Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist offenbar Ziel eines Cyberangriffs geworden. Betroffen sind demnach sowohl die Partei als auch der gleichnamige Verein, der die Parteigründung vorbereitet hatte.
„Wir müssen leider darüber informieren, dass das BSW wahrscheinlich das Ziel eines Cyberangriffs geworden ist“, heißt es in einem BSW-Schreiben an die Unterstützer der Partei. „Hierauf wurde das Parteipräsidium heute (26.8.2024) durch eine Anfrage von CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft gGmbH (im Folgenden Correctiv genannt) aufmerksam gemacht.
Correctiv behauptet konkret, über einen Datensatz zu verfügen, welcher Informationen zu rund 70.000 Personen enthält. Die betroffenen Daten sollen ‚neben persönlichen Kontaktinformationen offenbar auch codierte Mitgliederlisten, Zusagen zu einer Wahlparty sowie Details zu Landesbeauftragten und Unterstützern in verschiedenen Bundesländern enthalten‘.“
Wie die „Berliner Zeitung“ bei einer Parteisprecherin erfuhr, fordere das BSW Correctiv „natürlich eindringlich auf, die illegal erworbenen Daten nicht weiter dafür zu nutzen, unsere Mitglieder und Unterstützer mit Fragenkatalogen zu behelligen und stattdessen ihre Privatsphäre zu respektieren“.
Das BSW habe Strafanzeige gestellt. Wer hinter dem möglichen Angriff steckt, ist noch unklar.
„Die Partei Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit wurde über eine E-Mail der Correctiv-Redaktion in Kenntnis gesetzt, dass Correctiv personenbezogene Daten vorliegen“, teilte die Parteivorsitzende Mohamed Ali in ihrer Mail an die Newsletter-Abonnenten mit. Auch seien Betroffene am Montag direkt von Correctiv per Mail „angesprochen und mit konkreten Fragen konfrontiert“ worden.
„Sollten Sie den Wunsch haben, die Anfrage von Correctiv zu beantworten, würden wir uns freuen, wenn Sie Ihre Antwort mit uns abstimmen“, zitiert die Zeitung die E-Mail der Co-Parteichefin an die BSW-Anhänger. „Wir würden sogar empfehlen, im Zweifel auf eine Antwort zu verzichten.“
Wie die „Berliner Zeitung“ schreibt, hat sie die Correctiv-Redaktion am Dienstagmorgen um eine Stellungnahme gebeten. Bislang antwortete das Medienhaus nicht auf die Anfrage. Die stellvertretende Chefredakteurin Annette Dowideit schrieb im Onlinedienst X: „Ein spannender Tag in der Correctiv-Redaktion: Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat in einem Newsletter insinuiert, wir hätten sie gehackt. Was tatsächlich geschah, lest ihr gleich auf unserer Webseite und heute Nachmittag im Spotlight.“
Im März hatte das Magazin „Der Spiegel“ über ein Datenleck beim Bündnis Sahra Wagenknecht berichtet, fügte die „Berliner Zeitung“ hinzu. Damals bestätigte die Partei, dass 35.000 Menschen betroffen seien – darunter waren laut „Spiegel“ 5.000 Spender und 30.000 Newsletter-Abonnenten. Ob und inwiefern beide Lecks zusammenhängen, sei offen.