Deutsche Polizisten haben in diesem Jahr deutlich mehr Menschen erschossen als in den Vorjahren. Nach einer Auswertung von Polizeiberichten durch die dpa starben seit Januar bundesweit 17 Menschen bei Schusswaffengebrauch durch die Polizei.
In den meisten Fällen fielen die tödlichen Schüsse in Situationen, in denen die Beamten auf Personen trafen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Mehrere der Menschen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer bei sich.
Laut einer Statistik der Fachzeitschrift „Bürgerrechte & Polizei“ gab es letztmalig 1999 eine so hohe Zahl von Menschen, die von der Polizei erschossen wurden, stellt dpa in ihrer Auswertung fest. Damals starben im gesamten Jahr 19 Menschen. Im Jahr 2023 gab es demzufolge zehn Tote, nach elf Toten im Jahr 2022 und acht Toten im Jahr 2021.
Für Schlagzeilen sorgte in diesem Jahr unter anderem der Fall einer 31-Jährigen, die in einem Münchner Supermarkt erschossen wurde. Die Polizei teilte später mit, sie sei schon vorher auffällig geworden und dreimal von der Polizei in einer Psychiatrie untergebracht worden. Polizeibekannt sei die Münchnerin auch wegen Betäubungsmitteldelikten gewesen.
Im hessischen Schwalmstadt starb eine 20-Jährige am vergangenen Donnerstag. Die Frau ohne festen Wohnsitz soll laut Polizei eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe „zum Verwechseln ähnlich“ war.
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, kommentierte die Zahlen wie folgt: „Die Gewaltkriminalität in der Gesellschaft hat zugenommen.“ Kriminologen sei bekannt, dass sich diese Entwicklung auch negativ auf gewaltsame Angriffe auf polizeiliche Einsatzkräfte auswirke. Vor diesem Hintergrund seien Polizistinnen und Polizisten gezwungen, „in eskalierenden Einsatzsituationen konsequent den Angriff zu unterbinden“.