstein erinnert, der von 1917 bis 1933 das „Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik“ leitete. Diese eindrucksvolle deutsche Kulturleistung war das Ergebnis einer gegenseitigen Befruchtung und einer deutsch-jüdischen Symbiose. Nur vor diesem Hintergrund erklären sich die vielen Patente und Nobelpreise.(12) Von diesem so im deutschen Kaiserreich gelegten wissenschaftlich-industriellen Fundament (vorneweg die Pharmaindustrie) hat das deutsche Volk lange zehren können.
Die Behauptung von Dr. Habeck, dass die gesamte Generation seiner Großeltern (geboren zwischen 1885 und 1915) jüdisches Leben in Deutschland und Europa vernichten wollte, widerspricht jeglicher historischen Grundlage und zeugt von verhängnisvollen Geschichts-defiziten des Vizekanzlers.
Hitler: Euthanasiefrage nur im Kriegsfall aufgreifen
Bereits 1935 hatte Adolf Hitler auf dem Reichsparteitag in Nürnberg das Ansinnen des Reichs-ärzteführers Gerhard Wagner, eine Ermächtigung zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ auszustellen, abgelehnt. Er wolle diese Euthanasiefrage nur im Kriegsfall aufgreifen und durchführen, weil die Befreiung des Volkes von der Last der Geisteskranken im Krieg möglich sei. Wenn alle Welt auf den Gang der Kampfhandlungen schaue, wiege der Wert des Menschenlebens ohnehin minder schwer. Ferner meinte Hitler, dass „…Widerstände, die von kirchlicher Seite zu erwarten wären, in dem allgemeinen Kriegsgeschehen nicht diese Rolle spielen würden wie sonst“.(13) Diese Befürchtung war begründet. Hatte doch zuvor der Münchener Kardinal Faulhaber im Fastenhirtenbrief von 1934 geschrieben: „Ein furchtbares Wort ist gefallen. ‚Gut ist, was dem Volke dient’… Könnte nicht ein Fanatiker auf den Wahn kommen, Mord und Meineid dienten dem Wohl des Volkes und seien daher ‚gut‘? Könnte nicht ein Arzt auf den Gedanken kommen, die Tötung von Geisteskranken, die sogenannte Euthanasie, erspare dem Staat große Fürsorgelasten, sie diene dem ‚Wohle des Volkes‘ und sei daher ‚gut‘?“.(14)
Mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939 begannen die Vorbereitungen zur Umsetzung der verbrecherischen Ideologie.
Erster katholischer Protest wurde am 1. August 1940 brieflich durch den Freiburger Erzbischof Gröber und den Rottenburger Generalvikar Kottmann in der Reichskanzlei eingelegt. Zehn Tage später traf bei der gleichen Stelle der Protest des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Bertram ein. Am 22. August 1940 verbot die Bischofskonferenz jede aktive Mitwirkung beim Abtransport der Patienten und am 27. November 1940 verurteilte das Hl. Offizium die Tötung von psychisch oder physisch Kranken als unvereinbar mit dem Naturrecht und dem positiven göttlichen Recht. Diese Eingaben zeigten jedoch noch keine Wirkung – im Gegenteil: Im Frühjahr 1941 wurde die Euthanasie-Aktion unter der Bezeichnung „Sonderbehandlung 14 f 13“ auf die Konzentrationslager ausgedehnt, wobei das Aktenzeichen „14 f“ in der Lagerverwaltung für Tod stand, die nachfolgende Ziffer bezeichnete die Umstände des Todes. Heinrich Himmler schickte die Gutachter der Aktion „T4“ (in Anlehnung an die Tötungszentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4) zur Selektion in die Konzentrationslager, wo die Opfer weniger nach „medizinischen“, sondern oft nach politischen und rassistischen Kriterien ausgewählt wurden.(15) Vor allem jüdische KZ-Insassen wurden ohne Berücksichtigung ihres Gesundheitszustandes von dieser Aktion erfasst. So wurde z. B. die im KZ Ravensbrück inhaftierte Sozialwissenschaftlerin Dr. Käthe Leichter(16) im Zuge der Aktion „14 f 13“ im März 1942 in der Euthanasieanstalt Bernburg mit Giftgas ermordet.(17)
Bischof von Galen protestiert
Trotz strenger Geheimhaltung waren doch Informationen über die Vorfälle in den Mord-anstalten an die Öffentlichkeit gedrungen und hatten für Beunruhigung gesorgt. Schuld daran war nicht zuletzt ein von der Royal Air Force über deutschen Großstädten abgeworfenes Flugblatt vom 23. Juni 1941 – datiert auf den Tag nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion – mit internen Hinweisen zur Mordaktion. Dagegen war es der NS-Propaganda nicht gelungen, die Bevölkerung für eine derartige „Aktion“ einzunehmen. Somit kann die Ablehnung der Krankenmorde als einziges Beispiel für eine Massenresistenz der Deutschen gegenüber der Politik des NS-Regimes angesehen werden.(18) Letztlich sind es die Proteste von kirchlicher Seite, die Hitler am 24. August 1941 zur formalen Einstellung der „Aktion T 4“ veranlassen.
Besonders erwähnt sei an dieser Stelle Bischof Clemens August Graf von Galen(19), der bereits am Vorabend des Kriegsausbruchs bei der Reichskanzlei als einer der gefährlichsten Regime-Gegner registriert worden war.
Hatte doch von Galen bereits in seinem ersten diözesanen Hirtenbrief zu Ostern 1934 unmissverständlich die Neuheidentums-Weltanschauung der Nationalsozialisten als unheil-volle totalitäre Lehre gegeißelt: Eine Ideologie, die die Rasse über die Moral und das Blut über das Gesetz stelle, um die Grundlagen des Christentums zu zerstören. Dieser antichristliche Angriff sei von einer zerstörerischen Kraft, die alles Vorherige übertreffe. Der Brief schloss mit einer Ermahnung an die Gläubigen, sich nicht von einem solchen „Gift für das Gewissen“ verführen zu lassen. Zu Ostern 1935 bündelte von Galen seinen Angriff auf die Rassentheorie und Rosenbergs „Blut-Katechismus“. Dazu ließ er dem Diözesan-Bulletin eine Studie gegen den Mythus des 20. Jahrhunderts beilegen. Während Hermann Göring in einem Rundschreiben verlangte, dass der Klerus für den Schulunterricht gesperrt werde, kam Rosenberg persönlich nach Münster, um vor Ort gegen den Bischof ins Feld zu ziehen. Aber das Bistum stand zu seinem Bischof und zeigte am 8. Juli 1935 Solidarität in einer Prozession, an der eine unglaublich große Schar von Gläubigen teilnahm.
