Die Zahl der Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland ist 2023 gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent gestiegen. Polizeilich gemeldet wurden 16.375 Fälle, in denen Kinder unter 14 Jahren sexuell missbraucht wurden.
Die Zahl der Fälle, in denen es um Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern ging, nahm – vor allem aufgrund zahlreicher Hinweise aus dem Ausland – um 7,4 Prozent auf rund 45.000 Fälle zu.
Das Bundeskriminalamt (BKA) geht bei den bekanntgegebenen Zahlen auf die Polizeiliche Kriminalstatistik sowie auf Daten der US-Organisation National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) aus, das Hinweise auf kinder- und jugendpornografische Inhalte im Internet erfasst.
Drei Viertel der Kinder, die sexualisierte Gewalt erlitten haben, waren Mädchen, die Täter sind zu 94 Prozent männlich und handeln meist allein. In mehr als der Hälfte aller verzeichneten Fälle kannten Täter und Opfer einander oder gehörten zur selben Familie.
Auch in der Altersgruppe 14 bis 17 Jahren, die separat erfasst wurde, stieg die Zahl der Fälle um 5,7 Prozent auf 1.200 Taten, die Zahl der Opfer um 5,5 Prozent auf 1.277. In dieser Kategorie waren mehr als drei Viertel der Opfer weiblich und mehr als 90 Prozent der Täter männlich.
Wie es im Bericht heißt, seien 30 Prozent der Tatverdächtigen selbst Kinder oder Jugendliche gewesen. Minderjährige machten häufig im frühen Alter sexuelle Erfahrungen mit Gleichaltrigen oder Jüngeren und seien sich dabei der Strafbarkeit ihrer Handlungen oft nicht bewusst, stellte das BKA in diesem Zusammenhang fest.
Insbesondere treffe das auf den Bereich Kinder- und Jugendpornografie zu, hieß es. „Der Anteil minderjähriger Tatverdächtiger betrug im Berichtsjahr knapp 40 Prozent.» Ein hoher Anteil unter ihnen seien sogenannte „Selbstfilmer“, die pornographische Aufnahmen von sich selbst anfertigten und dann auf sozialen Netzwerken hochladen – und damit ein Delikt begehen, denn strafbar sind
Herstellung, Verbreitung, Erwerb und Besitz solcher Inhalte, zitiert tagesschau.de aus dem BKA-Bericht.
Insgesamt wurden für 2023 im Bereich Kinder- und Jugendpornografie laut BKA 45.191 Fälle und 37.464 Tatverdächtige bekannt.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat nach der Vorstellung des Bundeslagebilds am Montagmorgen mehr rechtliche Kompetenzen für die Polizei bei der Bekämpfung von Kindesmissbrauch gefordert. „Unsere Ermittlerinnen und Ermittler leisten bereits gute Arbeit, leider sind ihnen oftmals die Hände gebunden, weil Ermittlungsinstrumente nicht genutzt werden dürfen. Hier sollten wir dringend einen Schritt nach vorn kommen“, sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende Alexander Poitz dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Insbesondere die zunehmende Verbreitung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im virtuellen Raum verlangt aus Sicht der GdP eine sofortige Einigung der Regierungskoalition auf eine praxistaugliche Mindestspeicherung von IP-Adressen“, sagte Poitz.„Wir müssen die Täter identifizieren, bekommen dazu aber nicht die richtigen Möglichkeiten.“