Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) sieht die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja nach einem Angriff in der Nähe akut bedroht. In unmittelbarer Nähe der Sicherheitszone habe es eine Explosion gegeben, die nach Einschätzung von IAEA-Experten vor Ort von einer Drohne mit Sprengladung verursacht wurde, teilte die Organisation mit.
«Wieder einmal sehen wir eine Eskalation der Gefahren für die nukleare Sicherheit am AKW Saporischschja», warnte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi. Er sei «nach wie vor äußerst besorgt» und rufe alle Seiten zur Zurückhaltung auf.
Trotz aller Appelle zur Zurückhaltung gebe es bislang keine Anzeichen, dass die Kämpfe im Raum des Atomkraftwerks nachließen, hieß es. In den vergangenen Tagen wurden in der Nähe des Kraftwerks mehrfach Schäden gemeldet.
«Atomkraftwerke sind widerstandsfähig gegenüber technischem oder menschlichem Versagen und auch extremen externen Einflüssen, aber sie sind nicht dafür gebaut, direkten militärischen Angriffen standzuhalten», sagte Grossi. Zuletzt hatte es auch an einem Kühlturm des AKW Saporischschja einen Brand gegeben.
Das Atomkraftwerk, das von Russland kontrolliert wird, ist immer wieder Ziel von Angriffen und Sabotageakten. Moskau und Kiew geben sich dafür gegenseitig die Schuld.
Zuvor hatte russlands staatliche Atomagentur Rosatom Grossi über eine Verschlimmerung der Lage auch um das Kernkraftwerk Kursk informiert. Rosatom-Chef Alexej Lichatschow lud Grossi in einem Telefonat ein, sich im Gebiet Kursk in dem AKW und in der dortigen Stadt Kurtschatow selbst ein Bild von der Situation zu machen. Demnach gibt es dort wegen der Gefahr ukrainischer Angriffe täglich mehrfach Luftalarm. Nach russischen Angaben wurden auf dem AKW-Gelände zuletzt auch Raketenteile gefunden.
Rosatom und das russische Verteidigungsministerium teilten zudem mit, es gebe Hinweise darauf, dass die Ukraine eine gegen das AKW Kursk gerichtete Provokation vorbereite.
Angesichts des am 6. August begonnenen ukrainischen Vorstoßes auf das russische Gebiet Kursk hatte die IAEA vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk gewarnt. Russland hatte den Schutz der Atomanlage, die etwa 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, bereits verstärkt. Zudem wurde vorübergehend ein Teil der Arbeiter aus dem Werk abgezogen, die dort an zwei neuen Reaktoren bauen.