„Dies ist der Tiefpunkt“: Gazprom bekommt Wegfall der Geschäfte mit EU schmerzhaft zu spüren

2023 hat der russische Konzern Gazprom rund 69 Milliarden Kubikmeter Gas exportiert — das ist der geringste Umfang seit 1985.

shutterstock/Baloncici

Im Vergleich zum Jahr 2022, das für das Unternehmen mit den exportierten 100,9 Milliarden Kubikmetern bereits das schlechteste in seiner Geschichte war, sind die Exportlieferungen um weitere 30 Prozent zurückgegangen. Gegenüber dem Stand vor dem Beginn des Ukraine-Konflikts (185 Milliarden Kubikmeter im Jahr2021) ist der Export auf ein Drittel geschrumpft, stellt Reuters fest.

Die Lieferungen nach Europa gingen auf 28 Milliarden Kubikmeter zurück. Das entspreche dem Umfang, der für die zweite Hälfte der 1970-er Jahre charakteristisch war, schreibt „The Moscow Times“. Im Jahr 1975 habe die Sowjetunion 19,3 Milliarden Kubikmeter an die europäischen Länder geliefert.  1980, nach Abschluss eines großen Vertrags mit Deutschland, seien es bereits 54,8 Milliarden Kubikmeter gewesen.

China hat im vergangenen Jahr 23 Milliarden Kubikmeter Erdgas über die Pipeline „Sibiriens Kraft“ erhalten, was nur ein Achtel des früheren russischen Pipeline-Gasexports in die Europäische Union (180 Milliarden Kubikmeter) ausmacht.

„Dies ist der Tiefpunkt“, stellte Alexej Belogorjew, Direktor für Forschung und Entwicklung des Instituts für Energie und Finanzen,  beim jüngsten Gasindustrie-Forum in Moskau fest. Der Wiederaufstieg von diesem Tiefpunkt werde nur äußerst langsam verlaufen.

 Nach Ansicht von Andrej Klepatsch, Chefökonom des staatlichen Geldinstituts Vnesheconombank (VEB), sei es nicht möglich, die Lieferungen nach Europa in den nächsten zehn Jahren auszugleichen – „selbst wenn wir die bestehenden und die geplanten Verträge mit China berücksichtigen würden“.

Im Jahr 2024 läuft der Vertrag über den russischen Gas-Transit durch die Ukraine ab. Das bedeute, dass der Gasexport nach Europa weiter zurückgehen werde, konstatiert „The Moscow Times“.

Momentan bezieht China Gas aus Russland zu einem Preis, der halb so hoch ist wie der aktuelle Gas-Preis für die Türkei und für Europa. Wie die „South China Morning Post“ berichtet, wolle China keinen Yuan in den Pipeline-Bau investieren: Die milliardenscheren Kosten dafür müsse nach Pekings Vorstellung Gazprom vollständig übernehmen.

Angesichts der kritischen Situation müsse Gazprom die Inlandstarife anheben, schreibt die Zeitung. Ab Juli 2024 würden sie um 11,2 Prozent und ab Juli 2025 um weitere 8,2 Prozent erhöht. Gegenüber dem Stand von Ende 2021 würde der Gaspreis für die Abnehmer im Inland um insgesamt 34 Prozent steigen.

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