Arme reiche Wohlstandsweiber

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  • März 25, 2025
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Die Einschläge kommen näher und treffen jetzt auch solche, die nie damit rechneten: Milliardärinnen leiden stark in diesen Zeiten.

Ein Beitrag Roberto J. De Lapuente

shutterstock/Aaron_Weiss

Armut ist ein großes Thema in Deutschland. Seit Jahren wächst sie – nicht erst, seitdem die Ampel eine Außenpolitik fuhr, die die Lebensunterhaltskosten für die Menschen im Lande steigen ließ. Schon vorher verarmten ganze Stadtteile in sogenannten strukturschwachen Gegenden. So stürzte man nach nur einem Jahr Arbeitslosigkeit ganze Familien in die Enge einer verfolgungsbetreuenden Hartz-Behörde, die die Armut ihrer »Kunden« an einer engen Leine hielt. Dazu verödete die Infrastruktur, ob Bahn oder Gesundheitswesen: Alles wurde einem Spardiktat unterworfen – auch das gehört zur Verarmung der Gesellschaft dazu.

Nun aber ist die Armut so weit vorangeschritten, dass es auch die trifft, die gestern noch superreich waren: Milliardäre – oder besser gesagt, weibliche Milliardäre, auch Milliardärinnen genannt. Die hätten es nämlich schwerer als männliche Stinkreiche. So las man dies in der Süddeutschen Zeitung. Der Artikel bezog sich auf eine Studie von Oxfam und des Vereins zur Förderung der Steuergerechtigkeit.

Millionenschwere Einbußen

Da liest und staunt man: Frauen mit Milliarden auf dem Konto würde ihr Reichtum eher privat zur Verfügung stehen, denn sie halten oft weniger Anteile an Unternehmen. Und weil dem so ist, würden sie mehr Steuern bezahlen als Milliardenmänner. Das Finanzamt übt sich also gewissermaßen in einer Art sexistische Progression und benachteiligt Milliardärinnen um Millionenbeträge. »Frauen [zahlen] im Durchschnitt auf kleinere Erbe größere Steuern«, liest man in der SZ. Unter weiter erfährt man, dass sie »zwei Prozent mehr Erbschaftsteuer und bei Schenkungen sogar 22 Prozent mehr Steuern als bei Männern« aufbringen müssten. Ein Skandal erster Güte!

Damit zahlen Milliardärinnen auch tendenziell mehr an sogenannte Nichtregierungsorganisationen – wir wissen, wie viel »Nichtregierung« in diesen Unternehmen zuweilen stecken. Oxfam ist beispielsweise eine solche NGO. Fast 34,9 Millionen Euro hat dieses Netzwerk im Zeitraum 2022/23 aus öffentlichen Mitteln erhalten, welches sich unter anderem die Geschlechtergerechtigkeit auf die Fahne geschrieben hat. Im Zeitraum davor hat Oxfam gar über 35,5 Millionen Euro erhalten. Der Verein zur Förderung der Steuergerechtigkeit indes, ebenso Nichtregierungsorganisation, weist für das Jahr 2023 lediglich eine nicht näher genannte Summe zwischen 10.001 und 20.000 Euro auf. Da gibt es in der Tat beträchtlich Luft nach oben, Geld im Topf zur sogenannten Demokratieförderung ist sicherlich noch vorhanden oder kann nachbestellt werden.

So gesehen haben Sie, werter Leser, zusammen mit den Milliardärinnen dieses Landes, die oben genannte Studie bezahlt – und damit einen wichtigen Beitrag zur Transparenz finanziert. Denn es ist und bleibt wichtig zu erkennen, wo die Gesellschaft in Schieflage gerät und Gruppen an den Rand gedrängt werden.

Männer haben es immer leichter

Hochvermögende seien also vor allem Männer. Und wir erfahren aus der Arbeit der beiden NGOs auch, dass große Vermögen politischen Einfluss ermöglichen. Das ist freundlich passiv formuliert – Milliarden ermöglichen einen solchen Einfluss also lediglich. Denn nette Superreiche tun das nicht, sind ganz unpolitisch. Die Wirklichkeit zeigt sich ein wenig anders, sie lässt sich mit der Modifikation eines alten Witzes darlegen: Woran erkennt man einen Milliardär? Antwort: Er wird dich schmieren! Es stimmt natürlich, wenn Oxfam und das Netzwerk zur Steuergerechtigkeit darauf zu sprechen kommen, dass Hochvermögende politischen Einfluss nehmen. Nur der Umstand, dass man das jetzt Milliardären in die Schuhe schiebt und die Milliardärinnen als zu kurz gekommene Opfer labelt, ist wirklich ein Meisterstück in Sachen ideologischer Nebelraketenkunst. Muss man sich Liz Mohn und Friede Springer als einflusslose alte Damen vorstellen, die Socken stricken? Bertelsmann und Springer: Ganz ohne Einwirkungskraft?

