Der Philosoph Immanuel Kant sei nach Worten von Anton Alichanow, Gouverneur des Gebiets Kaliningrad, eine russische Trophäe, genauso wie „alles, was Sie in der Region Kaliningrad sehen“. Russland müsse mit dem Erbe des Denkers wie „jeder gewissenhafte Besitzer“ umgehen, sagte Alichanov bei einer Plenarsitzung des Internationalen Kant-Kongresses „Das globale Konzept der Philosophie“ in der Geburtsstadt des Philosophen, die zu Kants Zeiten den Namen Königsberg trug.
„Wir befinden uns jetzt im Zentrum eines mächtigen kognitiven Krieges, in dem ein Teil des Gegners versucht, sich Kants Erbe als Schutzschild zu benutzen“, führte Alichanow weiter aus. „Unseres Erachtens könnten wir dem Gegner unsere russische Interpretation von Kant entgegensetzen. Deshalb brauchen wir eine starke Revision, eine Überprüfung des gesamten Erbes von Kant auf der Grundlage der aktuellen Herausforderungen.“
Der Politiker erinnerte daran, dass Königsberg während des Siebenjährigen Krieges eine russische Stadt hätte werden können, dementsprechend hätte Kant ein Untertan des russischen Reiches werden können.
Zuvor hatte Alichanow behauptet, dass Kant in unmittelbarer Verbindung zum aktuellen Ukraine-Konflikt stehe.
„Kant, der hier geboren wurde, hat nahezu direkt mit dem globalen Chaos und der globalen Neuordnung zu tun, mit der wir uns jetzt konfrontiert sehen“, wurde Alichanow im Februar von „Federal Press“ zitiert. „Außerdem hat es eine direkte Beziehung zum militärischen Konflikt in der Ukraine“, sagte Kaliningrads Gouverneur beim Politologenkongress in Swetlogorsk (ehem. Rauschen). Wie Alichanov bemerkte, stehe Kant „am Beginn der deutschen klassischen Philosophie, er prägte den deutschen Willen mit und schnitt diesen gleichzeitig von höheren Werten ab“, was zur Entstehung der nun gegebenen „soziokulturellen Situation“ geführt habe. Seiner Meinung habe sowohl der Erste Weltkrieg als auch der ukrainische Konflikt seinen Ursprung in den Schriften des Philosophen.
An dem dreitägigen Kant-Kongress in Kaliningrad nehmen Experten aus 23 Ländern teil. In einem Grußschreiben von Russlands Präsident Wladimir Putin an die Teilnehmer des Kongresses hieß es:
„Ich rechne damit, dass die dem Jubiläum gewidmeten Veranstaltungen der Aufbewahrung des überaus reichhaltigen geistigen und humanistischen Erbes von Immanuel Kant, dem weiteren Studium seiner Werke dienen werden, die seinerzeit zu einem echten Durchbruch und zu einem unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens sowie der Kultur und der Aufklärung wurden.“
Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg, heute Kaliningrad, Hauptstadt der gleichnamigen russischen Exklave an der Ostsee, geboren. Sein Grab befindet sich an der zentralen Kathedrale der Stadt.