Ukrainische Fußball-Fans haben beim EM-Spiel ihrer Mannschaft gegen Belgien mit einem großen Banner an den Krieg in der Heimat erinnert.
Auf dem Banner, das kurz nach Spielbeginn ausgerollt wurde, war das Konterfei des gefallenen Soldaten Nasarij Hrynzewytsch von der umstrittenen Brigade Asow zu sehen, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt. Es setzte sich mithilfe künstlicher Intelligenz aus den Fotos von 182 gefallenen ukrainischen Soldaten zusammen.
Hrynzewytsch galt als Fußball-Fan und starb nach Angaben der für die Aktion verantwortlichen Fan-Vereinigung am 6. Mai im Alter von 21 Jahren. Ziel der Kampagne sei es, die Welt daran zu erinnern, dass Tausende Anhänger der ukrainischen Mannschaft an der Front kämpfen, um ihr Land gegen Russland zu verteidigen.
Die Asow-Brigade wird von Beobachtern weithin als „neofaschistisch“ und „neonazistisch“ bezeichnet. Die Gruppe war 2014 zunächst als Freiwilligenmiliz gegründet, um gegen die von Russland unterstützten ukrainischen Separatisten in der östlichen Donbass-Region zu kämpfen. Später wurde sie in die Nationalgarde der Ukraine integriert, die dem Innenministerium untersteht.
Das US-Außenministerium hat Medien zufolge kürzlich bekannt gegeben, dass es das Verbot der Verwendung US-amerikanischer Waffen durch die berüchtigte Asow-Brigade in der Ukraine aufgehoben hat.
Das Verbot der Unterstützung war laut dem Portal Telepolis im Jahre 2018 erstmals im Zuge eines Gesetzespakets mit der Begründung erlassen worden, es handele sich bei der Asow-Brigade um eine ultranationalistische Organisation, die offen Neonazis in ihre Reihen aufnehme.
Zudem haben sowohl Human Rights Watch als auch Amnesty International über „glaubwürdige Vorwürfe“ von „Folter und anderen ungeheuerlichen Misshandlungen“ durch Asow und andere Freiwilligeneinheiten berichtet. Auch Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten Nationen haben der Gruppe humanitäre Verstöße vorgeworfen.
Doch Telepolis weist darauf hin, dass sich Asow längst als eine der fähigsten Kampftruppen der Ukraine erwiesen habe. „Ihre letztlich erfolglose, aber heldenhafte Verteidigung des Asow-Tal-Komplexes in Mariupol im Jahr 2022 hat ihr nationales Ansehen befördert und der Gruppe eine gewisse Akzeptanz in vielen Teilen der ukrainischen Gesellschaft verschafft; auch jener Teile, die ursprünglich nicht mit dem ultranationalistischen Lager sympathisierten.“