Kurz vor dem Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hall bei Moskau hat der Iran die russische Seite vor einer möglichen großen „terroristischen Operation“ auf russischem Territorium gewarnt. Das meldet Reuters unter Berufung drei Quellen.
Der Iran hätte aus Befragungen festgenommener Terroristen vor dem Angriff auf die Konzerthalle erfahren, dass Mitglieder des verbotenen terroristischen IS für einen Großangriff nach Russland vorgerückt seien. Diese Informationen seien an Moskau weitergeleitet worden, schreibt Reuters.
„Wenige Tage vor dem Anschlag in Russland hat Teheran Informationen über einen möglichen großen Anschlag in Russland mit Moskau geteilt. Die Informationen wurden bei Vernehmungen von Verhafteten im Zusammenhang mit opferreichen Explosionen im Iran gewonnen“, teilte ein Gesprächspartner der Agentur mit. Einer der vernommenen mutmaßlichen Terroristen soll gesagt haben, dass mehrere Kämpfer bereits nach Russland gereist seien.
„Da der Iran seit Jahren Opfer von Terroranschlägen ist, haben die iranischen Behörden ihre Pflicht erfüllt, Moskau auf der Grundlage von Informationen zu warnen, die von festgenommenen Terroristen erhalten wurden“, erklärte eine dritte Quelle, ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter.
Von einem Reuters-Korrespondenten danach gefragt, antwortete Dmitri Peskow, Pressesprecher des Präsidenten Russlands: „Nein, davon weiß ich nichts.“.
Nach Angaben des US-Geheimdienstes sind die IS-Terroristen sowohl an den Bombenanschlägen im Iran als auch an dem Anschlag bei Moskau beteiligt gewesen, so Reuters. Die USA hätten im Voraus von den Plänen der Terroristen erfahren, einen Anschlag in der russischen Hauptstadt zu begehen. Die US-Behörden verwiesen darauf, dass sie den russischen Behörden zwei Wochen vor dem Anschlag „klare und detaillierte Informationen über die terroristische Bedrohung an Orten großer Menschenansammlungen“ übermittelt hätten.
Am 7. März gab US-Botschaft in Moskau eine Warnung über die Gefahr von Angriffen durch Extremisten in den folgenden 48 Stunden heraus. Es sei nicht bekannt, ob die Vertreter der Vereinigten Staaten dabei den Zeitpunkt des geplanten Angriffs verwechselt haben oder ob die Terroristen ihre Pläne wegen verstärkter Sicherheitsmaßnahmen verschoben hätten.
Der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, bestätigte das Erhalten von Informationen aus den USA über das Risiko eines Anschlags. „Dies waren allgemeine Informationen – über die Vorbereitung eines Terrorakts an Orten einer Massenansammlung von Bürgern“, stellte er fest. „Wir haben auf diese Informationen reagiert und entsprechende Maßnahmen ergriffen“. Bortnikow betonte, dass diese Informationen keine konkreten Daten enthielten.
Wenige Tage vor dem Anschlag hatte Putin Warnungen aus westlichen Ländern vor dem Risiko eines Anschlags als „provokatorische Erklärungen“ bezeichnet. „All das erinnert an offene Erpressung und die Absicht, unsere Gesellschaft einzuschüchtern, zu destabilisieren“, meinte der Präsident.