Offenbar den Bogen überspannt hat das von der UNO und dem WEF propagierte Projekt „Climate Action 100+“, das ein weltweites Modellprojekt für die ESG-Bewegung darstellen sollte. Mit BlackRock, JPMorgan Chase und State Street haben gleich drei Schwergewichte ihren Austritt erklärt.
Ein Beitrag von Reinhard Werner
Einen herben Rückschlag hat die sogenannte ESG-Bewegung in der Vorwoche erlitten. Mit den Vermögensverwaltern BlackRock und State Street sowie der Investmentbank JPMorgan Chase sind drei Schwergewichte aus dem Pakt „Climate Action 100+“ ausgetreten.
Dies haben die drei Finanzdienstleister am Donnerstag, 15. Februar, bekannt gegeben. Das Gesamtvermögen des Investmentverbands, der auf seinem Höhepunkt 700 Investoren unter seinem Dach vereinte, fiel damit um 16 Billionen US-Dollar. Das berichtete die englischsprachige Epoch Times.
Zu seinen erfolgreichsten Zeiten hatte das verwaltete Gesamtvermögen des strikt dem ESG-Gedanken verpflichteten Zusammenschlusses bis zu 68 Billionen US-Dollar betragen. Auch andere Investmentverbünde, die sich woken politischen Anliegen verschrieben hatten, mussten zuletzt Niederlagen verkraften.
Im Dezember des Vorjahres hatte sich Vanguard, der nach BlackRock zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, aus der Net Zero Asset Managers Initiative (NZAM) verabschiedet. Bereits zuvor hatten Konzerne wie Axa, Allianz, Münchener Rück, Zürich und Hannover Rück ihren Rückzug erklärt.
Die Climate Action 100+ sollte sicherstellen, dass „die weltweit größten Unternehmen, die Treibhausgase emittieren, die notwendigen Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen“. Dazu sollten die Beteiligten insbesondere ihre Beteiligungen an Einzelunternehmen oder Vermögensmassen wie Fonds nutzen.
Im Jahr 2017 wurde die Climate Action 100+ gegründet. Ein globaler Lenkungsausschuss sollte deren Aktivitäten koordinieren und überwachen. Dazu solle der Einfluss von Aktionärsbeteiligungen genutzt werden, um „Klimazielen“ eine Priorität bei der Unternehmensführung zuzumessen.
Die Geschäftspolitik solle nicht mehr der maximalen Rendite der Anleger verpflichtet sein, sondern in mindestens dem gleichen Maße ökologischen, sozialen und „Führungsverantwortungs“-Zielen.
Unternehmen, deren Geschäftspolitik diesen Vorgaben nicht in ausreichendem Maße gerecht würden, sollten durch Aktionärsabstimmungen dazu gezwungen werden. In einigen Fällen – wie etwa Unternehmen im Bereich fossiler Energieträger – sollte ein Rückzug erfolgen oder eine Investition verweigert werden. Schon bald rühmte sich die Climate Action 100+, 75 Prozent ihrer 170 „Fokusunternehmen“ auf Linie gebracht zu haben.
Die ESG-Agenda und Zusammenschlüsse dieser Art haben jedoch auch bald Kritiker auf den Plan gerufen. Vor allem republikanisch geführte Bundesstaaten und deren Generalstaatsanwälte begannen, gegen ESG-Projekte vorzugehen.
Sie warfen diesen vor, ideologische Ziele höher zu bewerten als Rendite – was beispielsweise ein Verstoß gegen die Treuhandverpflichtungen von Pensionsfonds wäre. Einige untersagten das Investieren öffentlicher Gelder oder jener von Pensionsfonds in ESG-Anlagen.
Dazu kam die Marktmacht der Beteiligten. Eine 2019 im „Harvard Business Review” veröffentlichte Studie kam zu einem Ergebnis, das auch Kartellbehörden auf den Plan rief. So sollen institutionelle Anleger wie Vermögensverwalter, Versicherungen, Banken und staatliche Pensionsfonds zusammen 80 Prozent der größten US-Unternehmen halten.
Bei 88 Prozent der im S&P 500-Index gelisteten Unternehmen seien entweder BlackRock, Vanguard oder State Street größte Anteilseigner. Ein ähnliches Bild zeige sich bezüglich der meisten Dow-30-Unternehmen. Zusammen kämen die drei größten Vermögensverwalter auf ein Vermögen von etwa 20 Billionen US-Dollar.
Im Wege des „horizontalen Aktienbesitzes“ kontrollieren außerdem nur wenige Fondsmanager einen großen Anteil konkurrierender Unternehmen. Dies gilt beispielsweise für Kroger, Costco oder Target, wo die großen Investmentgesellschaften die größten Eigentumsanteile halten.
In Zusammenschlüssen wie Climate Action 100+, die NZAM oder die Net Zero Banking Alliance verpflichteten sich diese Großanteilseigner auch noch auf gemeinsame politische Ziele. Dies gab dem Widerstand republikanischer Gouverneure und Generalstaatsanwälte Rückenwind. Auch im Kongress verstärkte sich der Argwohn, dass dies ein Türöffner für illegale Absprachen sein könne.
Die großen Investmentgesellschaften entschlossen sich nun, die Reißleine zu ziehen. Offiziell begründeten sie dies mit der sogenannten Phase 2, die im Handlungsplan der Climate Action 100+ im Juni 2023 beschlossen wurde.
Die Initiative verlangte von ihren Mitgliedern, künftig die Abstimmungsergebnisse ihrer Aktionäre zu veröffentlichen. Auf diese Weise sollten sie ihre aktive und nachdrückliche Verfolgung der selbst gesetzten Klimaschutzziele dokumentieren.
State Street Global Advisors gab daraufhin bekannt, sich aus der Initiative zurückzuziehen. Die Anforderungen seien „nicht mit unserem unabhängigen Ansatz bei der Stimmrechtsvertretung und dem Engagement von Portfoliounternehmen vereinbar“. Wenig später zogen die anderen Großinvestoren nach.
Während der Rechnungsprüfer des Staates New York, Brad Lander, die Großinvestoren beschuldigte, „den Klimaleugnern nachzugeben“, sprechen Generalstaatsanwälte wie Patrick Morrisey aus West Virginia von einer „richtigen Entscheidung“.
Dass die Befürchtungen der Kritiker bezüglich einer Ideologisierung wirtschaftlicher Entscheidungen nicht aus der Luft gegriffen waren, zeigte erst in der Vorwoche die britische Barclays Bank.
Die bedeutende Bank hatte angekündigt, keine direkten Finanzierungen mehr für neue Öl- und Gasprojekte bereitzustellen. Außerdem werde man die Kreditvergabe an Energieunternehmen einschränken, die die Förderung fossiler Brennstoffe ausweiten.
Die Generalstaatsanwältin von Iowa, Brenna Bird, beglückwünschte die Großinvestoren zu ihrer Entscheidung, den finanziellen Ertrag für die Kunden wieder stärker in den Fokus zu nehmen. Auf X äußerte sie:
„Iowa ist stolz darauf, gegen die zwielichtige ESG-Politik zu sein, die unsere Wirtschaft lähmt und die Amerikaner in den Bankrott treibt. Radikale politische Agenden sollten nicht die Investitionsentscheidungen bestimmen.“
Der Beitrag erschien in Erstveröffentlichung am 18.Februar 2024 in der deutschen Aussage der EpochTime Online.
Link: https://www.epochtimes.de/politik/ausland/nachbarn-kann-man-sich-nicht-aussuchen-moskau-distanziert-sich-von-peking-a4595072.html