Als am 6. Juli 1941 in allen katholischen Kirchen Deutschlands der gemeinsame Hirtenbrief der deutschen Bischöfe vom 26. Juni verlesen wurde, machte Bischof von Galen nach der Passage, „Nie, unter keinen Umständen darf der Mensch außerhalb des Krieges und der gerechten Notwehr einen Unschuldigen töten“, ein unvorstellbares Verbrechen öffentlich: „Allgemein herrscht der an Sicherheit grenzende Verdacht, daß diese zahlreichen unerwarteten Todesfälle von Geisteskranken nicht von selbst eintreten, sondern absichtlich herbeigeführt werden, daß man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe sogenanntes ‚lebensunwertes‘ Leben vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn man meint, ihr Leben sei für Volk und Staat nichts mehr wert. Eine furchtbare Lehre, die die Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will, die die gewaltsame Tötung der nicht mehr arbeitsfähigen Invaliden, Krüppel, unheilbar Kranken, Altersschwachen grundsätzlich freigibt!“(20)
Der Bischof geißelte diesen Vorgang als Mord; er verwies auf den Paragraphen 139 und forderte dessen Befolgung ein: „Wer von dem Vorhaben ….eines Verbrechens wider das Leben . . . glaubhafte Kenntnis erhält und es unterläßt, der Behörde oder dem Bedrohten hiervon zur rechten Zeit Anzeige zu machen, wird . . . bestraft.“
Nun sollte der kämpferische Bischof mit den drei großen Predigten vom Sommer 1941 unter dem Beinamen „Löwe von Münster“ in die Geschichte eingehen. Entschlossen, das Unrechts-regime zu entlarven, stieg er am 13. Juli 1941 auf die Kanzel in St. Lamberti zu Münster und wetterte ob der physischen Übermacht der Gestapo, der jeder deutsche Staatsbürger schutzlos und völlig wehrlos gegenüberstehe: „Keiner von uns ist sicher, und mag er sich bewußt sein, der treueste, gewissenhafteste Staatsbürger zu sein, daß er nicht eines Tages aus seiner Wohnung geholt, seiner Freiheit beraubt, in den Kellern und Konzentrationslagern der Gestapo eingesperrt wird. Ich bin mir klar darüber, das kann auch heute, das kann eines Tages mir geschehen…“(21). Zum donnernden Abschluß rief von Galen im Namen des rechtschaffenen deutschen Volkes, im Namen der Majestät der Gerechtigkeit und im Interesse des Friedens als deutscher Mann, als ehrenhafter Staatsbürger, als Vertreter der christlichen Religion, als katholischer Bischof: „Wir fordern Gerechtigkeit!“(22).
Diese Predigt verfehle ihre Wirkung nicht; am darauffolgenden Sonntag war das Gotteshaus zum Bersten voll. Von Galen zeigte den Menschen auf, dass dieses Regime das Land ins Elend stürzen werde, und wetterte: „Volksgemeinschaft mit den Männern, die unsere Ordensleute, unsere Brüder und Schwestern ohne Rechtsgrund… wie Freiwild aus dem Lande hetzen? Nein! Mit ihnen und allen dafür Verantwortlichen ist mir keine Gemeinschaft im Fühlen und Denken mehr möglich!“(23). Mit Stolz, so der Historiker Ernst Klee, kann die katholische Kirche auf die dritte Predigt des Bischofs zurücksehen. Am 3. August 1941 brachte Galen die National-sozialisten in größte Schwierigkeiten, weil er die geheim durchgeführten Massentötungen öffentlich als Mord anprangerte.(24)
„Wenn einmal zugegeben wird“, so der Bischof, „dass Menschen das Recht haben, ‚unproduktive‘ Mitmenschen zu töten – und wenn es jetzt zunächst auch nur arme, wehrlose Geisteskranke trifft – dann ist grundsätzlich der Mord an allen unproduktiven Menschen, also an den unheilbar Kranken, den Invaliden der Arbeit und des Krieges, dann ist der Mord an uns allen, wenn wir alt und altersschwach und damit unproduktiv werden, freigegeben!“ Dann bräuchte es nur irgendeinen Geheimerlass, dass die Tötung auch bei den Altersschwachen, bei den Arbeitsinvaliden, bei den schwerkriegsverletzten Soldaten anzuwenden ist! „Dann ist keiner von uns seines Lebens mehr sicher: Irgendeine Kommission kann ihn auf die Liste der ‚Unproduktiven‘ setzen, die nach ihrem Urteil ‚lebensunwert‘ geworden sind! Und keine Polizei wird ihn schützen und kein Gericht seine Ermordung ahnden und den Mörder der verdienten Strafe übergeben!“(25)
Zum Abschluss der Predigt leitete von Galen vom 5. Gebot zum 1. Gebot über: „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!“ und verwies dabei auf die neuen Götzen: der Staat, das Volk oder die Rasse. Viele würden dem eigenen Wohlbefinden selbst Ehre und Gewissen opfern und sich unter Anmaßung göttlicher Befugnisse zum Herrn über Leben und Tod der Mitmenschen machen.
Der damalige Reichsleiter Bohrmann schlug Hitler vor, den Bischof von Münster zu verhaften und hängen zu lassen. In diesem Fall befürchtete die NS-Führung jedoch einen zu starken Widerstand in der Bevölkerung des Bistums Münster. Joseph Goebbels sprach sich dafür aus, die Beseitigung von Galens auf die Zeit nach dem Krieg zu verschieben. So wurden statt des Bischofs 24 Weltpriester und 13 Ordensgeistliche aus der Diözese Münster ins Konzentrations-lager gebracht, wo 10 von ihnen ums Leben kamen.(26) Ebenfalls mit dem Tod mussten die „Lübecker Märtyrer“, die katholischen Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink für ihren Mut bezahlen. Sie hatten die Predigten von Galens abgetippt und verteilt und wurden dafür am 10. November 1943 in Hamburg hingerichtet.
