Seitdem der Ausdauersportler und Trainer Marco Henrichs 2016 zu einem Mehrkampf im russischen St. Petersburg eingeladen war, engagierte sich der gebürtige Rheinländer nicht nur für einen intensiven Dialog zwischen Deutschland und Russland, sondern hat auch als Trainer Erfahrungen in einer anderen Sportwelt gesammelt. Marco Henrichs weiß als vielfacher Ironman, Triathlet, Extremschwimmer sowie Schwimm- und Ausdauertrainer, Buchautor und Dozent, wie russischer Sportler „ticken“. Er kennt die Schwächen des deutschen Leistungssportsystems und kann analysieren, wie er die Erfahrungen aus den beiden Sportwelten für seine Trainingssystematik nutzen kann. Nun wendet er sich mit einem prinzipiellen Anliegen an die Bundesregierung und veröffentlichte eine Petition (Link dazu am Ende des Artikels). Er plädiert für die Teilnahme von russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Spielen. Berlin 247 veröffentlicht den Inhalt dieser Petition und die Hintergründe, weshalb das Bundesministerium des Innern (BMI) reagieren sollte:
„Das Bundesministerium des Innern (BMI) hat im Februar 2023 wiederholt seine Haltung bekräftigt, dass russische und weißrussische Sportlerinnen und Sportler bei den nächsten Olympischen Spielen in Paris ausgeschlossen sein sollen. Sportlerinnen und Sportlerinnen aus der Ukraine sollen damit die uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung seitens des Bundesministeriums des Innern gelten. Die Olympischen Spiele werden dadurch jedoch politisiert und das BMI verstößt gegen die eigens unterzeichnete Berliner Erklärung der 5. Weltsportminister-Konferenz. Des weiteren nötigt das BMI das Internationale Olympische Komitee (IOC) gegen die Olympische Charta zu verstoßen sowie den Deutschen Olympischen Sportbund eV (DOSB) satzungswidrig zu handeln.
Verstoß vom BMI gegenüber der Berliner Erklärung
Auf der 5. UNESCO-Weltkonferenz des Sportministers (MINEPS V) in Berlin wurde in der sogenannten Berliner Erklärung vom 30. Mai 2013 bekräftigt, dass …“jeder Mensch die Möglichkeit des Zugangs zum Sport und zur Teilhabe am Sport als ein grundlegendes Recht haben muss . Unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter, gesundheitlicher Beeinträchtigung, kulturellem und sozialem Hintergrund, wirtschaftlichen Mitteln, sexueller Identität oder sexueller Orientierung“.
In der Positionierung für einen Ausschluss russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler verstößt das Bundesministerium des Innern (BMI) deutlich gegen die eigene Berliner Erklärung vom 30. Mai 2013.
Nötigung durch das BMI zu einem IOC-Verstoß der Olympischen Charta
In der Olympischen Charta (Fassung vom 9. September 2013) sind unter den „Grundlegenden Prinzipien des Olympismus“ folgende Prinzipien festgelegt:
– „2. Ziel des Olympismus ist es, den Sport im Dienst der harmonischen Entwicklung der Menschheit zu stellen, um eine friedliche Gesellschaft zu fördern, die der Wahrung der Menschenwürde verpflichtet ist.“
– „4. Die Ausübung von Sport ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch muss die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Kunst und im olympischen Geist haben; Dies erfordert gegenseitiges Verstehen im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay.“
– „6. Jede Form von Diskriminierung eines Landes oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Politik, Geschlecht oder aus sonstigen Gründen ist mit der Zugehörigkeit zur Olympischen Bewegung unvereinbar.“
Unter Kapitel 1, Regel 2, Punkt 10 („Aufgabe und Funktion des IOC*“) der Olympischen Charta hat das IOC sogar „gegen jeden politischen oder kommerziellen Missbrauch des Sports und der Athleten vorzugehen“. Es ist auch eine aktive Verpflichtung des IOC, zu verhindern, dass die Politik in den Sport interveniert, gleich mit welcher Absicht. Der Sport muss ausnahmslos ein politikfreier Raum sein.
Das BMI übt jedoch deutlich politischen Druck auf das IOC aus und missachtet in vielen Punkten der Olympischen Charta.
Einfluss und Nötigung vom BMI zu einem satzungswidrigen Handeln des Deutschen Olympischen Sportbundes eV (DOSB)
Das BMI versucht mit seiner politischen Positionierung deutlich den DOSB dazu zu bewegen, gegen seine jüngste Satzung des Deutschen Olympischen Sportbunds eV (DOSB) satzungswidrig zu handeln.
Der DOSB schreibt in dieser Satzung u.a.:
– „6. …der DOSB vertritt den Grundsatz religiöser und weltanschaulicher Toleranz sowie parteipolitischer Neutralität vertritt und sich fremdenfeindlichen Bestrebungen entgegenstellt. … Er vertritt den Grundsatz religiöser und weltanschaulicher Toleranz sowie parteipolitischer Neutralität. Er tritt rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen … entschieden entgegen…“
– „8. Der DOSB fördert die kulturelle Vielfalt des Sports auf nationaler und internationaler Ebene und macht sie möglichst vielen Menschen zugänglich. Durch internationale Zusammenarbeit tritt der DOSB für Frieden und Völkerverständigung ein“.
Mit der Positionierung für einen fortgesetzten Ausschluss russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler mit eindeutiger politischer Motivation interveniert das BMI ohne jegliche rechtliche Grundlage in die Kompetenzen des IOC und des DOSB, dahingehend, dass diese ihre eigenen Rechtsgrundlagen verletzen sollen.
Petent und Unterzeichner fordern daher das Bundesministerium des Innern (BMI) dazu auf, alle Versuche zu unterlassen, auf das IOC und den DOSB mit dem Ziel politisch einzuwirken, eine Rückkehr der russischen und weißrussischen Sportlerinnen und Sportler zu den Olympischen Spielen zu verhindern. Die Olympischen Spiele dürfen nicht politisiert werden. Des Weiteren sich auf Grundlage der Berliner Erklärung offen für eine Teilnahme russischer und weißrussischer Sportlerinnen und Sportler zu den Olympischen Spielen positionieren.
gez. Marco Henrichs (Petent)
sowie ein Auszug der Erstunterzeichner
Über folgenden Link können Sie die Petition mitzeichnen: https://www.change.org/p/kein-ausschluss-russischer-belarussischer-athleten-von-den-olympischen-spielen-2024?signed=true