Ein neues Piratenstück aus dem Weißen Haus

Trump hat eine totale Blockade gegen Exporte von Venezuelas Öl verhängt. Der Grund – laut Trump: Präsident Maduro hat das in Venezuela geförderte Öl den Amerikanern „gestohlenen“. Ein Witz? Nein! Stattdessen eine US-Realsatire aus der Karibik. Es wäre zum Totlachen, wenn die ganze Sache nicht so mörderisch ernst wäre. Es ist ein absurder Vorwand, um die neue Ära einer offiziell von Washington betriebenen Piraterie zu rechtfertigen.

Ein Beitrag von Rainer Rupp

US-Präsident Donald Trump spricht zu Reportern, während einer Zeremonie im Oval Office des Weißen Hauses. Foto: dpa

US-Präsident Donalds Trump ist ein würdiger Nachfolger seiner britischen Vorfahren, die über Jahrhunderte die Völker der Welt ausgeplündert und vergewaltigt haben. Das ging sogar so weit, dass die englische Königin Elizabeth I aus dem Tudor-Geschlecht nicht nur Piraten förderte und diese bei Erfolg in den Adelsstand erhob,- wie z.B. Sir Francis Drake – sondern sie machte die Piraterie sogar zu einem Instrument ihrer Außenpolitik. Das Ziel war das mächtige spanische Reich und dessen Kolonien in Südamerika.

Da Elisabeth I nicht genügend Ressourcen für einen offenen Krieg gegen Spanien hatte, setzte sie Piraten ein, die die reich mit Gold aus Südamerika beladenen spanischen Galeeren aufbrachten, die Besatzungen töteten und das Gold nach England brachten.

Wenn man jetzt statt „Spanien“ das BRICS-Land Venezuela einsetzt, lassen sich auf Anhieb gewisse Parallelen zwischen Elisabeth I. und Trumps regierungs-offizieller Piraterie erkennen. Denn Trumps Kriegsmarine hat erfolgreich angefangen, reich mit schwarzem Gold aus Venezuela beladene Supertanker auf hoher See zu überfallen, aufzubringen und das Schiff samt Beute zum Verkauf in die USA zu bringen.

Am 12. Dezember haben US-Spezialeinheiten den Öltanker „Skipper“ vor der venezolanischen Küste gekapert, angeblich weil er „sanktioniertes“ venezolanisches Öl für den Export transportierte. Dabei wurden alle Regeln des Völkerrechts und des internationalen Seerechts gebrochen. Trotzdem wurde diese hoch-kriminelle Aktion von Trumps üblichem pompösem Gehabe und dem zustimmenden Getöse der ihm nahestehenden US-Medien begleitet. Der Tanker, so die offizielle Story, sei Teil einer venezolanischen „Schattenflotte“ mit Verbindungen zur „terroristischen“ Hisbollah und dem Iran sei mit hoher Wahrscheinlich sogar in Allianz mit dem gehörnten Teufel unterm Bett.

Auf die Erfindung und erfolgreiche Vermarktung dieser komplizierten und in ihrer Absurdität bestechenden Hintergrundgeschichte zur Rechtfertigung von US-Regierungskriminalität dürften selbst die diesbezüglich viel geübten deutschen „Qualitätsmedien“ neidisch gewesen sein. Aber es kommt noch besser. In seinem nachfolgenden Pamphlet verdoppelt Trump seine Drohungen, und in seinem neuesten Narrativ beschuldigt er sogar Venezuela, das Öl der USA zu „stehlen“. Veröffentlicht hat er das auf seinem persönlichen Kanal „@realDonaldTrump“ am 17. Dezember, siehe nachfolgende Übersetzung von Rainer Rupp:

„Venezuela ist vollständig von der größten Armada umzingelt, die je in der Geschichte Südamerikas zusammengezogen wurde. Sie wird nur noch größer werden, und der Schock wird für sie sein wie nichts, was sie zuvor gesehen haben – bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie den Vereinigten Staaten von Amerika alles Öl, Land und andere Vermögenswerte zurückgeben, die sie zuvor von uns gestohlen haben.“

„Das illegitime Maduro-Regime nutzt Öl aus diesen gestohlenen Ölfeldern, um sich selbst, Drogen-Terrorismus, Menschenhandel, Mord und Entführungen zu finanzieren. Aufgrund des Diebstahls unserer Vermögenswerte und aus vielen anderen Gründen, einschließlich Terrorismus, Drogenhandel und Menschenhandel, wurde das venezolanische Regime als AUSLÄNDISCHE TERRORORGANISATION eingestuft. Daher ordne ich heute EINE TOTALE UND VOLLSTÄNDIGE BLOCKADE ALLER SANKTIONIERTEN ÖLTANKER an, die nach Venezuela ein- oder ausfahren.“