Die New York Times bezeichnete Bischof von Galen als „…erbittertsten Gegner des antichrist-lichen nationalsozialistischen Programms“.(27) Und Papst Pius XII. versicherte ihm in seinen Briefen seine volle Unterstützung und Dankbarkeit. Vor allem dankte er von Galen, mit seinen Hirtenbriefen der päpstlichen Weihnachtsbotschaft vom 24. Dezember 1942 gleichsam den Boden bereitet zu haben. Einer Botschaft der „Worte zur Verteidigung der Juden „ wurde in der New York Times lobend erwähnt, weil er die Welt auf das Massaker vieler Unschuldiger aufmerksam gemacht hatte.(28)
Heute weisen die „Sittenrichter“ von Galens darauf hin, dass er ein scharfer Kritiker der Weimarer Verfassung war und dass er als streng antiliberal und antisozialistisch galt. Aus dem Umfeld von Karlheinz Deschner werden insbesondere die Fragen aufgeworfen, ob die Verteidigung der kirchlichen Rechte schon als Widerstand angesehen werden kann, und was von Galen bewogen hat, nicht in der gleichen Art und Weise öffentlich gegen die Verfolgung und Vernichtung der Juden, gegen den Antisemitismus und gegen die Beseitigung von Liberalen, Demokraten und Kommunisten zu protestieren.(29) In Deschners Aufzählung fehlen noch Zeugen Jehovas, Freimaurer, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kriegsdienstverweigerer, russische Kriegsgefangene und weitere Regimegegner.
Am 24. August 1941, drei Wochen nach der Predigt in St. Lamberti, ließ Hitler die „Euthanasie-Aktion“ durch einen mündlichen Befehl beenden. In den anderthalb Jahren zwischen Januar 1940 und August 1941 wurden im Heimatland 70.273 Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten, psychisch kranke und geistig behinderte Menschen, getötet.(30) Dieses politische Großverbrechen mit der kalkulierten Ermordung von hilfsbedürftigen und wehrlosen Anstaltspatienten hätte jedermann das Ende aller Humanität im Nationalsozialismus aufzeigen können. Nun ging die Vernichtung in weniger auffälligen und umfangreichen Formen bis zum Kriegsende weiter. Die Patienten wurden mit Medikamenten vergiftet und häufig auch dem Hungertod preisgegeben. Nach diesem Probelauf der „Tötungs-Zentrale“ in der Tiergartenstraße 4 sollten nun die gemachten Erfahrungen in organisatorischer, personeller und technologischer Hinsicht für den Holocaust richtungweisend werden.
Ein Teil des Personals der Tötungsanstalten wurde zunächst zu der von Odilo Globocnik geleiteten „Aktion Reinhard“, der Ermordung der Juden im „Generalgouvernement“, abkommandiert. Die Tötungsmethoden und die Deportationstransporte in einige wenige Vernichtungsstätten wurden in modifizierter Weise übernommen, wobei die noch in den Anstalten befindlichen jüdischen Patienten in die Deportationstransporte des Reichssicherheits-hauptamtes (RSHA) einbezogen wurden.(31)
Nach der Wannseekonferenz (32) vom 20. Januar 1942 wurden zahlreiche T4-Mitarbeiter, die in den Vergasungsanstalten eingesetzt waren, in den Osten kommandiert, um dort Vernichtungs-lager aufzubauen und zu betreiben.
Im Frühjahr 1942 begann in Belzec unter der Leitung des ehemaligen Hartheimer Büroleiters Hauptmann Christian Wirth die Judenvernichtung durch Giftgas, während Wirths ehemaliger Stellvertreter Franz Stangl mit der Vernichtung in Sobibor betraut wurde. Im Juli nahm der aus Österreich stammende Dr. med. Irmfried Eberl, ehemals Direktor der Euthanasieanstalten Brandenburg/Havel und Bernburg/Saale, als erster Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka die Tätigkeit auf. Die Ingenieure des Todes perfektionierten die Abläufe, so dass in Treblinka, Sobibor und Belzec an einem Tag weitaus mehr Menschen „ins Gas“ getrieben werden konnten, als in den „Euthanasie-Anstalten“ in einem Monat.(33)
Aufgrund der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten verließen nach dem 30. Januar 1933 zunächst jüdische Linksoppositionelle, Politiker wie Journalisten, das Reich. Bedingt durch die ersten antijüdischen Maßnahmen im April 1933 folgten ihnen entlassene Beamte, Wissenschaftler, Richter sowie akademische Freiberufler wie Rechtsanwälte und Ärzte. Bedeutende Institute wurden geschlossen. Die nächsten Wellen folgten nach den Nürnberger Gesetzen und den Ereignissen des Jahres 1938 (Reichspogromnacht). Ab hier erscheint für die einsetzende Fluchtwelle die Verwendung der Begriffe „Emigration“ und „Auswanderung“ wenig adäquat, weil diese zumindest ein gewisses Maß an Freiwilligkeit voraussetzen.
Die meisten Exilanten wurden von England und Amerika aufgenommen. Es ist als sicher anzunehmen, dass mindestens 90.000 Juden aus Deutschland ihre Zuflucht in den Vereinigten Staaten fanden.(34)
In welchem Umfang einzelne überragende Köpfe der deutsch-jüdischen Einwanderer das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben der Vereinigten Staaten in Amerika bereicherten, kann dem „Who‘s Who in America“ und dem „American Men of Science“ aus dem Jahr 1944 entnommen werden.(35)
Während die assimilierten Juden angelsächsisch geprägte Länder bevorzugten, strebte die zionistische Jugend nach Palästina. Dort betrug der Anteil der deutschen Juden im Zeitraum von 1933 bis 1941 mit 55.000 Personen etwa 25 Prozent der gesamten Einwandererzahl. An der hebräischen Universität in Jerusalem kamen so berühmte Männer wie Julius Guttmann, Isaac Fritz Baer, Martin Buber, Hans Lewy, Ladislaus Farkas, Ludwig Halberstaedter, Ernst Wertheimer oder Carl Neuburg unter. Auf die 135.000 Zurückgebliebenen,(36) zumeist alte, schwache, mittellose oder kinderreiche, wartete dann der leidvolle Weg in die Deportation, der in den meisten Fällen in den Vernichtungslagern endete.
Es dürfen aber auch diejenigen Exilanten nicht vergessen werden, die an ihrem Los zerbrachen und sich in der Fremde das Leben nahmen: Walter Benjamin, Kurt Tucholsky, Stefan Zweig u.v.m. Für Hannah Arendt war die Problematik des Exils nicht in erster Linie die verlorene Heimat, sondern eine tiefgreifende „Weltlosigkeit“. Demzufolge ließ das Exil ein natürliches, humanes „In-der-Welt-Sein“, in der Identität im verantwortlichen Handeln gefunden werden kann, kaum zu.
Nach dem Emigrationsverbot Heinrich Himmlers vom 23. Oktober 1941 lösten Deportation und physische Vernichtung die Vertreibung als Ziel nationalsozialistischer „Judenpolitik“ ab.
