Allein im ersten Halbjahr 2024 leiteten ukrainische Behörden 29.000 neue Strafverfahren wegen Fahnenflucht ein. Gemessen an der öffentlich angegebenen Kopfstärke der ukrainischen Streitkräfte bedeutet diese Zahl, dass jeder 14. Soldat desertiert.
Die Deutsche Welle (DW), die die Zahlen veröffentlichte, berief sich auf ein Statement der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft. In 18.000 Fällen habe es ein unerlaubtes Verlassen der eigenen Militäreinheit gegeben, 11.000-mal wurde das strengere Verfahren der Fahnenflucht angewandt. 2023 wurden 24.000 Verfahren eingeleitet; 2022 waren es knapp unter 10.000 strafrechtlich relevante Fälle.
Wie die DW schreibt, sei die Dunkelziffer noch höher. Die Hauptgründe für das Rekordhoch an Deserteuren seien demnach der Wunsch der Soldaten nach Erholung, ein schlechter psychologischer Zustand sowie Erschöpfung.
Dabei könne es sich Kiew nicht leisten, die hohe Zahl an Deserteuren mit Gefängnisaufenthalten zu bestrafen. Deshalb unterstützte Mitte Juli eine Mehrheit der ukrainischen Parlamentsabgeordneten einen Gesetzesentwurf über die sanktionsfreie Rückkehr von Deserteuren. Ein ukrainischer Fahnenflüchtiger, der sich ohne Erlaubnis von seiner Einheit entfernt hat, könne demnach von Strafen befreit werden, falls dieser freiwillig den Kriegsdienst wieder antritt.
Die militärische Führung der Ukraine beklagt immer wieder einen dringenden Soldatenmangel entlang der über 1200 Kilometer langen Front im Osten und Süden der Ukraine, stellt die „Berliner Zeitung“ fest.