Der prominente SPD-Außenpolitiker Michael Roth hat seinen Ausstieg aus dem Politikbetrieb angekündigt. „Bis zur Bundestagswahl mache ich noch. Danach bin ich raus“, teilte er in einem Interview für das Magazin „Stern“ mit.
„Als Politiker muss man sich ohnehin alle vier Jahre fragen, ob man noch will, noch kann, noch darf. Und ich will nicht mehr“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. „Ich habe den Biss nicht mehr. Ich spüre eine innere Distanz zum Betrieb. Jetzt ist mal Schluss mit Politik. Das ist ein gutes Gefühl.“
Er gab zu verstehen, dass bei dieser Entscheidung nicht zuletzt Meinungsunterschiede
zum Thema Ukraine-Hilfen innerhalb der Fraktion eine Rolle gespielt haben. „Mein
früher Einsatz für die Ukraine gefiel nicht allen“, stellte Roth fest. „Und als
ich kurz nach Kriegsausbruch in das Land reiste, grüßten mich manche in der
Fraktion nicht einmal mehr.“ In letzter Zeit dürften sich die Meinungsunterschiede unter anderem im Zusammenhang mit der Debatte um Taurus-Lieferungen zugespitzt haben.
In diesem Zusammenhang verwies er auf seine wachsende Distanz zur SPD. „Im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mit unseren Sitzungen immer mehr fremdele, dass mich die Gremien stören, die Stimmung darin“, gestand der Politiker. „Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank.“
Roth ist seit 2021 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Er ist SPD-Bundestagsabgeordneter seit 1998 und ist in seinem Wahlkreis in Hessen mehrmals per Direktmandat gewählt worden. 2013 bis 2021 war er Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, 2014 bis 2021 auch Regierungsbeauftragter für die deutsch-französische Zusammenarbeit.