Einspruch: BSW fordert Neuauszählung der Bundestagswahl

  • POLITIK
  • April 24, 2025
  • 0 Kommentare

Zwei Monate nach dem Wahltag liegen beim Wahlprüfungsausschuss Hunderte Beschwerden vor. Vor allem das Bündnis Sahra Wagenknecht dringt auf Korrektur.

Kommt das BSW doch noch in den Bundestag? Die Partei selbst schließt das nicht aus. (Archivbild) Michael Kappeler/dpa

Berlin – Nach dem sehr knappen Scheitern bei der Bundestagswahl sieht das Bündnis Sahra Wagenknecht Chancen, mit einer Neuauszählung der Stimmen doch noch ins Parlament einzuziehen. Zählfehler hätten dazu geführt, dass bis zu 32.000 Stimmen für das BSW nicht oder falsch zugeordnet worden seien, erklärte die Partei. Zur Fünf-Prozent-Hürde hätten aber nur 9.529 Stimmen gefehlt. Das BSW legte am Mittwoch offiziell Einspruch gegen das Wahlergebnis ein. 

Sollte er Erfolg haben, sähe der Bundestag ganz anders aus. «Damit hätte (CDU-Chef Friedrich) Merz für seine schwarz-rote Wahlbetrugs-Koalition keine Mehrheit mehr», sagte Parteichefin Sahra Wagenknecht der «Rheinischen Post». «Das BSW verlangt nicht mehr und nicht weniger, als dass jede Stimme, die für das BSW abgegeben wurde, auch für das BSW zählt. Das ist bisher definitiv nicht der Fall.» 

Ihre Co-Chefin Amira Mohamed Ali stellte klar, das BSW gehe nicht davon aus, dass bewusst manipuliert worden sei. «Wir glauben, dass da Fehler passiert sind», sagte Mohamed Ali.

Es fehlen 0,19 Promille

Das BSW hatte nach dem amtlichen Endergebnis bei der Bundestagswahl am 23. Februar 4,981 Prozent der Zweitstimmen erreicht. Weil sie unter fünf Prozent lag, sitzt sie nicht im neuen Bundestag. Die Partei sieht mehrere Fehlerquellen bei der Auszählung: Die Namensähnlichkeit mit dem Bündnis Deutschland habe zur Verwechslung bei den auszählenden Wahlhelfern geführt; wegen der Platzierung des BSW auf Wahlzetteln knapp unter einer Faltung seien die Stimmen der Partei übersehen worden; unter den als ungültig gewerteten Stimmen seien viele «falsch gezählte BSW-Stimmen».

Einige dieser Fehler hat die Partei nach eigenen Angaben durch kleinteilige Recherchen belegt. Auf dieser Grundlage hat sie hochgerechnet und kommt zu dem Schluss: «Unter dem Strich reichen nach aktuellem Stand die gefundenen Stimmen für das BSW aus, um hochgerechnet auf 95.109 Wahlurnen und Briefwahlbezirke die Fünf-Prozent-Hürde zu überschreiten.» Dies zu überprüfen sei auch geboten, um Zweifel an der Demokratie auszuräumen, sagte BSW-Generalsekretär Christian Leye.

Verschiebung der Mehrheiten?

Sollte es tatsächlich zu einer Neuauszählung der Stimmen kommen und sollte dabei wirklich die nötige Stimmenzahl für das BSW ermittelt werden, könnte das weitreichende Folgen haben: Zöge das BSW noch in den Bundestag ein, würden die 630 Mandate neu aufgeteilt. In dem Fall hätte die geplante schwarz-rote Koalition voraussichtlich keine Mehrheit mehr. Genau wegen dieser Folgen sei es unwahrscheinlich, dass die übrigen Parteien im vorgesehenen Prüfverfahren dem Einspruch des BSW stattgäben, meinte Leye.

Laut Wahlprüfungsgesetz kann jeder Wahlberechtigte binnen zwei Monaten nach einer bundesweiten Wahl schriftlich Einspruch einlegen – nach Angaben des Bundestags gingen bis Dienstagnachmittag 885 solcher Eingaben ein. Darüber berät der Wahlprüfungsausschuss. Die Entscheidung trifft anschließend das Parlament. Dagegen wiederum kann Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt werden.

Das BSW hatte bereits Mitte März mit einem Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht versucht, noch vor Feststellung des amtlichen Endergebnisses eine Neuauszählung zu erwirken. Die Karlsruher Richter lehnten dies ab und verwiesen auf den Weg über den Wahlprüfungsausschuss.

Related Posts

Deutschland 36 Jahre nach dem Mauerfall – Was wir Ossis verloren haben

Kino, Freibäder, Post und Kinderklinik: Vieles, was zu DDR-Zeiten selbstverständlich war, gibt es in meiner ostdeutschen Kreisstadt heute nicht mehr. Der Nahverkehr ist eine Katastrophe und überall bröckelt die wertewestliche…

Donald Trump – Gefangener der US-Eskalationsstrategie

US-Präsident Trump hat am 23. Oktober 2025 überraschend das geplante Treffen mit Russlands Präsident Putin abgesagt und gleichzeitig umfassende neue Sanktionen gegen die zwei größten russischen Ölkonzerne verhängt: Ein klassisches Beispiel…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You Missed

Deutschland 36 Jahre nach dem Mauerfall – Was wir Ossis verloren haben

  • November 14, 2025
  • 6 views
Deutschland 36 Jahre nach dem Mauerfall – Was wir Ossis verloren haben

Donald Trump – Gefangener der US-Eskalationsstrategie

  • November 13, 2025
  • 6 views
Donald Trump – Gefangener der US-Eskalationsstrategie

Ist Deutschland souverän? Kann Deutschland neutral werden? Versuch einer Klärung

  • November 12, 2025
  • 16 views
Ist Deutschland souverän? Kann Deutschland neutral werden? Versuch einer Klärung

Zwangsbeiträge sind kein Naturgesetz

  • November 11, 2025
  • 15 views
Zwangsbeiträge sind kein Naturgesetz

Reiseroute: Kriegsgefahr – Sowjetunion/Russland 1977 / 2023/24 – China 2025

  • November 10, 2025
  • 95 views

Deutschland, deine Stadtbilder!

  • November 9, 2025
  • 39 views
Deutschland, deine Stadtbilder!