Der deutsche Fernseh-Journalist Hubert Seipel soll für seine Russland-Bücher hunderttausende Euro aus Russland erhalten haben, ohne dies seinen Arbeitgebern mitzuteilen. Wie der „Spiegel“ und das ZDF-Magazin „frontal“ unter Berufung auf vertrauliche Dokumente aus Zypern berichteten, geht es um 600.000 Euro, die im Rahmen eines sogenannten Sponsorenvertrages gezahlt worden seien.
Seipels Vertragspartner war demnach offiziell eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Diese gehöre vermutlich zum Firmengeflecht des russischen Großunternehmers und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, der nach Beginn des russisch-ukrainischen Konflikts von der EU mit Sanktionen belegt wurde.
In dem Sponsorenvertrag von 2018 geht es um ein Buchprojekt „über das politische Umfeld in der Russischen Föderation, das im Jahr 2019 veröffentlicht werden soll“, so der „Spiegel“.
Der Journalist räumte inzwischen gegenüber dem Sender ein, er habe über zwei „Sponsoring-Verträge“ 2013 und 2018 Geld von Alexey Mordashov erhalten und erklärt, es sei für zwei Buchprojekte gewesen.
2015 veröffentlichte Seipel, der den russischen Staatschef mehrmals interviewt hatte, eine Biografie unter dem Titel „Putin. Innenansichten der Macht“. 2021 folgte das Buch „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“. Beide Bücher wurden vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe herausgebracht.
Der Verlag versicherte, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben, und kündigte eine Prüfung der Vorgänge an. Außerdem habe der Verlag beschlossen, angesichts der aktuellen Berichte Seipels „Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten“.
Für den NDR hatte Seipel unter anderem den Film „Ich, Putin – Ein Portrait“ (2012) sowie die Interviews mit Edward Snowden und Wladimir Putin in Moskau (2014) realisiert.
Der Sender sieht darin einen erheblichen Interessenskonflikt. „Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte“, zitiert die tagesschau NDR-Intendant Joachim Knuth auf ihrer Webseite. “Die Vorgänge um die Beauftragung und Umsetzung der Filme, die Hubert Seipel für den NDR realisiert hat, werden wir gründlich überprüfen.“
Laut „Spiegel“ und ZDF wurden die Zahlungen im Rahmen von „Cyprus Confidential“ aufgedeckt, eine internationale investigative Recherche, bei der es um fragwürdige Geschäfte des EU-Landes Zypern geht.