Am Ende des grausamen Wahnsinns sollten 6 Millionen ermordete Juden zu beklagen sein. Da es nach Daniel Goldhagen keine Hierarchie der Opfer geben soll (37), sei an dieser Stelle auch an die 3,5 Millionen ermordeten russischen Kriegsgefangenen, die 500.000 Sinti und Roma, die 200.000 Euthanasie-Opfer, die Zehntausenden von Homosexuellen und die Regimegegner gedacht. Eine an Gerechtigkeit interessierte Gesellschaft, so Goldhagen, sollte die Erinnerung an die ehren, die verfolgt worden sind. Auf die Frage, wie der Holocaust möglich wurde, verweist Saul Friedländer auf die Weltkrise der liberalen Gesellschaft. Auf dem Höhepunkt der NS-Herrschaft im Jahr 1940 herrschten nahezu in jedem Land Europas autoritäre bis diktatorisch rechtsgerichtete Regime, in deren Zentrum Hitler stand und Deutschland die zentrale Macht war. „Aber ohne diese Koalition von Ideologien, die vielfach sozial-antisemitisch oder religiös-antisemitisch, aber in jedem Fall autoritär ausgerichtet waren und von Salazar in Portugal bis zu Horthy in Ungarn und Antonescu in Rumänien reichten, hätte Hitler sein Ziel, die Vernichtung der Juden, in diesem kolossalen Ausmaß nicht verfolgen können“.(38)
Als Ende 1943 die Deportationen nahezu abgeschlossen waren, lebten von den einst über 500.000 Bürgern mit jüdischem Hintergrund noch annähernd 10.000 in ihrer Heimat, rechtlos, verfolgt und täglich um ihr Leben fürchtend.
Der in Memel geborene jüdische Gelehrte Dr. Joseph Wohlgemuth, von 1914 bis 1930 Herausgeber der Zeitschrift Jeschurun, zeigte schon im 1. Weltkrieg auf, „…daß das Bild des Deutschen- und des Judenhasses sich zum Verwechseln ähnlich geworden“(39) war und die unglückliche geographische Lage Deutschlands den thora-treuen Juden an die geographische Lage des jüdischen Reiches erinnerte, „…das ohne natürliche Grenzen an allen Seiten von fremden Völkern und zumeist Erbfeinden umgeben war und darum jederzeit eines Angriffes gewärtig sein musste“.(40) Im Vergleich zu den thora-treuen Juden boten nach Wohlgemuth diejenigen ein eigenartiges Bild, welche die Ethik von der positiven Religion oder zum mindesten von den heiligen Büchern der Juden loslösen wollten. Gemeint waren die Vertreter der soziologischen Gesellschaft, die ihre neue, auf einem entwicklungsgeschichtlichen Materialismus ruhende einheitliche Weltanschauung im Monistenbund (41) verfolgten.
„Mit der Katastrophe der deutschen Judenheit hat eine der großen Menschheitstragödien ihren Abschluss gefunden“, stellt die 1897 in Oberschlesien geborene deutsch-britische Historikerin und Soziologin jüdischer Herkunft Eva Reichmann (geb. Jungmann) nüchtern fest. Für sie ist die Schuld der Opfer analog zum tragischen Helden „…in der zu rückhaltlosen Hingabe der deutschen Juden an die deutsche Kultur“ zu suchen: „Was einige der besten Menschen beider Welten zueinander zog, war mehr als ein Zufall der Geburt; es war eine geheimnisvolle Anziehungskraft, beladen mit der Last der Ambivalenz, die auch individuellen Beziehungen dieser Art nicht erspart bleibt“.(42)
Als eine der ersten deutschsprachigen Historikerinnen und als selbst verfolgte Jüdin sammelte und archivierte sie Berichte verfolgter Juden und Augenzeugen für die Forschungsabteilung der Wiener Library. Als deren Leiterin wertete sie auch die Protokolle der Nürnberger Prozesse aus. Zugleich engagierte sie sich stark für die Versöhnung der Überlebenden des Holocaust und exilierten deutschen Juden mit den übrigen Bürgern der Bundesrepublik.
Eva Gabriele Reichmanns Selbstverständnis steht für viele jüdische Exilanten: „Also, ich bin eine Deutsche nicht mehr, eine Engländerin werde ich nie sein. Ich bin eine britische Staatsangehörige jüdischer Tradition, jüdischer Herkunft und bemühe mich, meine nie versagende und nie dahingegangene deutsche Loyalität noch zu bewahren, neben meiner britischen Loyalität, die von meinem ganzen Dank dafür geprägt ist, dass mir England eine Heimat gegeben hat, als Deutschland mir die Heimat zu nehmen begann“.(43)
Jeder Versuch, die unvorstellbare Eruption von Hass und Vernichtung zu relativieren, zu verharmlosen, dem Holocaust Analogien mit dem Verhalten anderer Diktatoren einen Anstrich von „Normalität“ zu verleihen, muss, so der deutsch-israelische Politologe und Autor Nachum Orland (* 1942), auf die Überlebenden wie eine Verhöhnung wirken. Aber gerade aus der Singulariät des Holocausts zieht Orland eine optimistische Schlussfolgerung: Da es zwischen Deutschen und Juden niemals eine „Erbfeindschaft“ gegeben hat, soll man an die Tradition der nachweislich fruchtbaren Zusammenarbeit anknüpfen.(44)
In Anlehnung an Raul Hilbergs Entwicklungsstrang „Enteignung-Konzentration-Ausrottung“ ist es üblich geworden, „…der nationalsozialistischen Politik gegen die Juden eine zielgerichtete Entwicklung zu unterstellen, die in klaren, abgrenzbaren und eindeutigen Phasen verlief“.(45) Dagegen ist für den Historiker Ulrich Herbert die Entwicklung von den Novemberpogromen bis zu den Gaskammern keine automatische. Für ihn trugen die betrunkenen Mordbanden und die ihnen applaudierenden Gaffer und Claqueure dazu bei, die Voraussetzungen für den Völkermord zu schaffen, ohne ihn aber zu initiieren. Der Holocaust sollte nicht vom Straßenmob, sondern als Staatsverbrechen von ordentlichen deutschen Ämtern, Behörden und Ministerien, von Richtern, Polizeibeamten und Verwaltungsjuristen, „vom geräuschlos und effizient funktionierenden deutschen Staatsapparat“ und somit vom Bildungsbürgertum ausgeführt werden.(46)
Die Großväter mütterlicherseits von Dr. Habeck scheinen zu dieser ideologisch verblendeten „Elite“ gehört zu haben. Seit dem 19. Juni 2024 wird in den führenden Medien unter dem Tenor „Habeck spricht über Schuld seiner Großväter“ über die Verstrickung der Familie des Vizekanzlers im Dritten Reich berichtet und verständnisvoll die damit für ihn verbundene Belastung beleuchtet. „Diese persönliche Auseinandersetzung hat mein politisches Denken, Handeln und Reden mitgeprägt und nimmt mich bis heute in die politische Pflicht“,(47) wird Habeck weiter zitiert.
