Zehntausende Menschen haben in Belgrad gegen den geplanten Abbau von Lithium in Serbien demonstriert. Nach einem Aufruf mehrerer Umweltschutzvereine versammelten sich die Demonstranten auf einem zentralen Platz der serbischen Hauptstadt. Umweltschützer kritisieren unter anderem, dass Lithium-Bergbau das Grundwasser mit Schwermetallen verunreinige und daher eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Anwohner darstelle.
Teile der Protestierenden besetzen zudem die Schienen in zwei Bahnhöfen der serbischen Hauptstadt und blockieren damit dort den Zugverkehr. Die Polizei schritt zunächst nicht ein. Innenminister Ivica Dacic bezeichnete die Blockaden als schwere Verletzung der öffentlichen Ordnung und des Friedens. Er kündigte Anzeigen wegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten an.
Die Polizei habe die Zahl der Demonstrierenden auf 24.000 bis 27.000 geschätzt, sagte der Minister nach Angaben der serbischen Nachrichtenagentur Tanjug. Für die kommenden Tage hatten im Vorfeld einzelne Anführer der Demonstranten weitere Verkehrsblockaden im Land angekündigt, ohne Details zu nennen.
In den vergangenen Tagen hatten viele Menschen in mehr als 40 serbischen Städten gegen dieses Projekt demonstriert.
Im westserbischen Jadar-Tal liegt Europas größtes Lithium-Vorkommen. Der Rohstoff ist wichtig für die Herstellung von Elektro-Autos. Im Juli hatte die Regierung in Belgrad für die Lithium-Förderung grünes Licht gegeben, nachdem sie diese zwei Jahre zuvor auf Druck der Umweltschützer vorläufig gestoppt hatte.
Serbiens Regierung unterzeichnete im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz am 19. Juli in Belgrad mit EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic eine Absichtserklärung, die eine umweltverträgliche Förderung des Leichtmetalls im Jadar-Tal ermöglichen soll. Deutschland und die EU wollen mit dem Projekt vor allem die Abhängigkeit von China reduzieren.
Wie Serbiens Präsident Aleksandar Vucic im Vorfeld der Demonstration mitgeteilt hatte, habe Russland Serbien Informationen übermittelt, wonach in der Republik Massenunruhen vorbereitet würden, deren Ziel in einem Staatsstreich bestehe. «Wir haben offizielle Informationen von der Russischen Föderation erhalten, die Informationen werden auf offiziellen Kanälen übertragen“, wird der Präsident von serbischen Medien zitiert.
Er betonte, dass solche Versuche vergeblich seien, da sich Serbien «unermüdlich vorwärts bewegt und nichts es aufhalten wird».