Eine Fernsprechkonferenz von Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz mit Bundeswehroffizieren zu einem möglichen Einsatz von deutschen Taurus-Marschflugkörpern in der Ukraine ist offenbar von Russland abgehört worden.
Die Chefredakteurin des russischen Staatssenders RT, Margarita Simonjan, hat am Freitag einen Mitschnitt des 38-minütigen Gesprächs veröffentlicht. Im Gespräch geht es unter anderem darum, wie die Ukraine mit Taurus-Marschflugkörpern die Krim-Brücke zwischen dem russischen Festland und der Halbinsel Krim angreifen und zerstören könnte, ohne dass daran Deutsche teilnehmen würden.
Russlands Außenministerium forderte von der Bundesregierung eine Erklärung zu dem Vorfall.
Wie aus dem Mitschnitt, der am 19. Februar gemacht worden sein soll, hervorgeht, stellt Gerhartz fest, dass zunächst 50 Marschflugkörper des Typs Taurus geliefert werden könnten. Ebenfalls 50 Stück würden dann in einer zweiten Tranche geliefert.
Im Gespräch geht es darum, wie ukrainische Soldaten für das Bedienen des Waffensystems ausgebildet werden könnten, sowie darum, dass eine unmittelbare deutsche Beteiligung am Einsatz dieses Waffensystems unbedingt vermieden werden müsse. Auch diverse technische und logistische Details eines möglichen Taurus-Einsatzes werden dikutiert. Einer der Teilnehmer des mitgeschnittenen Gesprächs äußert die Meinung, dass Taurus für einen Angriff auf die Kertsch-Brücke sowie auf russische Munitionsdepots besser geeignet sei als die von Großbritannien und Frankreich bereits gelieferten Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp.
Am Freitagabend schrieb die „Bild-Zeitung“: „Viel spricht dafür, dass der Mitschnitt echt ist – auch wenn die Bundeswehr die Echtheit bisher nicht offiziell bestätigt hat.“
Eine offizielle Stellungnahme seitens der Bundesregierung blieb vorerst aus.
„Mich interessiert die Sichtweise von Annalena Baerbock zu diesem Thema“, wurde Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, nach der Veröffentlichung des Mitschnitts von russischen Medien zitiert.