„Die illegalen Einwanderer und Kriminellen, die das Maduro-Regime, während der schwachen und unfähigen Biden-Administration in die Vereinigten Staaten geschickt hat, werden in rasendem Tempo nach Venezuela zurückgeschickt. Amerika wird nicht zulassen, dass Kriminelle, Terroristen oder andere Länder unsere Nation berauben, bedrohen oder schädigen, und ebenso wenig wird es einem feindlichen Regime erlauben, unser Öl, unser Land oder andere Vermögenswerte zu nehmen – all das muss SOFORT an die Vereinigten Staaten zurückgegeben werden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit!“

DONALD J. TRUMP, PRÄSIDENT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA, @realDonaldTrump, 17. Dez. 2025, 12:46 AM

Der oberste Trump-Berater und stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses für Politik, Stephen Miller, hat die eskalierende Rhetorik unterstützt: 

„Amerikas Schweiß, Erfindungsreichtum und Mühe haben die Ölindustrie in Venezuela geschaffen. Ihre tyrannische Enteignung war der größte je aufgezeichnete Diebstahl amerikanischen Reichtums und Eigentums. Diese geplünderten Vermögenswerte wurden dann verwendet, um Terrorismus zu finanzieren und unsere Straßen mit Killern, Söldnern und Drogen zu überschwemmen.“

Welches „gestohlene“ venezolanische Öl meint Trump?

Am 28. Februar 2007 unterzeichnete Hugo Chávez, der damalige Präsident Venezuelas, ein Gesetz zur Verstaatlichung der Ölfelder. Allen ausländischen Unternehmen, die im Land tätig waren, wurde angeboten, sich an Joint Ventures zu beteiligen, in denen mindestens 60 % der Anteile dem staatlichen Unternehmen PDVSA gehören würden. Das Präsidentendekret betraf die amerikanischen Unternehmen Chevron Corp., ConocoPhillips, Exxon Mobil Corp., das britische BP, das französische Total SA und das norwegische Statoil ASA, die damit die Kontrolle über die Ölfelder im Orinoco-Flussbecken verloren.

Allerdings behielten damals ausländische Investoren eine gewisse Autonomie in den Ölfeldern des Orinoco-Ölgürtels, wo sie vor der Unterzeichnung des Dekrets eine führende Rolle gespielt hatten. In den 1990er Jahren erlaubte die venezolanische Regierung ausländischen Investoren den Zugang zum Orinoco, weil die Felder dort als unrentabel galten und große Kapitalinvestitionen erforderten.

Die führenden ausländischen Unternehmen steigerten allmählich die Ölförderung im Orinoco auf 600.000 Barrel pro Tag. Von Anfang an führten ausländische Unternehmer die geologische Erkundung, Förderung und kostspielige Primärverarbeitung von Rohöl in den Orinoco-Feldern gemeinsam mit der staatlichen venezolanischen PDVSA durch.

Auf Basis veröffentlichter Daten beliefen sich die Investitionen der genannten Unternehmen in die anschließend bei der Verstaatlichung genannten Vermögenswerte auf mindestens 17 Milliarden Dollar. Wie viele der investierten Milliarden über die Profite des verkauften Öls in den nachfolgenden Jahren amortisiert wurden, ist nicht bekannt. Dafür müssten die ausländischen Unternehmen erst ihre Bücher öffnen. Allerdings wurden einige vernünftige Forderungen ausländischer Ölunternehmen später von den venezolanischen Behörden durch direkte monetäre Entschädigung befriedigt.

Aber es gab auch Disput, und nicht alle ausländischen Forderungen wurden vollständig beglichen. Einige Firmen fordern immer noch Entschädigung und haben anhängende Fälle vor ausländischen Schiedsgerichten gegen die venezolanische Regierung.

Ein Akt der „internationalen Gerechtigkeit“

Folgt man nun der Rhetorik von Trump, dann ist die Bereinigung dieser restlichen Forderungen der US-Unternehmen mit Hilfe militärischer Gewalt und völkerrechtswidriger Sanktionen ein Akt der „internationalen Gerechtigkeit“. Um diese „Gerechtigkeit“ wiederherzustellen, sind natürlich auch Piratenaktionen wie das gewaltsame Entern eines Schiffs durch schwer bewaffnete US-Soldaten in fremden Gewässern absolut gerechtfertigt. Das versteht schließlich jedes Kind, bzw. jedes kindliche Gemüt in westlichen Regierungsetagen, vor allem in Europa, wo die hohen Herrschaften mit Plänen jonglieren, um Trumps Piraterie in der Ostsee gegen die so genannte russische „Schattenflotte“ einzuführen.