Der Gutsbesitzer Urgroßvater Walter Granzow (1887 in Schönhagen – 1952 in Bad Schwartau) – später Politiker, Partei- und Bankfunktionär – hatte von 1914 bis 1918 als Soldat am Ersten Weltkrieg teilgenommen und verwaltete anschließend bis 1932 das Gut in Severin.
Auf diesem Gut heirateten am 19. Dezember 1931 Joseph Goebbels und Magda Quandt (1901 in Berlin als „Johanna Maria Magdalena Behrend“ geboren, ab 1908 vom jüdischen Stiefvater Max Friedländer adoptiert, 1921-1931 Ehefrau des Industriellen Günther Quandt, der bis 1918 mit Antonie Granzow, der Schwester von Walter, verheiratet war).
Nach dem Wahlsieg der NSDAP im Raum Mecklenburg-Schwerin amtierte er vom 13. Juli 1932 bis zum 9. August 1933 als Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Schwerin. Gleichzeitig übernahm er die Leitung des Außenministeriums. Vom 13. Juli 1932 bis zum 5. Juli 1933 bekleidete er auch das Amt des Finanz- und Landwirtschaftsministers, vom 5. Juli bis zum 9. August 1933 dann auch das Amt des Unterrichtsministers. Von 1933 bis 1943 gehörte Granzow dem Reichstag an.
Am 2. Oktober 1933 war er in die Schutz-Staffel (SS) (Nr. 128.801) als SS-Sturmbannführer (vgl. Major) aufgenommen worden, wurde am 20. April 1934 zum SS-Obersturmbannführer (vgl. Oberstleutnant) und bereits am 9. September 1934 zum SS-Standartenführer (vgl. Oberst) befördert. Am 9. November 1936 erhielt er schließlich seine Ernennung zum SS-Brigadeführer (vgl. Brigade-General).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Walter Granzow verhaftet und von 1945 bis 1948 interniert. Im Anschluss arbeitete er zunächst als Wirtschaftsberater und später als Vertreter für eine Margarinefabrik in Holstein.
Der Großvater von Habeck, Granzows Sohn Kurt (1912-1952) war Obersturmführer (vgl. Oberleutnant) der SA, der jüngere Sohn Gerhard (1914-1941) war ebenfalls NSDAP-Mitglied.(48)
Das von Correctiv überprüfte Zitat wird vor den dunklen NS-Seiten der Familie Habecks nur zum Teil verständlich. Wo bleiben die Konsequenzen?
Für Habeck scheint die „Deutsche Staatsräson“ außer Zweifel zu stehen. Bereits 2008 hat die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel festgeschrieben, dass die Sicherheit Israels „Deutsche Staatsräson“ sei. Kurz nachdem im Oktober 2023 die islamistische Hamas Israel angriff, wiederholten Bundeskanzler Olaf Scholz und Vizekanzler Habeck dieses Mantra. Dieser Staatsräson haben sich somit die Interessen Deutschlands unterzuordnen. Die Staatsräson stellt sich auch über geltendes Recht. Für Deutschland, in dessen Namen im letzten Jahrhundert die fürchterlichsten Verbrechen begangen wurden, kann es nur eine Staatsräson geben: Die Achtung vor dem Völkerrecht und der UN-Charta. Und sollte es Zweifel geben: Immer die Seite der schwächeren Partei ergreifen. Eine weitere Staatsräson wäre mit Nachdruck zu vertreten: Im Sinne der Forderung des Grundgesetzes alles dafür zu tun, dass von deutschem Boden nicht noch einmal ein Krieg ausgeht. Das alles scheint Habeck in seinem Kriegszug gegen Russland nicht zu berühren. Da scheint der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen zu sein: Die Großväter als vorbildhafte Kreuzritter gegen Russland. Der Enkel geht sogar noch weiter: Beim jüngsten Besuch in Peking (2.-23. Juni 2024) warnte der Bundeswirtschaftsminister die chinesische Regierung vor wirtschaftlichen Konsequenzen ihrer Unterstützung für Russland. Bei einem Treffen mit chinesischen Regierungsvertretern zu Klimafragen in Peking sagte Habeck „Deutsche und europäische Sicherheitsinteressen seien durch Russlands Krieg gegen die Ukraine direkt berührt“. (49)
Als Habeck sich Ende Mai 2021 als Spitzenkandidat der Grünen im martialischen Outfit mit Splitterweste und Gefechtshelm mit nachdenklicher Miene an die ukrainische Konfliktlinie begab, signalisierte er der ganzen Welt seine Parteinahme. Als verantwortlicher, dem Frieden verpflichteter Politiker hätte er im dezenten Zivil beide Seiten der Konfliktlinie aufsuchen müssen, das Minsker Abkommen hätte es so verlangt. Damals hätte dieses Friedensabkommen noch eine Chance gehabt. Und was tat Habeck? Er verlangte unaufgefordert Waffenlieferung an die Ukraine – und seit dem 24. Februar 2022 setzen die GRÜNEN diese Politik der Kriegseskalation erfolgreich fort.
Eine große Chance für Frieden bot die „Gemeinsame Erklärung der USA und Deutschlands zur Unterstützung der Ukraine, der europäischen Energiesicherheit und unserer Klimaziele“ vom 21. Juli 2021. Dort heißt es eingangs, dass die Vereinigten Staaten und Deutschland mit Nachdruck die Souveränität der Ukraine, deren territoriale Unversehrtheit, Unabhängigkeit und den von ihr eingeschlagenen europäischen Weg unterstützen, zum anderen aber auch: „Die Vereinigten Staaten versichern ihre Unterstützung für die Bemühungen Deutschlands und Frankreichs, Frieden in der Ostukraine im Rahmen des Normandie-Formats zu erreichen. Deutschland wird seine Anstrengungen innerhalb des Normandie-Formats intensivieren, um die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zu ermöglichen“.(50) Diese Forderung wurde weder von der Merkel- noch von der Scholz/Habeck-Regierung aufgegriffen. War sie nur ein Lippenbekenntnis zur Täuschung Russlands? Habeck hat als Vorsitzender GRÜNEN und als Vizekanzler alles unterlassen, was irgendwie dem Frieden eine Tür geöffnet hätte.
