Ein Gericht in der zentralafghanischen Provinz Sar-i Pul hat insgesamt 63 Menschen in einem Sportstadion öffentlich auspeitschen lassen. Wie das Magazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf einen dpa-Bericht schreibt, seien den 14 Frauen und 49 Männern unter anderem mutmaßlich homosexuelle Handlungen, Diebstahl und andere „moralische Verbrechen“ vorgeworfen worden. Die Strafe sei am Dienstag im Beisein von lokalen Taliban-Vertretern und Anwohnern vollzogen worden, gab der Oberste Gerichtshof bekannt. Zuvor hatte die Uno-Hilfsmission Unama darüber berichtet.
Im März hatte der oberste Taliban-Führer Haibatullah Akhundzada die vollständige Einführung der Scharia in Afghanistan. In einer Audiobotschaft erwähnte er ausdrücklich Strafen für Ehebruch wie Steinigung und öffentliche Auspeitschungen.
Nach ihrer Rückkehr an die Macht im August 2021 führten die Taliban wieder öffentliche Strafen für Mord, Raum oder Ehebruch wieder ein. In der Zwischenzeit wurden fünf wegen Mordes verurteilte Männer öffentlich hingerichtet.
Nach Angaben von Amnesty International hat sich die Menschenrechtslage in Afghanistan in den vergangenen drei Jahren radikal verschlechtert. Menschen, die Kritik an den Taliban übten, „mussten damit rechnen, willkürlich festgenommen, rechtswidrig inhaftiert, gefoltert, misshandelt oder Opfer des Verschwindenlassens zu werden“, zitiert das Magazin aus einem Bericht der Menschenrechtsorganisation.