Mit dem Beitritt Finnlands und kürzlich Schwedens zur Nato hat sich die strategische Lage in der Ostsee und im Norden des Bündnisses dramatisch verändert. Aber Russland gilt weiter als Bedrohung ؘ– über und unter Wasser.
Mit Finnland und Schweden in der Nato schließt das Bündnis seine Verteidigungslücke entlang des wichtigen nördlichen Seewegs, der Russland im Falle einer direkten Konfrontation mit Moskau nur begrenzten Zugang und Handlungsspielraum lässt. Darüber berichtet das Nachrichtenportal Euractiv.
Im Laufe der Jahre hat die Nato ihre Kontrolle über die Ostsee, ein wichtiges Seetor für die russische Flotte mit Stützpunkten in der Nähe von St. Petersburg und in der stark militarisierten Exklave Kaliningrad, kontinuierlich ausgebaut, so der Bericht. Danach warnen Experten trotzdem, dass die Nato gegenüber der russischen Bedrohung wachsam bleiben muss.
Sowohl Finnland als auch Schweden arbeiten schon seit langem mit der Nato zusammen, hebt das Portal hervor. Beide Länder verfügen demzufolge über beträchtliche Kapazitäten in den Bereichen Luftverteidigung, Landstreitkräfte und Seestreitkräfte.
Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern habe Finnland seine Militärausgaben nach dem Ende des Kalten Krieges nicht gekürzt. Schweden habe 2017 die Wehrpflicht für Männer und Frauen wieder eingeführt habe.
Die baltischen Nato-Staaten gelten seit langem als die Achillesferse des Bündnisses, so das Portal. Denn durch eine Besetzung der sogenannten Suwalki-Lücke zwischen Belarus und Kaliningrad könnten sie von den anderen Nato-Staaten abgeschnitten werden.
„Schwedens Nato-Beitritt ist ein großer Gewinn für die Sicherheit der Ostsee und des gesamten Bündnisses“, zitiert das Portal den estnischen Verteidigungsminister Hanno Pevkur.
Militärischen Planern zufolge eröffnet die Erweiterung der Nato nun eine wichtige Nachschubroute, um die Nato-Truppen im Falle eines Angriffs durch die Verlegung weiterer Truppen schneller und wirksamer zu schützen.
Da alle Anrainerstaaten mit Ausnahme Russlands Teil des westlichen Militärbündnisses sind, wie Euractiv berichtet, werde die Ostsee inzwischen von manchen als „Nato-See“ bezeichnet.
Das Portal verweist auf Analytiker, die warnen, dass Russland immer noch Chaos in der Region anrichten könne, insbesondere von der schwer bewaffneten Exklave Kaliningrad aus. So könnte etwa die strategisch wichtige Unterwasserinfrastruktur bedroht werden. Belege für entsprechende russische Pläne werden nicht angeführt. Dagegen erklärt Minna Ålander, Forschungsstipendiatin am Finnischen Institut für Internationale Angelegenheiten im Bericht:
„Wenn man auf eine Karte schaut, wird die Ostsee aus russischer Sicht geografisch zu einem Nato-See. Kaliningrad hat viel von seinem strategischen Vorteil verloren, den es vor dem Beitritt Finnlands und Schwedens hatte, denn jetzt wird es sogar zu einer Art Schwachstelle für Russland.“
Die neue 1.340 Kilometer lange Nato-Grenze Finnlands zu Russland ist laut dem Bericht eine Herausforderung sowohl für das westliche Militärbündnis als auch für Russland.
Der Beitritt Schwedens und Finnlands bedeute auch eine Ausweitung der Nato-Präsenz in der Arktis, einer Region, die für Russland und China von zunehmender strategischer Bedeutung sei, so das Portal.
„Die geostrategische Bedeutung der nördlichen Regionen und der Arktis hat zugenommen, und unsere Verbündeten haben nun eine größere und aktivere Präsenz in unseren unmittelbaren Gebieten als zuvor“, zitiert Euractiv aus einer E-Mail der norwegischen Streitkräfte.
Analytiker seien sich einig, dass Russland in der Region zunehmend unter Druck gerät.