Ende März 2024 erhielt der Vizekanzler Robert Habeck für seine Aussage, Deutschland und Europa müssten sich auf einen Landkrieg vorbereiten, Unterstützung aus der Union. „Diese späte Erkenntnis ist richtig“(51), sagte der stellvertretende Fraktionschef Johann Wadephul. Der Krieg scheint also zumindest von der deutschen Politik so gewollt zu sein.
Zusammenfassung und Fazit
Schon unmittelbar nach Kriegsende 1945 haben sich die USA gern schuldverstrickter NS-Größen bedient – jederzeit erpressbar, zeigten sie sich ihren neuen Gönnern sehr loyal. So wundert es nicht, dass heute anscheinend gern die im Schuldtrauma lebenden Nachkommen in höchste Ämter gehievt werden. Unter den Kindern von NS-Verbrechern gibt es zwei Typen: Die einen bekennen sich zu ihren Vorfahren und die anderen – die überwiegende Mehrheit – leben gefangen im Schuldtrauma und befeuern eine einseitige Erinnerungskultur. Von den Kindeskindern von NS-Verfolgten ist in der Politik wenig Spektakuläres zu hören. Sie sind natürlich nicht so einfach für verschiedene Interessen zu instrumentalisieren.
Wut auf die eigenen Vorfahren – das ganze Volk für die Verbrechen verantwortlich machen, da wird die Schuld der Vorfahren relativiert und es lässt sich für die Nachkommen leichter leben. Aber um welchen Preis! Herrn Dr. Habeck sollten die Zusammenhänge bekannt sein. Auch der ehemalige SPD-Vizekanzler Sigmar Gabriel bekannte: „Mein Vater war ein unverbesserlicher Nazi und Holocaust-Leugner“.(52)
Sie sind keine Einzelfälle. 1947 verteidigte der spätere Bundespräsident Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (1920 – 2015) in Nürnberg seinen angeklagten Vater, den vormaligen Stellvertreter des Reichsaußenministers Joachim von Ribbentrop (gehängt 1946) und eine mehrfach von der SS ausgezeichnete NS-Größe (Ehrengruppenführer – General -, Ehrendegen, Ehrenring) als unschuldig. 1985 nahm Richard von Weizsäcker als Bundespräsident anlässlich des 40. Jahrestags des Endes des Dritten Reiches das ganze Volk in die Schuld.
NS-Verbrechern ist es über Generationen gelungen, sogar noch ihre Opfer mitschuldig zu machen und alle Nachgeborenen in das Verbrechen einzubinden und damit letztlich die Verbrechen der Täter in der Menge untertauchen zu lassen. Diese Strategie ist aufgegangen und hat u.a. die deutsche Staatsraison erst möglich gemacht.
Als Enkel eines NS-Verfolgten (Ernst Effenberger, Mai 1934 Berufsverbot als Förster, Mai 1938 Einlieferung in das KZ Sachsenhausen) muss ich eine derartige Vereinfachung strikt ablehnen. Die NS-Verbrecher dürfen nicht noch im Nachhinein ihre malträtierten Opfer mit in die Schuld einschließen.
Das Beschleunigen der Kriegs-Eskalationsspirale – vor allem durch die GRÜNEN – muss beendet werden. Die SPD will aber nicht nachstehen: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen“ (53), meinte Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig beim Besuch in Kiew am 24.Juni 2024. Krieg und Gewalt lösen keine Probleme, sondern schaffen nur neue. Nicht vergessen werden darf Hitlers Aussage auf dem Reichsparteitag 1935 in Nürnberg: „Wenn alle Welt auf den Gang der Kampfhandlungen schaue, wiege der Wert des Menschenlebens ohnehin minder schwer“. Unter dem Mantel des Krieges könnten sich Verbrechen ähnlich wie im Zweiten Weltkrieg wiederholen.
Quellen und Anmerkungen:
2)Vgl. Wolfgang Effenberger/Willy Wimmer: Wiederkehr der Hasardeure. Höhr-Grenzhausen 2014
3)Landau, Josef.: Rückblick auf das Jahr 5677/ Band 18, S. 3
4)Kriegsbriefe gefallener deutscher Juden (1935), 2. Auflage, Stuttgart 1961, 43 f.
5) Marasse, Margarete: Der heilige Krieg; in: Allgemeine Zeitung des Judentums Nr. 36, 4. September 1914, S. 421
6)Philippson, Martin: Rückblick auf das Jahr 5674, Jahrbuch für Band 1915, S. 6
7)Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 261
Die Grund-Ideen des Monistenbundes waren: Verwerfung aller dogmatischen Bindungen, Ablehnung aller außer- und überweltlicher Kräfte, aller Metaphysik, jedes Jenseits-Gedankens und jeglichen theistischen Gottesglaubens, alleinige Betonung des gesetzlichen Naturgeschehens, Forderung einer undogmatischen, rein naturethischen Jugend-Erziehung, Einführung eines religionslosen Moralunterrichts in den Schulen und Verbreitung einer naturwissenschaftlich begründeten und freiheitlichen Weltanschauung gegen kirchlich-konfessionelle Bindungen und Gemeinschaften.
8)Goldscheid, Rudolf: Deutschlands größte Gefahr. Berlin 1915, S. 7
9)Ebda. S. 32
10)Am Stichtag der Judenzählung wurden 6.600 j.[üdische] Kriegsfreiwillige ermittelt sowie einschl. der gefallenen Offiziere (78) und der als dienstuntauglich entlassenen bereits ca. 1.000 Offiziere. Jüd. Verluste wurden mit 3.411 angegeben.«, vgl. Herlitz/Kirschner 1929, S. 460f.
