Der Kreml hat die Position von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu Raketenschlägen tief im Inneren Russlands scharf kritisiert. «Dieser zur Schau gestellte Wille, die Äußerungen des russischen Präsidenten nicht ernst zu nehmen, ist ein kurzsichtiger und unprofessioneller Schritt», wurde Dmitri Peskow, Sprecher von Präsidenten Wladimir Putin von russischen Agenturen zitiert. Solch eine Haltung sei «zutiefst provokant und gefährlich», betonte er.
Seiner Ansicht nach seien Stoltenbergs Äußerungen auch auf dessen baldigen Abschied als Generalsekretär des westlichen Militärbündnisses zurückzuführen, fügte Peskow hinzu. Schließlich trage der Norweger ab dem 1. Oktober keine weitere Verantwortung mehr für die Folgen einer solchen Auseinandersetzung.
Stoltenberg hatte zuvor der britischen Tageszeitung «The Times» gesagt, dass der Einsatz von Raketen mit längerer Reichweite die Nato nicht in den Konflikt mit Russland hineinziehen würde. «Es ist falsch zu sagen, dass die Nato-Verbündeten in den Konflikt hineingezogen würden, wenn sie den Einsatz der Waffen gegen legitime Ziele auf russischem Gebiet zulassen», so der Norweger. «Nordkorea und der Iran leisten erhebliche militärische Unterstützung und stellen Russland Raketen und Drohnen zur Verfügung, ohne dass sie direkt in den Konflikt verwickelt werden.»
Der Nato-Generalsekretär betonte, dass es schon viele rote Linien gegeben habe, die der russische Präsident Wladimir Putin gezogen habe und nicht eskalieren ließ. «Er hat das nicht getan, weil er weiß, dass die Nato das stärkste Militärbündnis der Welt ist», sagte Stoltenberg.
Putin hatte in der vergangenen Woche in der Debatte um die Freigabe weitreichender Waffen an die Ukraine betont, dass der Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief auf russischem Territorium als Kriegsbeteiligung der Nato zu werten sei. «Das wird bedeuten, dass die Länder der Nato, die USA, die europäischen Länder mit Russland kämpfen», sagte er. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja verwies im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf Russlands Atomwaffen.
Bislang haben die USA und andere westliche Staaten sich der Forderung Kiews verweigert, eine Freigabe ihrer Waffen für Schläge tief gegen russisches Gebiet zu erteilen.
(red/dpa)