Der Deutsche Rico Krieger, der in Belarus zum Tode verurteilt wurde, ist einem Bericht zufolge Anfang Oktober 2023 nach einer Explosion an einer Eisenbahnstrecke im Außenbezirk Oserischtsche in Minsk verhaftet worden. Dabei könnte er in eine Falle gelockt worden sein, schreibt der „Tagesspiegel“. Das regionale Gericht in Minsk verurteilte ihn wegen angeblichen illegalen Waffenbesitzes, Spionage, Mitgliedschaft in einer extremistischen Gruppe, Söldnertum und Terrorismus zum Tode durch Erschießen.
Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf Belpol, eine Exil-Organisation ehemaliger belarussischer Strafverfolger, berichtet, sei der in Hildesheim wohnhafte und in Berlin geborene 30-jährige Krieger zusammen mit zwei Belarussen verhaftet worden. Diese beiden Personen würden jedoch in dem Urteil, das dem Blatt teilweise vorliege, nicht erwähnt. „Wir glauben, dass K. in eine Falle gelockt wurde“, sagte Uladzimir Zhyhar, Sprecher von Belpol.
Minsk beschuldigt den Deutschen, Mitglied des Kastus-Kalinouski-Regiments zu sein, einer belarussischen Einheit, die im Ukrainekrieg auf Seiten Kiews kämpft. Das Regiment bestreitet jedoch, dass K. Mitglied war.
In einem Statement, aus dem die oppositionelle Zeitung „Nascha Niwa“ zitiert, hatte das Kalinouski-Regiment dementiert, dass Krieger überhaupt etwas mit der Einheit zu tun hat. Berliner Diplomaten berichteten indessen dem „Spiegel“ zufolge, dass der Deutsche gegenüber Bekannten angegeben habe, in der Ukraine gekämpft und für den ukrainischen Geheimdienst gearbeitet zu haben.
Außenministerin Annalena Baerbock soll Anfang Juli in einem Brief an ihren belarussischen Amtskollegen ein faires Berufungsverfahren für Rico K. und die Aussetzung des Todesurteils gefordert haben. Laut „Spiegel“ warnte sie, dass eine Exekution schwerwiegende Folgen für die Beziehungen zwischen Minsk und Berlin haben würde.
In einem vom staatlichen Fernsehen verbreiteten Video hat Krieger den belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko um Gnade gebeten. Die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung. „Ich bekenne mich schuldig, definitiv“, sagte er.
Nur die eigene Familie kämpfe noch um sein Leben, von offizieller Seite setze sich niemand für ihn ein , sagte Krieger in dem Video. „Noch lebe ich, noch hat man die Zeit zu verhandeln, noch ist es nicht zu spät“, flehte er. „Die Regierung sollte um mich kämpfen.“
Immer wieder betonte er, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht habe. „Ich bereue jede einzelne Sekunde“, sagte er. „Ich kann nur von Glück reden, dass niemand getötet oder verletzt wurde. Gott sei Dank!“
Seine letzte Hoffnung ist eine Begnadigung durch Lukaschenko. „Ich kann nur hoffen, dass der Präsident dieses Landes, Herr Lukaschenko, mir verzeiht“, sagte er.
Vergangene Woche hatte die belarussische Nachrichtenagentur Belta gemeldet, dass Minsk Gespräche mit Berlin zu dem Fall angekündigt habe. „Auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland hat die belarussische Seite konkrete Lösungen für die bestehenden Möglichkeiten zur Entwicklung der Situation vorgeschlagen“, sagte ein Sprecher des Minsker Außenministeriums Belta. Die Außenministerien beider Länder führten dazu Konsultationen.