Linke-Vorsitzende macht Ernst

Eilmeldung: Linken-Chefin Heidi Reichinnek plant neues Tattoo! +++ Linken-Chefin Heidi Reichinnek plant neues Tattoo! +++ Linken-Chefin Heidi Reichinnek plant neues Tattoo!

Ein Beitrag von Roberto J. De Lapuente

Heidi Reichinnek
DIE LINKECC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Von ihrem Plan berichtete sie dem Fachmagazin für Boulevard-Journalismus Bunte – was wiederum den Spiegel, Fachmagazin für wichtige Ereignisse, dazu animierte, sofort eine Meldung abzusetzen. Denn Heidi Reichinnek, Fachkraft für Linkenrettung, will nicht irgendein Tattoo. Nein, es soll was ganz Besonderes sein – eines, das auch Zeichen setzen, die Menschheit von einem Grundirrtum aufklären will. Eine Hyäne soll es sein – für die Dummen unter uns: Hyaenidae aus der Ordnung der Carnivora, Unterordnung Feliformia. Denn diesem Säugetier, das in Afrika und im westlichen und südlichen Asien vorkommt, wird großes Unrecht zuteil.

Ein Tattoo gegen ein schlimmes Unrecht

Qua Vorsitzende der Linkspartei in Deutschland gibt es eine Verantwortung, gegen die Ungerechtigkeiten aufzustehen, die unseren Planeten zu so einem tristen Ort verkommen lassen. Heidi Reichinnek will mit dem Hyänen-Tattoo wachrütteln, denn diese Tiere hätten einen unglaublich schlechten Ruf. Und das liegt an der Vorhut des amerikanischen Kulturimperialismus: Am Disney-Konzern. 1994 brachte der den »König der Löwen« in die Kinos dieser Welt. Darin kommen drei Hyänen vor, die den Schurken des Zeichentrickfilmes begleiteten und somit als moralisch verkommen präsentiert wurden.

Reichinnek spricht aber nicht nur mit ihrer Wählerschaft in Berlin-Prenzlberg, sie spricht auch mit jenen Tieren, die von Disney in ein schlechtes Licht gerückt werden. Und so erfährt man in der Bunten und beim Spiegel von ihr, dass Hyänen »sehr fürsorgliche Tiere« seien. Vermutlich würden sie die Linkspartei wählen, wenn sie das könnten – auch weil das Team der Linken-Vorsitzenden eben jener eine Hyänenpatenschaft geschenkt hat.

Die große Frau der zeitgenössischen Linken hat außerdem gut sichtbar ein Tattoo von Rosa Luxemburg und einem Otter vorzuweisen. Und sie erzählte der Bunten auch, wo sie noch Tattoos habe, die man allerdings nicht sehe – sie seien »im Alltag« verdeckt. Womöglich sieht man sie lediglich an Sonn- und Feiertagen.

Es ist wirklich wichtig und von großer Tragweite, dass der Spiegel, immerhin noch immer als wichtigstes Magazin Deutschlands verrufen, gleich von diesem bahnbrechenden Bunte-Interview mit der Reichinnek berichtete. Wenn man auch kritisieren muss, dass er nicht ausführlicher über die versteckten Kunstwerke auf der Epidermis der wohl buntesten Politikerin Deutschlands berichtete. Die Öffentlichkeit, was immer das meint, hat einen Anspruch auf Information – auf Nachrichten, die von so großer Wichtigkeit sind, dass man sie den Menschen nahebringen muss. Ganz besonders dann, wenn es sie unmittelbar betrifft – sie müssen schließlich wissen, womit sie es zu tun bekommen. Stellen Sie sich nur mal vor, Sie treffen Heidi Reichinnek in Prenzlberg und in der Zwischenzeit hat sie sich – an sichtbarer Stelle – eine Hyäne tätowieren lassen. Sie würden unvorbereitet in die Situation schlittern.

Schakale in Berlin

Oder vielleicht würden Sie ihr, wenn Sie ihr begegnen sollten, einfach etwas Haltloses über Hyänen erzählen. Zum Beispiel, dass diese Tiere moralisch verwildert seien. Sie würden sich in die Nesseln setzen, vielleicht auch als Person aus dem rechten Milieu eingeordnet werden, weil sie diesem Narrativ – vielleicht sogar ein Kreml-Narrativ, das 1994 unkontrollierten Einzug in die oben genannte Disney-Produktion hielt – naiv Folge leisteten. Insofern ist es ein guter Service für die Leser des Spiegels, auf dieses Interview mit der Bunten hingewiesen zu werden. Wer etwas weiß, kann es im Alltag – in Momenten, in denen Reichinneks besonders platzierte Tattoos versteckt werden also – auch anwenden. Wissen ist nun mal Macht.

