Der ehemalige AfD-Vorsitzende Bernd Lucke hält die Kritik am Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) für überzogen. Er halte es für eine „unselige Entwicklung, wie undifferenziert auf das BSW eingedroschen wird“, sagte Lucke der „Berliner Zeitung“. „Das sind keine Putin-Freunde, das ist nicht die fünfte Kolonne Moskaus und es ist keine AfD von links.“ Bei den BSW-Mitgliedern handle es sich um Menschen, „die sich aus sehr ernsthaften Gründen Sorgen um den Frieden in Europa machen“.
Im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ stellte Lucke fest, die etablierten Parteien „diskreditieren“ das BSW, „weil sie die schwächeren Argumente haben“. Er warnt davor, dass sich das Bündnis Sahra Wagenknecht aus diesem Grund radikalisieren könnte. „Das ist einer Demokratie unwürdig und es birgt die Gefahr, dass sich das BSW radikalisiert – zum Beispiel bezüglich der Nato.“
Im Gespräch mit der Zeitung konstatierte Lucke einen Rechtsruck der AfD nach seinem Abgang bei der Partei. Einen Grund dafür sieht er im öffentlichen Diskurs. „Es macht etwas mit einer Partei, wenn sie von Medien und Politik ständig verunglimpft und unfair in eine Ecke geschoben wird“, sagte er. „Viele seriöse, gemäßigte Leute gehen, weil sie um Freundschaften und beruflichen Erfolg fürchten.“
Die Mitglieder, die blieben, radikalisierten sich, weil sie die Gesellschaft als „sensationsgeil und bewusst irregeführt“ wahrnähmen, hieß es. „Und radikalere Leute treten gerade wegen des verzerrten öffentlichen Bildes der Partei ein.“ Er habe das zwei Jahre lang in der AfD erlebt, die in seinen Augen „anfangs eine völlig gemäßigte, überwiegend bürgerliche Kraft“ gewesen sei.
Bernd Lucke ist einer der Mitgründer der AfD, die im Februar 2013 als Anti-Euro-Partei an den Start gegangen war. Bis 2015 war er ihr Vorsitzender. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Universität Hamburg.