Nach monatelangem Streit mit Kiew hat Ungarns führender Mineralölkonzern MOL nun Lieferungen von russischem Öl über die Druschba-Pipeline gesichert. In einer Mitteilung an die Aktionäre der Budapester Börse gab das Unternehmen bekannt, dass bereits Vereinbarungen mit Rohöllieferanten und Pipelinebetreibern getroffen worden seien, um „den kontinuierlichen Transport von Rohöl über die Druschba-Pipeline durch Belarus und die Ukraine sicherzustellen“. So müsste das Rohöl wieder nach Ungarn und in die Slowakei fließen.
„Ich halte dies für einen großen Erfolg, da es uns ermöglicht, weiterhin die effizienteste und zuverlässigste Rohöl-Verarbeitungstechnologie in den Raffinerien in Ungarn und der Slowakei zu nutzen“, zitiert die „Berliner Zeitung“ den Kommentar des Vize-Chefs der MOL-Gruppe, Gabriel Szabó, in der Mitteilung: Letztlich trage man auch zur Versorgungssicherheit in beiden Ländern bei.
In einem Fernsehinterview für den russischen Wirtschaftssender RBC hatte Ungarns Außenminister Péter Szijjártó in der vergangenen Woche betont, dass es kaum andere Import-Möglichkeiten gebe, nachdem die Ukraine im Juli alle Öllieferungen des russischen Konzern Lukoil gestoppt hatte. „Wenn Ungarn aufhört, Öl aus Russland zu liefern, werden wir einfach nicht überleben, wir werden nicht in der Lage sein, das Land im weitesten Sinne zu versorgen“, so Szijjarto.
In der Region hat man nach seinen Angaben nicht genügend alternative Infrastruktur. Es gebe nur eine weitere Pipeline, die von der Adriaküste in Kroatien nach Ungarn führe. „Aber ihre Kapazität reicht nicht aus, um uns alle zu versorgen. Hier müssen Sie auch die Slowakei berücksichtigen, die über Ungarn mit Öl versorgt wird“, so der Außenminister in dem RBC-Interview. Sowohl Ungarn, die Slowakei als auch teilweise die Tschechische Republik hätten „keine andere Wahl“.
Nach Angaben der MOL-Gruppe soll der Konzern ab dem 9. September 2024 „Eigentümer der entsprechenden Rohölmengen an der belarussisch-ukrainischen Grenze“ werden, schreibt die „Berliner Zeitung“. Die neuen Transportvereinbarungen für den Transfer von Rohöl stünden zudem „in voller Übereinstimmung mit allen relevanten Sanktionen und Vorschriften“, hieß es in der Erklärung.
Ungarn und die Slowakei haben sonst ein Sonderabkommen mit der EU bei russischen Öllieferungen, stellt das Blatt fest. Dem Sanktionspaket vor zwei Jahren hatte Ungarn nämlich nur zugestimmt, weil man den beiden MOL-Raffinerien eine Ausnahme gewährte: Sie hatten fortan weiter russisches Rohöl über die Druschba-Pipeline bezogen und ein gutes Geschäft gemacht.