Und nichts zu wissen: Das macht nichts. So sagte man in der üblichen Bildungsverachtung der Achtzigerjahre häufig. Nichts zu wissen: Das schadet uns als Gesellschaft massiv – wir spüren das schon heute und werden es in Zukunft noch viel mehr im Alltag lernen müssen, mit der schulisch organisierten Ahnungslosigkeit zurechtzukommen. Der Niedergang Europas und des Westens kommt nicht von ungefähr. Aber es gibt tatsächlich Themen und Neuigkeiten, die dem alten Spruch, dass es nichts ausmache, wenn man nichts wisse, wirklich gerecht würden. Reichinneks Körperkult gehört da dazu. Aber wir sehen schon die Qualität dieser Berichterstattung: Die Linke wird als Pop-Star vorgestellt – dann darf sie intellektuell glänzen, weil der Leser erfährt, dass sie schon mal den »König der Löwen« gesehen hat. Und sie hat ihn nicht einfach geglotzt, sondern sogar kritische Gedanken dazu entwickelt und Ungerechtigkeiten aufgedeckt.

Dass die Bunte dieses Niveau bedient: Meine Güte, warum nicht? Die Vorsitzende einer linken Partei müsste ja nicht mit diesem Blatt plaudern. Tut sie es doch, wird sie eben boulevardisiert. Dass der Spiegel darauf Bezug nimmt, lässt jedoch ganz tief blicken und auch erahnen, dass man die Linken kampagnenhaft begleitet. Denn die Frage muss ja schon erlaubt sein: Wie konnte diese Partei, die so sterbenselend am Boden lag, so urplötzlich bei der Bundestagswahl wiederauferstehen? Waren es die Wählerwanderungen der Hyänen aus den Weiten Brandenburgs, die das verursacht haben? Oder nicht eher die Schakale aus den Redaktionsstuben Berlins, die in Heidi Reichinnek – und ihrem eher biederen Sidekick – etwas erblickten, was für diese kriegsertüchtigte Republik noch von großer Wichtigkeit werden könnte, weswegen man es menscheln ließ: Regierungsfähigkeit für den Fall der Fälle nämlich! Für eine Partei, die einst hinter einer Brandmauer steckte, ein grandioser Erfolg.

Schakale gelten übrigens als opportunistische Fleischfresser und haben einen sehr schlechten Ruf, auch weil ein Auftragskiller in einem Film von Fred Zinnemann aus dem Jahr 1973 den Decknamen »der Schakal« trug. Dabei sind auch Schakale soziale Lebewesen, helfen sich im Familienverband aus – also sie sind irgendwie links. Heidi Reichinnek sollte sich unbedingt einen Schakal unter die Haut nadeln lassen. Schon aus Gründen der Dankbarkeit.

Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog ad sinistram. Von 2017 bis 2024 war er Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen. Er war Kolumnist beim Neuen Deutschland und schrieb regelmäßig für Makroskop. Seit 2022 ist er Redakteur bei Overton Magazin. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main. Im März 2018 erschien sein Buch „Rechts gewinnt, weil links versagt“.

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen.

Related Posts

Impfstoff-Deal per SMS? Von der Leyen unterliegt vor Gericht

Milliardenschwere Geschäfte übers Handy? Im Prozess um die Herausgabe von Ursula von der Leyens Nachrichten gibt es ein klares Urteil gegen die Kommission. Es könnte über den Einzelfall hinaus wirken.…

67 Ex-Geiseln fordern Netanjahu zu Geisel-Deal mit Hamas-Terroristen auf

Dutzende Ex-Geiseln sehen eine historische Chance auf Einigung mit der palästinensischen Terrororganisation Hamas und fordern nachdrücklich, die Rückkehr der Entführten zur höchsten Priorität zu machen. Tel Aviv – 67 ehemalige Geiseln haben…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You Missed

Linke-Vorsitzende macht Ernst

  • Mai 15, 2025
  • 42 views
Linke-Vorsitzende macht Ernst

Impfstoff-Deal per SMS? Von der Leyen unterliegt vor Gericht

  • Mai 15, 2025
  • 5 views
Impfstoff-Deal per SMS? Von der Leyen unterliegt vor Gericht

67 Ex-Geiseln fordern Netanjahu zu Geisel-Deal mit Hamas-Terroristen auf

  • Mai 15, 2025
  • 5 views
67 Ex-Geiseln fordern Netanjahu zu Geisel-Deal mit Hamas-Terroristen auf

Putin reist nicht zu Ukraine-Gesprächen nach Istanbul

  • Mai 15, 2025
  • 5 views
Putin reist nicht zu Ukraine-Gesprächen nach Istanbul

Straffreiheit für Nazi-Mörder – Rückblick auf Odessa-Massaker 2014

  • Mai 14, 2025
  • 64 views
Straffreiheit für Nazi-Mörder – Rückblick auf Odessa-Massaker 2014

Trump kündigt Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien an

  • Mai 14, 2025
  • 7 views
Trump kündigt Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien an