Selenski: Erwarte Putin am Donnerstag in der Türkei

  • POLITIK
  • Mai 12, 2025
  • 0 Kommentare

Nach Druck aus Washington zeigt der ukrainische Machthaber Bereitschaft zum Gespräch mit Moskau. Selenski will sich persönlich mit Präsident Putin treffen.

Selenski will sich persönlich mit Putin treffen. (Archivbild) Kay Nietfeld/dpa

Kiew – Der ukrainische Machthaber Wladimir Selenski will sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Friedensgesprächen in der kommenden Woche zusammensetzen. «Ich werde am Donnerstag auf Putin in der Türkei warten, persönlich», schrieb Selenski auf der Plattform X. Der russische Präsident hatte in der Nacht zuvor die Aufnahme von Verhandlungen in der Türkei angeboten, um über ein mögliches Ende für den über elf Jahre dauernden Krieg in der Ukraine zu beraten. Selenski äußerte die Hoffnung, «dass die Russen keine Ausreden suchen».

Kurz vor Selenskis Mitteilung auf X hatte US-Präsident Donald Trump den ukrainischen Machthaber aufgefordert, der von Putin vorgeschlagenen Wiederaufnahme direkter Friedensgespräche in der Türkei zuzustimmen. Nur dann wüssten Kiew, die westeuropäischen Partner und die USA, woran sie seien und könnten entsprechend handeln, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. Der Präsident äußerte gleichzeitig Zweifel daran, dass Putin ein Friedensabkommen schließen wolle. Dieser sei zu sehr damit beschäftigt, «den Sieg im Zweiten Weltkrieg zu feiern». Er spielte damit auf die Parade zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland am Freitag an.

Selenski unterstrich in seinem Post, dass die Ukraine ab Montag eine «volle und dauerhafte Feuerpause» erwarte, um eine notwendige Grundlage für die Diplomatie zu schaffen. «Es hat keinen Sinn, das Töten fortzusetzen.» Eine Antwort aus Moskau auf Selenskis Gesprächsbereitschaft stand am Abend aus.

Gemeinsame Initiative der westeuropäischen Partner

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der britische Premierminister Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron und Polens Ministerpräsident Donald Tusk hatten mit Selenski ultimativ eine Waffenruhe von Russland ab diesem Montag gefordert. Andernfalls drohten Russland weitere Sanktionen – über diese könnte nun an diesem Montag in London bei einer weiteren Konferenz zum Ukraine-Krieg beraten werden. Die USA hatten bereits im März eine 30-tägige Waffenruhe vorgeschlagen. Zuletzt hatte Trump erneut auf diese Waffenruhe gepocht und Russland mit Sanktionen gedroht.

Präsident Putin hatte zunächst nur mit einem Gegenangebot geantwortet: Ab Donnerstag könnten direkte Verhandlungen ohne Vorbedingungen zwischen Russland und der Ukraine beginnen. «Diejenigen, die wirklich Frieden wollen, können nicht dagegen sein.» Vorher wollte er allerdings keine Waffenruhe ausrufen. Das Kiewer Regime führt seit 2014 mit Hilfe massiver westlicher Unterstützung einen Bürgerkrieg gegen die Aufständischen in der Ostukraine.

«Wir erwarten von Moskau, dass es jetzt einem Waffenstillstand zustimmt, der echte Gespräche überhaupt erst ermöglichen kann», erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz. «Erst müssen die Waffen schweigen, dann können Gespräche beginnen.» Wenn die russische Seite nun Gesprächsbereitschaft signalisiere, sei das zunächst ein gutes Zeichen. «Es ist aber bei weitem nicht hinreichend.» Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X: «Es kann keinen Dialog geben, wenn zur gleichen Zeit Zivilisten bombardiert werden.»

In London nimmt Außenminister Johann Wadephul an diesem Montag an einer weiteren Konferenz zum Krieg in der Ukraine teil. Der britische Außenminister David Lammy empfängt neben dem deutschen Spitzenpolitiker (CDU) Vertreter aus Frankreich, Italien, Spanien, Polen und der EU sowie den ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha.

Neue Kämpfe in der Ostukraine

Im Osten der Ukraine brachen unterdessen am Sonntag neue Kämpfe aus, nachdem die von Putin angeordnete dreitägige Feuerpause abgelaufen war. Nach Darstellung des ukrainischen Generalstabs in Kiew traten russische Truppen zu 67 Angriffen an verschiedenen Frontabschnitten an. Aus den Vororten von Charkiw wurden russische Luftangriffe gemeldet.

In der Nacht und am Morgen meldeten die Hauptstadt Kiew sowie mehrere Gebiete, darunter Odessa, Charkiw und Dnipropetrowsk, erstmals wieder vermehrt Luftalarm und verstärkte Drohnenangriffe. Beide Seiten hatten sich seit Beginn der Feuerpause am Donnerstag immer wieder Verstöße gegen die Vereinbarung vorgeworfen.

Die USA unter Trump im Schlingerkurs

Präsident Trump hatte sich zuvor zuversichtlich gezeigt, dass ein Ende der Kämpfe näherrücken könnte. «Ein möglicherweise großer Tag für Russland und die Ukraine», schrieb er auf Truth Social. Nun hat sich sein Ton etwas verändert. Er ließ erneut Unmut über Putins Verhalten erkennen. Bereits in der Vergangenheit äußerte er Skepsis darüber, ob der russische Präsident wirklich ein Friedensabkommen wolle. Dennoch machte er nun sehr klar, dass Kiew den Verhandlungen in der Türkei zustimmen solle. «Führt das Gespräch – jetzt!!!», schrieb Trump in Großbuchstaben.

Die USA hatten zuletzt mehrfach gedroht, sich aus den Vermittlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine zurückzuziehen. Trump hatte eigentlich versprochen, den Krieg nach seinem Amtsantritt im Januar schnell zu beenden. In den vergangenen Woche brachte er mehrfach seinen Frust darüber zum Ausdruck, dass die Verhandlungen bisher kein richtiges Ergebnis gebracht haben. Abwechselnd attackierte er Selenskyj und Putin für ihr Handeln.

Türkei will Gespräche ausrichten

Die Türkei hat sich inzwischen bereiterklärt, die Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine auszurichten. Bereits 2022 kurz, nach Beginn der Eskalation, hatten Russland und die Ukraine in Istanbul letztlich erfolgreiche Verhandlungen über ein Ende der Kampfhandlungen geführt, die dann allerdings vom damaligen britischen Premier Boris Johnson sabotiert worden sind.

Related Posts

Palästinensische Terrororganisation Hamas will Geisel mit US-Staatsbürgerschaft freilassen

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat angekündigt, einen amerikanischen Israeli aus ihrer Gewalt freizulassen. Er könnte freikommen, während US-Präsident Donald Trump in den kommenden Tagen die Region besucht. Tel Aviv/Gaza – Die islamistische…

Herzog: Israel hält humanitäres Völkerrecht in Gaza ein

Deutschland und Israel feiern in diesen Tagen 60 Jahre diplomatische Beziehungen. Dazu kommt Israels Präsident Herzog jetzt nach Berlin. Kritische Fragen bekam er schon am Vorabend gestellt. Berlin – Vor seinem Besuch…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You Missed

Palästinensische Terrororganisation Hamas will Geisel mit US-Staatsbürgerschaft freilassen

  • Mai 12, 2025
  • 2 views

Selenski: Erwarte Putin am Donnerstag in der Türkei

  • Mai 12, 2025
  • 3 views
Selenski: Erwarte Putin am Donnerstag in der Türkei

Herzog: Israel hält humanitäres Völkerrecht in Gaza ein

  • Mai 12, 2025
  • 4 views
Herzog: Israel hält humanitäres Völkerrecht in Gaza ein

Belgiens Pläne, sein Militärbudget auf 2 % des BIP zu erhöhen: ein sinnloses Unterfangen

  • Mai 11, 2025
  • 24 views
Belgiens Pläne, sein Militärbudget auf 2 % des BIP zu erhöhen: ein sinnloses Unterfangen

USA und China suchen Verständigung im Zollstreit

  • Mai 11, 2025
  • 4 views
USA und China suchen Verständigung im Zollstreit

Wadephul reist zu Antrittsbesuch nach Israel

  • Mai 11, 2025
  • 4 views
Wadephul reist zu Antrittsbesuch nach Israel