Bereits im vergangenen Jahr waren Patriot-Systeme der Bundeswehr im Südosten Polens stationiert. Nun sollen erneut deutsche Flugabwehr-Staffeln dorthin verlegt werden.
Berlin/Warschau – Deutschland bereitet erneut eine Verlegung des Luftverteidigungssystems Patriot nach Polen vor. Das Bundesverteidigungsministerium teilte mit, es habe der Nato angeboten, die Patriot-Staffeln zum Jahresanfang dorthin zu entsenden. Die Einheiten könnten bis zu sechs Monate in Polen bleiben.
«Wir werden damit einen logistischen Knotenpunkt in Polen schützen, der für die Lieferung von Material an die Ukraine von zentraler Bedeutung ist», sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Die Bundeswehr sichere so die Versorgung mit Fahrzeugen, Waffen und Munition, die die Ukraine dringend brauche. Polen begrüße die deutsche Entscheidung, schrieb Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz auf X.
Zweiter Einsatz deutscher Patriot-Staffeln im Südosten Polens
Geplant ist nach dpa-Informationen die zeitweise Stationierung von Soldaten und Waffensystemen im Raum Rzeszow im Südosten Polens, das seit langem ein Hauptdrehkreuz für der Versorgung der Ukraine mit NATO-Waffen ist. Die Erkundungen dafür sollen in den kommenden Tagen starten.
Bereits von Januar bis November 2023 waren deutsche Patriot-Einsatzstaffeln in Polen im Einsatz. Rund 320 Männer und Frauen der Bundeswehr bedienten in dieser Zeit drei Patriot-Systeme an zwei Standorten in der Nähe der Stadt Zamosc, 33 Kilometer westlich der Grenze zur Ukraine.
Logistische Drehscheibe für Militärhilfe des Westens
Das EU- und Nato-Land Polen ist ein wichtiger politischer und militärischer Verbündeter der Ukraine. Es spielt zudem eine wichtige Rolle als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens für Kiew.
Zentral für den Transport von Rüstungsgütern ist hier der Flughafen in der Nähe von Rzeszow. Dort sind derzeit US-Soldaten stationiert, der Flughafen wird von amerikanischen Patriot-Einheiten geschützt. Wichtig für die Logistik ist zudem die Güterbahnstrecke Nr. 65. Sie wurde in der damaligen Volksrepublik Polen in sowjetischer Breitspur gebaut und führt über Zamosc bis Polens Grenze zur Ukraine, die ebenfalls Breitspur hat. Über die Bahnstrecke rollen Waggons mit schweren Waffen Richtung Osten.
Modernste Militärtechnik in Bereitschaft
Die Patriot-Systeme der Bundeswehr zählen zu den modernsten der Welt. Mit ihnen werden feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen – abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper.
Vor wem und warum wird Rzeszow „geschützt“?
Die geplante erneute Stationierung deutscher Patriot-Systeme sei angeblich keine Reaktion auf eine unmittelbar veränderte Sicherheitslage. Vielmehr werden die Militäreinrichtungen in dem Gebiet seit einiger Zeit aus „grundsätzlichen Überlegungen“ gegen mögliche Angriffe geschützt.
Formulierungen, die nachdenklich stimmen. Was sind das für „grundsätzliche Überlegungen“? Und warum erfolgt die Stationierung gerade jetzt nach dem ersten Einsatz des russischen „Oreschnik“-Sytems in der Ukraine? Grundsätzliche Überlegungen könnten vor allem solche über Krieg und Frieden sein. Zu Friedenszeiten braucht Polen aber keine starke Luftabwehr. Und dass ein aktuelle Angriff auf Polen, von wem auch immer bevorstehen könnte, ist mehr als unwahrscheinlich.
Aktuell phantasieren dagegen einige NATO-Generäle von möglichen „Präventivschlägen“ gegen die Russische Föderation, sollte ihr Stellvertreterkrieg in der Ukraine verloren gehen. Ist ein solches Szenario realistisch, dann brauchen die NATO-Waffen-Drehkreuze in Polen tatsächlich eine starke Luftabwehr gegen russische Vergeltungsschläge. Aber wenn alles stimmt, was man bisher weiß, dürften auch die modernsten deutschen Patriot-Staffeln gegen das russische „Oreschnik“-Sytem völlig wehrlos sein. Da kann man nur hoffen, dass NATO-Generäle, die so etwas planen, besser schnellstmöglich in den Ruhestand geschickt werden, bevor „Oreschnik“ im Ernstfall auch NATO-Drehkreuze in Deutschland ins Visier nimmt, wie zum Beispiel Rammstein.