11) Elbogen, Ismar: Rückblick auf das Jahr 5676; in: Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur, Band für 1917, S. 4
12)1901 Wilhelm Conrad Röntgen (1845 – 1923), Physik; Emil von Behring (1854 – 1917), Medizin . 1902 Hermann Emil Fischer (1852 – 1919), Chemie; C. M. Theodor Mommsen (1817 – 1903), Literatur. 1905 Philipp Eduard Anton von Lenard (1862 – 1947), Physik; Johann Friedrich Wilhelm Adolf Ritter von Baeyer (1835 – 1917), Chemie; Robert Koch (1843 – 1910), Medizin. 1907 Eduard Buchner (1860 – 1917), Chemie. 1908 Paul Ehrlich (1854 – 1915), Medizin Rudolf Christoph Eucken (1846 – 1926), Literatur . 1909 Karl Ferdinand Braun (1850 – 1918), Physik; Wilhelm Ostwald (1853 – 1932), Chemie. 1910 Otto Wallach (1847 – 1931), Chemie; Albrecht Kossel (1853 – 1927), Medizin; Paul von Heyse (1830 – 1914), Literatur . 1911 Wilhelm Wien (1864 – 1928), Physik. 1912 Gerhart Hauptmann (1862 – 1946), Literatur . 1914 Max von Laue (1879 – 1960), Physik. 1915 Richard Martin Willstätter (1872 – 1942), Chemie
13)Aussage Karl Brandt, zit. nach Mitscherlich/ Mielke 1989, S. 183f.
14) Zitiert bei Klee, Ernst: Euthanasie im NS-Staat 2001, S. 53
15)Sie wurden anschließend in den Euthanasieanstalten Hartheim, Bernburg und Sonnenstein ermordet.
16)Als Aktivistin der Revolutionären Sozialisten wurde sie am 30. Mai 1938 von der Gestapo verhaftet und im Januar 1940 in das KZ Ravensbrück überstellt.
17)http://www.doew.at/projekte/holocaust/shoa/euth/euth.html#aktion14 vom 2.1.2007
18) Ernst Köhler: Die langsame Verspießerung der Zeitgeschichte. Martin Broszat und der Widerstand, in: Freibeuter, Heft 36, 1988, S. 59.
19)Clemens August von Galen wurde 1878 als Sohn des Grafen und Reichstagsabgeordneten des Zentrums, Ferdinand von Galen, auf Burg Dinklage im oldenburgischen Münsterland geboren. Pünktlichkeit, Fleiß, Traditionsbewusstsein, Gehorsam gegenüber der Obrigkeit und eine konservativ-katholische Lebensanschauung – das waren die Werte, die dem elften von 13 Kindern anerzogen wurden. Seligsprechung am 9. Oktober 2005.
20)Löffler, Peter (Hrsg.):Bischof Clemens August Graf von Galen. Paderborn 1996, S. 847
21)Ebda. S. 847f.
22)Ebda., S. 851
23)Ebda, S. 858
24)Klee, Ernst: Euthanasie, in: DIE ZEIT 11/1986
25)Löffler 1996, S. 859f.
26)Reinhard Lettmann, Bischof von Münster: Bischofswort zur Seligsprechung von Bischof Clemens August Kardinal von Galen Münster, Münster den 17.08.2005
27) 1942, auf dem Höhepunkt des Kriegsgeschehen, veröffentlichte die New York Times eine Reihe von Artikeln über Kirchenmänner, die es wagten, sich gegen Hitler zu stellen. Am 8. Juni 1942 begann die amerikanische Tageszeitung diese Serie mit dem Titel Churchmen who defy Hitler mit einem Artikel über keinen Geringeren als Bischof von Galen.
28)G. Sale, Hitler, la Santa Sede e gli ebrei. Con i documenti dell’Archivio segreto vaticano, Mailand 2004, S. 221, zitiert in Stefania Falasca: Clemens August von Galen. Der Löwe von Münster und Pius XII, 30 Tage in Kirche und Welt vom August 2004
29)Deschner, Karlheinz/ Herrmann, Horst:Der Antikatechismus. Hamburg 1991, S. 240
30) Vgl. Aly, Götz: „Aktion T4“ Modell des Massenmordes, in: Ders. 1989, S. 13ff
31)Der Abtransport der noch in der Anstalt »Am Steinhof« verbliebenen jüdischen Pfleglinge durch die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien erfolgte am 30. und 31. August 1942. Die letzten Insassen der jüdische Heil- und Pfegeanstalt in Bendorf-Sayn bei Koblenz wurden 1943 in die Vernichtungslager des Ostens deportiert http://www.doew.at/projekte/holocaust/shoa/euth/euth.html#deport vom 2.1.2007; Vgl. Friedlander 1997 und den Aufsatz von Annette Hinz-Wessels in Hübener 2002
32) Auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 wurden die Modalitäten der Durchführung der unter strengster Geheimhaltung durchgeführten Massenmordaktion von den zuständigen Dienststellen und Behörden des „Deutschen Reiches“ geregelt. In der Folge wurden unter der Leitung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) die Juden aus dem gesamten deutschen Herrschaftsbereich in Europa in Vernichtungslager deportiert und zum allergrößten Teil ermordet.
33)Klee, Ernst: Euthanasie, in: DIE ZEIT 11/1986. Im November 1943 werden die Vernichtungslager der »Aktion Reinhard« Belzec, Sobibor und Treblinka aufgelöst und das »T 4«-Personal in das bei Triest gelegene Lager San Saba zur Partisanen- und Judenverfolgung verlegt.
34)Tatsächlich ist die Zahl 100.000 vermutlich noch zu niedrig, denn ausser den 82.000 bis 97.000 deutscher Juden, die im Rahmen der legalen Einwanderungsquote nach den Vereinigten Staaten kamen, wurden in dem Zeitraum vom 1. Juli 1933 bis Dezember 1941 nicht weniger als 41,506 Juden (die natürlich nicht alle aus Deutschland stammten) als Besucher in die Vereinigten Staaten zugelassen. (vgl. Tartakower / Grossmann. 1944, S. 91). Willi Jasper kommt somit auf eine Zahl von 132000 Einwanderern (Schoeps 1992, S. 119).
