Telekom-Chef hält flächendeckendes Handynetz für unrealistisch

Die Bundesnetzagentur will Mobilfunk-Konzerne zwingen, mehr Masten auf dem Land zu bauen. Tim Höttges findet das unnötig teuer. Ein anderer Vorschlag der Behörde regt ihn sogar noch mehr auf.

Bis 2030 sollen auf 99,5 Prozent der Landfläche Deutschlands Handyverbindungen mit einer Datenübertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde möglich sein. Die Bürger sollen also nahezu überall nicht nur telefonieren, sondern auch per Handy Videos streamen können. Timotheus Höttges, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom bezeichnet das laut der Süddeutschen Zeitung (SZ) als „völlig realitätsfern, nicht verhältnismäßig“ und unnötig teuer. In jedem Wald eine schnelle Verbindung zu ermöglichen, bringe den Kunden wenig. Zudem sei es schwierig, in Wäldern und Naturschutzgebieten Standorte für Handymasten zu finden.

shutterstock/ nitpicker

Höttgens präsentierte am Donnerstag solide Quartalszahlen für das Bonner Dax-Unternehmen, doch am Ende seiner Rede knöpfte er sich die Bundesnetzagentur vor, wie berichtet. Denn die Nutzungsrechte für bestimmte Mobilfunkfrequenzen, die von der Telekom und den Rivalen Vodafone und O2 verwendet werden, laufen Ende 2025 aus. Und die Bonner Behörde habe Anfang der Woche vorgeschlagen, diese Lizenzen nicht neu zu versteigern, sondern für fünf Jahre zu verlängern.

Noch mehr als über das Ausbauziel habe sich Höttges aber darüber aufgeregt, dass die Netzagentur den neuen vierten Netzbetreiber 1&1 unterstützen will. Da die Auktion ausfällt, könne die Tochter von United Internet keine Frequenzen ersteigern, hieß es. Deshalb sehen die Auflagen vor, dass Telekom, Vodafone oder O2 den kleinen Rivalen bestimmte Frequenzen mitnutzen lassen müssen. Laut Höttges hat 1&1 solche Gefälligkeiten nicht verdient, denn das Unternehmen habe Auflagen zum eigenen Netzausbau gebrochen. 1&1 habe 2019 Frequenzen ersteigert – und sich verpflichtet, bis Ende 2022 mindestens 1000 5G-Antennen zu errichten. Gebaut wurden bloß fünf. Die Bundesnetzagentur eröffnete daher vor einem Jahr ein Bußgeldverfahren.

Die Netzagentur stelle einem Anbieter, der viel zu wenige der teuren Antennen errichte, nun einen „Freifahrtschein“ aus, so Höttges, das sei „ein politischer Skandal“ und „ein fatales Signal für unsere Industrie“, sagt er.

Die Zeitung weist daruf hin, dass die Geschäfte bei Höttges Firma zu Jahresanfang solide liefen. Der Umsatz betrug 28 Milliarden Euro, ein Plus von 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Betriebsgewinn des Konzerns mit weltweit 201.000 Beschäftigten stieg sogar um sechs Prozent. Unter dem Strich blieben 2,2 Milliarden Euro Gewinn hängen.

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