Ein Konsortium aus fünf Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat die Steuer- und Abgabesätze von Milliardären sowie Multimillionären im Vergleich zu Mittelstandsfamilien in den jeweiligen Ländern verglichen. „Die Untersuchung zeigt, dass die tatsächlichen Steuersätze von Superreichen weit unter den vorgesehenen Höchststeuersätzen liegen, während der Mittelstand mit einem höheren Anteil seines Einkommens zum Steuer- und Abgabenaufkommen beiträgt“, stellten die Autoren fest. „Lediglich in der Schweiz sorgt die Vermögensteuer dafür, dass die effektiven Steuersätze von Superreichen deutlich näher an den Höchststeuersätzen liegen.“
Wie die „Wirtschaftswoche“ schreibt, haben die Experten für ihre Analyse unter anderem öffentlich einsehbare Daten von Milliardären verwendet, die auf der Forbes-Liste stehen. Darunter die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt, der Österreicher Mark Mateschitz, Sohn des Red-Bull-Gründers, sowie André Hoffmann und Jörg Duschmalé aus dem Schweizer Roche-Imperium.
Darüber hinaus basierten die Ergebnisse auf einer Modellrechnung der obersten 0,1 Prozent. In Deutschland besitzt diese Gruppe rund 20 Prozent des gesamten Nettovermögens. Damit habe der typische Deutsche Millionär ein Vermögen von 23 Millionen Euro, das überwiegend aus dem Familienerbe und Immobilien stamme, heißt es in der Studie. Ein kleiner Teil der Einkünfte – rund 15 Prozent – erwirtschaften die Millionäre durch Arbeit in ihren Familienunternehmen oder Aufsichtsratsposten. „Das restliche Einkommen geht auf Dividenden und Gewinnausschüttungen ihrer Betriebe oder Investitionen zurück – steuergünstig angespart in einer separaten Holding“, hieß es.
Mittelstandsfamilien reichern ihr Bankkonto durch ein Angestelltenverhältnis an und zahlen dementsprechend neben der Einkommenssteuer auch Sozialabgaben und Arbeitgeberbeiträge, stellten die Studienautoren fest. In Deutschland kommen sie auf 43 Prozent Abzüge, in der Schweiz nur auf 15 Prozent. Reiche Personen arbeiten im Vergleich wenig, zahlen also auch weniger Einkommenssteuer.
„Für Milliardäre und Multimillionäre gelten verschiedene Sonderregelungen und Steuerprivilegien“, stellt die „Wirtschaftswoche“ unter Berufung auf die Studie fest. „Sie trifft vor allem die Unternehmenssteuer. Milliardäre zahlen laut der Analyse in Deutschland im Schnitt 26 Prozent Abgaben, Multimillionäre etwa 29 Prozent. Und damit mehr als in der Schweiz. Dort zahlen Vermögende mit mehreren Millionen Euro in der Kasse etwa 19 Prozent an Steuern und anderen Abgaben.“
Allerdings gebe es der Schweiz nach wie vor eine Vermögenssteuer, deren Höhe vom Wohnort abhängt. „Würde man diese Steuerabgabe in Deutschland wieder einführen und auf ähnlichem Niveau wie im Nachbarstaat halten, entspräche das Einnahmen von 73 Milliarden Euro für den Staat“, so das Blatt. In Österreich fünf Milliarden Euro.
Die Studienautoren fordern daher ein Umdenken bei der Besteuerung der Superreichen.