Trotz eines insgesamt positiven Eindrucks von Deutschland in Polen äußern polnische Bürger mehr Vorbehalte, während die Deutschen eine positivere Meinung von Polen entwickeln. Dies geht aus dem Bericht des Präsidenten des Polnischen Instituts für öffentliche Angelegenheiten, Jacek Kucharczyk, und der Direktorin des Deutschen Polen-Instituts, Agnieszka Łada-Konefał, hervor.
Die Deutschen sehen Polen als attraktives Reiseziel und schätzen die polnische Gastfreundschaft, heißt es in der neuesten Ausgabe der Studie Deutsch-Polnisches Barometer des Deutschen Polen-Instituts (DPI). Die Polen hingegen betrachten die Deutschen immer noch größtenteils im Kontext historischer Konflikte, insbesondere des Zweiten Weltkriegs, auch wenn diese Sichtweise abnimmt.
„Jeder fünfte Pole assoziiert die Deutschen immer noch mit ‚Besatzern‘ oder ‚Invasoren’“, sagte Łada-Konefał bei der Vorstellung des Berichts.
Der Anlass für die Veröffentlichung der Studie war der erste Jahrestag der Wahlen, bei denen die nationalkonservative PiS-Partei (EKR), die für ihre Skepsis gegenüber Deutschland bekannt ist, die Macht verlor. An ihre Stelle trat eine pro-europäische Koalition unter der Führung von Donald Tusk, einem Befürworter guter Beziehungen zu Berlin, schreibt euractiv.de.
Wie es im Bericht heißt, hat sich das Bild Polens in den Augen der Deutschen im Vergleich zu 2022 oder 2023 deutlich verbessert hat. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die derzeitige Regierung Deutschland gegenüber wohlwollender eingestellt ist.
Polen, die die Beziehung negativ sehen, nennen oft eine unzureichende Übernahme von Verantwortung für deutsche Kriegsverbrechen in Polen als Hauptproblem. Die größte Gruppe der Deutschen nennt unterschiedliche politische Interessen als Grund für die schlechten Beziehungen.
Als die PiS-Regierung an der Macht war, forderte sie von Deutschland Kriegsreparationen in Höhe von 6,22 Billionen Zloty (1,31 Billionen Euro). Dies basierte auf einem Bericht über die Verluste, die Polen infolge des Zweiten Weltkriegs erlitten hatte.
Sowohl Polen als auch Deutsche nennen Energiesicherheit und eine stärkere europäische Verteidigungspolitik als Schlüsselbereiche für die Zusammenarbeit.
Die Befragten wurden für die Studie auch zu Russland und der Sicherheit in Europa befragt. Die meisten Polen (68 Prozent) und Deutschen (60 Prozent) sehen Russland als militärische Bedrohung für ihr Land.
Die Unterstützung für antirussische Sanktionen ist in Polen viel stärker, wo drei Viertel dafür sind. In Deutschland sind es im Vergleich dazu lediglich 58 Prozent.