So wie es grundsätzlich absonderlich ist, dass sich überhaupt ein Medium findet, das von einer sogenannten Studie – sogenannt kommt häufig in diesen Zeilen vor, denn nichts ist heute wie es scheint und alles nennt sich genau gegenteilig zu dem, was es ist – wie dieser berichtet. Und dann auch noch auf eine Art und Weise, in der es jeden männlichen Obdachlosen zu einem Glückskind umdeutet, weil er vom Schicksal mit einem Penis betraut wurde, während die arme Milliardärin zu wenig politischen Einfluss genießt und auch noch einige Millionen mehr an Steuern abdrückt, als die Mannsbilder ihrer raffenden Klasse.

Haben eigentlich Obdachlose auch Vorteile gegenüber Obdachlosinnen? Diese weibliche Form ist nirgends gebräuchlich. Geschlechtergerechtigkeit ist nämlich eine Geld- und keine Klassenfrage. Man muss sie sich verdienen – und zwar per Kontoüberweisung. Die ganze Verschrobenheit der zwanghaften Geschlechtergerechtigkeitsindustrie, die nicht etwa damit anfängt, Discounter, in denen vornehmlich Frauen arbeiten, per Betriebsverfassungsgesetz zu einem Betriebsrat zu verpflichten, zeigt sich am Wahnsinn einer solchen »Studie«. Wenn zu vielen Frauen in schlechten Jobs stecken, könnte man mittels politischen Gestaltungsspielraum viel bewerkstelligen, um aus diesen Jobs erträgliche Arbeitsplätze zu machen. Wenn man wollte!

Bitte spenden Sie großzügig!

Das wäre am Ende auch günstiger, als Steuermittel aufzuwenden, um Organisationen zu bezahlen, die nichts bewirken außer akademisierten Schwachsinn – und die nebenher auch noch einen elitären Klassismus im Diskurs etablieren, als sei der das zentrale Problem aller Frauen im Lande. Zudem tut man ganz arrogant so, als sei Superreichtum mehr Bürde als Segen. Als müsse man schrecklich darunter leiden, zu viel Geld zu haben – und die, die dieses große Pech hatten, können sich dagegen nicht wehren, denn gegen unkontrollierte Geldströme auf die Konten einiger weniger Leute, kann der Staat und die Politik ja bekanntlich rein gar nichts machen.

Sich vom Steuergeld eben auch hart arbeitender Männer so einen Unfug von zwei NGOs zusammendengeln zu lassen: Dazu muss man schon dreist sein. Und wirklich jeden Bezug zur Realität verloren haben. Unsinn wie dieser ist es, der die Bürger in Proteststellung bringt. Die AfD mag sicher nicht die Partei sein, die die Belange der kleinen Leute im Auge hat. Aber diese kleinen Leute landen genau bei dieser AfD, weil die gesamte Bewusstseinsindustrie in diesem Land einen solchen hanebüchenen Quatsch verbreitet – und sie wissen, dass sie diese schlecht gemachten Pseudostudien auch noch von ihrer Hände Arbeit bezahlen müssen.

Bei all dieser Kritik dürfen wir natürlich nicht das Leid derer vergessen, mit denen es das Leben nicht gut meinte. Frauen, die zu viel Geld haben, um es auch in nur 500 oder 1.000 Jahren Lebenszeit unter die Leute bringen zu können. Spenden Sie großzügig für ein Milliardärinnen-Frauenhaus, einem Safe Space für diese bemitleidenswerte Riege exklusiver Opfer. Sie haben all unsere Aufmerksamkeit verdient. Unsere Sensibilität und unser Verständnis. Und vielleicht hilft ihnen ja auch eine Demo gegen rechts …

Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog ad sinistram. Von 2017 bis 2024 war er Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen. Er war Kolumnist beim Neuen Deutschland und schrieb regelmäßig für Makroskop. Seit 2022 ist er Redakteur bei Overton Magazin. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main. Im März 2018 erschien sein Buch „Rechts gewinnt, weil links versagt“.

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen.

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