35)Albert Einstein, James Franck, Karl Laudsteiner, Otto Loewi, Otto Meyerhof, Otto Stern (säntliche Nobelpreisträger), Walter Curt Behrendt, Lion Feuchtwanger, Richard Benedikt Goldschmidt, Otto Klemperer, Hans Kohn, Erich Wolfgang Korngold, Karl Landsteiner, Kurt Lewin, Emil Ludwig, Carl Alexander Neuberg, Jules Romains, Arthur Rosenberg, Eugen Rosenstock-Huessy, Curt Sachs, Curt Walter, Kurt Weill, Herman Weiyl, Reinhold Baer, Max Bergmann, Felix Bernstein, Konrad E. Bloch, Robert Bloch, Richard Brauer, Hans M. Cassel, Til1y Edinger, Maximilian R. Ehrenstein, William E. Ehrlich, Immanuel Estermann, Heins L. Fraenke1-Conrat, Fritz W. Fromm, Frieda W. Fuchs, Richard B. Goldschmidt, Ernest F. Goldsmith, Kurt Goldstein, Michael Golomb, Emil J. Gumbel, Fritz Haas, Viktor Hamburger, Bernhard Haurwitz, Ernst D. Hellinger, Max Herzberger, Gerhard Katz, Walter Kempner, Paul Kimmelstiel, Heinrich G. Kobrak, Arthur Korn., Ernst Lachman, Rudolf Ladenburg, Gustav Land, Helmut Landsberg, Rolf Landehoff, Karl O. Lange, Irene Levis, Fritz Levy, Frederick H. Lewey, Kurt Lewin, Hans Lewy, Leopold Lichwitz, W. Wiegfried Loewe, Adolf Magnus-Levy, Otto Marburg, Erich A. Marx, Lore Marx, Walter Marx, Otto Meyerhof, Leonor Michaelis, Ernst Mylon, Erwin Neter, Lothar Wolfgang Nordheim, Richard Prager, Peter Pringsheim, Hans R. Rosenberg, Arthur Rosenthal, Otto Rosenthal, Otto Schales, Rudolf Schindler, Klaus Schocken, Günter Schwarz, Martin Schwarzschild, Carl L. Siegel, Rold Singer, Hertha D. E. Sponer, Gabriel Steiner, Curt Stern, Otto Stern, Siegfried J. Thannhauser, Carl H. W. Tiedeke, Arnold Weissberger, J. Richard Weissenberg, Herman Weyl, Heinrich Albert Wieschhoff, Ernest Witebsky, Werner Wolff . Die Liste beruht auf dem Anhang C von Davie 1947, abgedruckt in Lamm 1951, S. 231ff., wobei hier nur diejenigen jüdischen Flüchtlinge aufgeführt sind, als deren Geburtsland, bzw. letztes Wohnland Deutschland angegeben wurde.
Für das deutsch-jüdische Exil stehen weitere große Namen wie Hannah Arendt, Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Elisabeth Bergner, Ernst Deutsch, Nahum Goldmann, Alfred Kerr, Richard Löwenthal, Rudolf Hilferding, Max Horkheimer, Else Lasker-Schüler, Fritz Kortner, Herbert Marcuse, Ilse Meitner, Felix Nussbaum, Nelly Sachs, Hans-Joachim Schoeps, Alphons Silbermann, Kurt Tucholsky, Theodor Wolff, Arnold Zweig. Aus Österreich kamen prominente jüdische Emigranten wie Bruno Bettelheim, Hermann Broch, Elias Canetti, Sigmund Freud, Franz Werfel und Stefan Zweig.
36)Lamm 1951, Fußnote 29, S. 238
37) Goldhagen, Daniel Jonah: Es gibt keine Hierarchie der Opfer, in: DIE ZEIT vom 7. Februar 1997.
38)Aus dem Interview Saul Friedländer mit Adelbert Reif anlässlich der 65. Wiederkehr des Tages, an dem die sog. »Wannsee-Konferenz« (20. Januar 1942) stattfand, abgedruckt in Neues Deutschland vom 20. Januar 2007
39)Wohlgemuth 1915, S. 102
40)Ebda, S. 63
41)Zu den wichtigsten Repräsentanten zählten in Österreich die Philosophen Wilhelm Jerusalem (1854-1923), Rudolf Eisler (1873-1926), Max Adler (1873-1937), Josef Popper-Lynkeus (1838-1921), Rudolf Goldscheid (1870-1931) und der spätere Staatskanzler und Bundespräsident Karl Renner (1870-1950). Den deutschen Monistenbund gründete der Naturforscher Ernst Häckel.
42)Reichmann 1969, S. 292f.
43)Christiane Goldenstedt: „Also, ich bin eine Deutsche nicht mehr.“ „Hence, I am a German no more.“ Hrsg.: Haus der FrauenGeschichte, Bonn. Nr. 8. Barbara Budrich Verlag, Opladen/Farmington Hills (USA) 2010.
44)Nachum Orland: Juden und Nationalsozialismus, in: Schoeps 1992, S. 337
45) Michael Wildt: Gewalt gegen Juden in Deutschland 1933-1939, in: Werkstatt Geschichte 18, 6. Jg. (1997), S. 59f. und 79f.
46)Herbert, Ulrich: Von der „Reichskristallnacht“ zum Holocaust. Der 9. November und das Ende des „Radau-Antisemitismus“, in: Herbert 1995, S. 76f.
47)https://www.welt.de/vermischtes/prominente/article252098570/Nazi-Vergangenheit-Habeck-spricht-ueber-Schuld-seiner-Grossvaeter.html
48)↑ Dietrich Bronder: Bevor Hitler kam. Eine historische Studie. 2., erweiterte Auflage. Marva, Genf 1975, ISBN 3-85800-002-7, S. 204
49)tps://web.de/magazine/wirtschaft/habeck-warnt-china-konsequenzen-russland-kurs-39801156
50)https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/gemeinsame-erklaerung-usa-und-deutschland/2472074
51)ttps://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/militaer-verteidigung/id_100369204/robert-habeck-deutschland-auf-landkrieg-vorbereiten-so-reagiert-die-cdu.html
52)https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmar_Gabriel
53)ttps://web.de/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/besuch-kiew-schwesig-worte-politikern-lippen-39806532
Zum Autor: Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, trat mit 18 Jahren als Zeitsoldat in die Bundeswehr ein. Als junger Pionieroffizier erhielt er Einblick in das von den USA vorbereitete „atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr studierte er Politikwissenschaften sowie Höheres Lehramt mit den Fächern Bauwesen und Mathematik. Er lebt als freier Autor bei München. Wolfgang Effenberger publizierte eine Reihe von Sachbüchern. 2016 erschien „Deutsche und Juden vor 1939“, 2018 eine Buchreihe zum Thema „Europas Verhängnis 14/ 18, u.a. mit „Kritischen angloamerikanischen Stimmen zur Geschichte des 1. Weltkrieges“; (2019) „Die Herren des Geldes greifen zur Weltmacht“ sowie „Revolution, Rätewirren und Versailles“ (2019). Bei der Dresdner Studiengemeinschaft e.V. erschien im gleichen Jahr (2019) die Publikation „Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht und die Chancen für eine globale Friedensordnung. 2020 veröffentlichte Wolfgang Effenberger gemeinsam mit Willy Wimmer, Staatssekretär für Verteidigungspolitik a.D. (unter Helmut Kohl) das Buch „Wiederkehr der Hassadeure“, gefolgt (2020) vom „Schwarzbuch EU & NATO“ sowie (2022) “Die unterschätzte Macht“.
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