Um sich vor der eigenen Öffentlichkeit ein legales Mäntelchen für die geplante Piraterie umzuhängen, haben die westlichen „Eliten“ in Politik und Medien das Konstrukt der „illegalen“ oder „sanktionierten“ Schattenflotten erfunden, was jedoch jeglicher internationalen juristischen Basis entbehrt. Das internationale Seerecht lässt in Bezug auf den Tatbestand der Piraterie keine Zweideutigkeit aufkommen! Und den Begriff oder den Tatbestand einer „illegalen Schattenflotte“ gibt es weder im internationalen Seerecht noch im Völkerrecht.

Sanktionen und Handelsblockaden sind nur rechtmäßig, wenn der UNO-Sicherheitsrat zugestimmt hat. Einseitig verhängte Sanktionen oder Blockaden, die so typisch für die wirtschaftlichen Erpressungs- und Strangulierungsversuche der Länder des Westens sind, um rund um den Globus ihren Willen durchzusetzen, stellen Verstöße gegen das Völkerrecht dar. In besonders gravierenden Fällen sind sie gleichbedeutend mit einer kriegerischen Handlung. Der Westen handelt aber weiter nach der Devise: legal, illegal, scheißegal. Was der Westen gerne von anderen Ländern behauptet, die er drangsaliert oder bombardiert, dass diese nur die Sprache der Macht verstehen, so gilt das vor allem für den Westen selbst, der zunehmend am kürzeren Hebel sitzt. Das gilt besonders für die Ostsee und die verschiedenen, aber gescheiterten Versuche in letzter Zeit, Schiffe mit russischem Öl zu kapern.

Russland legt nach.

Derweil verstärkt Russland seine Gegenmaßnahmen gegen mögliche Zugriffe auf seine Öl-Tanker in der Ostsee. Das geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem die USA und einige europäische Länder mit noch schärferen Maßnahmen gegen Schiffe drohen, die russisches Öl und Gas auf die globalen Märkte transportieren.

Hysterisch haben nun schwedische Medien auf eine Nachricht der schwedischen Marine reagiert, die angeblich bewaffnetes Personal in Uniform an Bord solcher Tanker in der Ostsee gesichtet hat. Dabei handele es sich vermutlich um private Sicherheitskräfte, z.B. der Wagner Gruppe. Bewaffnete Wachmannschaften auf Tankern sind international üblich, etwa gegen Piraterie vor Afrikas Küste. Doch Schweden sieht dies als russische Provokation an, weil die Russen offensichtlich eine schärfere Gangart eingeschlagen haben und sich nicht länger herumschubsen lassen wollen.

Die Russen sind offensichtlich bereit, die Tanker, die ihr Öl transportieren, mit der Waffe in der Hand zu verteidigen; nicht nur mit einem Sturmgewehr, sondern mit panzerbrechenden Lenkwaffen gegen Schnellboote und mit der berühmten schultergestützten Strehla-Flugabwehrrakete gegen Hubschrauber, wenn die z.B. eine Gruppe von Piraten an Bord absetzen sollen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist auch davon auszugehen, dass ein ganzes Arsenal von platzsparenden, aber effektiven Drohnen den russischen Sicherheitskräften zur Abwehr der Piraten zur Verfügung steht. Beim Eingriff größerer NATO-Schiffe können mit Luft-See Raketen bestückte russische Kampfjets in kurzer Zeit vor Ort sein.

Einen Super-Tanker mit russischem Öl in der Ostsee zu versenken wäre wegen der gigantischen Umweltschäden die denkbar schlechteste Lösung für die NATO-Anrainerstaaten, angefangen von den baltischen Giftzwergstaaten über Finnland, Schweden und Polen.

Quelle: https://apolut.net/ein-neues-piratenstuck-aus-dem-weissen-haus-von-rainer-rupp/

Rainer Rupp, Jahrgang 1945, arbeitete von 1977 bis 1989 für die Hauptverwaltung Aufklärung, die Auslandsspionage der DDR. Er war live dabei, als in den 80iger Jahren ein Atomkrieg geplant wurde. Rainer Rupp ist es zu verdanken, dass die NATO – Übung “Able Archer” 1983 nicht zum atomaren Armageddon führte. Er verhinderte es, als die Sowjetunion eine irrtümliche atomare Gegenreaktion auslöste.  Er wurde von der BRD-Justiz 1994 wegen Landesverrats zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er arbeitete unter dem Decknamen „Topas“ und war der wichtigste Spion des Warschauer Paktes im NATO-Hauptquartier. Seit seiner Entlassung arbeitet er als Publizist. Im März 2023 organisierte er in Berlin die Friedenskonferenz «Dialog statt Waffen» mit ehemaligen Generälen der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee. 

Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen. 

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