Eine Woche vor der Landtagswahl in Brandenburg warnt eine große Mehrheit der deutschen Volkswirte vor der AfD und dem BSW. Die AfD, aber auch das BSW, seien eine erhebliche Gefahr für die Wirtschaft und den Wohlstand in Deutschland.
Schon die hohen Stimmanteile der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen würden die Wirtschaft der beiden Bundesländer schwächen. Das ergibt eine Umfrage des Ifo-Instituts unter 185 Ökonomen. Über 78 Prozent rechnen bei Erfolgen der AfD mit negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort. Knapp drei Prozent erwartet positive Effekte.
Die AfD war bei der Landtagswahl in Thüringen am 1. September mit über 30 Prozent der Stimmen die stärkste Partei geworden. In Sachsen kam sie mit einem ähnlichen Stimmenanteil auf Platz zwei hinter der CDU. In beiden Ländern wird die AfD voraussichtlich nicht an einer Regierung beteiligt sein. Alle anderen Parteien im Landtag schließen eine Zusammenarbeit mit der Partei aus. Die AfD in beiden Ländern vom Verfassungsschutz als rechtsextremistische Bestrebung eingestuft.
In Umfragen liegt die AfD in Brandenburg mit etwas unter 30 Prozent der Stimmen knapp vor der SPD.
„Die einhellige Meinung der Wirtschaftsexperten, dass der Aufstieg radikaler Parteien dem Wirtschaftsstandort erheblich schaden könnte, sollte ein Alarmsignal für die Bevölkerung sein“, zitiert „Business Insider“ Niklas Potrafke, Leiter des Ifo-Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie.
Eine große Sorge vieler Ökonomen gilt dem Fachkräftemangel. In Deutschland ist aufgrund der Alterung der Bevölkerung für die nächsten Jahre auf eine hohe Zuwanderung in den Arbeitsmarkt angewiesen. Für die ostdeutschen Bundesländer gilt dies umso mehr. Die AfD und auch das BSW stehen einer Zuwanderung aber kritisch, ablehnend oder sogar feindlich gegenüber, während die ostdeutsche Wirtschaft für die nächsten Jahre auf eine hohe Zuwanderung in den Arbeitsmarkt angewiesen ist.
Fast 84 Prozent der befragten Ökonomen prognostizieren, dass der Wahlerfolg der AfD die Attraktivität der Regionen für Fachkräfte deutlich beeinträchtigen wird. Nur drei Prozent sehen positive Auswirkungen. Auch für die Investitionsentscheidungen von Unternehmen sieht die große Mehrheit von 77 Prozent der Experten eine negative Entwicklung voraus – nur zwei Prozent glauben an einen positiven Effekt, stellt „Business Insider“ fest.
Rund 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass auch das BSW negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung haben wird, während lediglich zwei Prozent positive Effekte erwarten. „Die wirtschaftlichen Auswirkungen des BSW werden zwar als etwas weniger drastisch im Vergleich zur AfD gesehen, bleiben aber dennoch besorgniserregend“, erklärt Ifo-Forscher Aaron Günther.
Die Umfrage des Ifo-Instituts wurde zwischen dem 3. und 10. September durchgeführt. Befragt wurden 185 deutsche Professorinnen und Professoren der Volkswirtschaftslehre. Das Ökonomen-Panel wird im Zusammenarbeit mit der „FAZ“ erstellt, die zuerst darüber berichtete.