Stiko-Mitarbeiter: Empfehlung für Corona-Kinderimpfung nur durch öffentlichen Druck

  • POLITIK
  • August 30, 2024
  • 0 Kommentare

Empfehlung medizinisch „überflüssig“ / Impfkommission befand sich in „Druckblase“ politischer Eliten / Auswirkungen von mRNA-Präparaten auf Kinder „unklar“

Bild: Shutterstock

Ein früheres Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) hat gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ eingeräumt, dass die Corona-Impfempfehlung für fünf- bis elfjährige Kinder im Mai 2022 keine medizinischen Gründe hatte, sondern nur aufgrund des öffentlichen Drucks von Politik und Medien zustande kam. „Hätten wir aber die Empfehlung für Über-Fünfjährige nicht abgegeben, dann hätten wir eine Diskussion führen müssen, mit der wir uns selbst ins gesellschaftliche Abseits gestellt hätten“, erklärte der anonym bleibende ehemalige Stiko-Mitarbeiter.

Intern habe die Stiko die Corona-Impfung für Kinder kritisch diskutiert, sagte der Ex-Mitarbeiter. Die Auswirkungen der mRNA-Präparate auf den kindlichen Organismus seien dem Gremium unklar gewesen. Da Kinder durch das Coronavirus nicht gefährdet seien und die Behandlung mit mRNA-Präparaten auch keinen Fremdschutz biete, sei die Kinderimpfempfehlung medizinisch „überflüssig“ gewesen. Trotzdem erteilte das Gremium im Mai 2022 die Impfempfehlung für gesunde Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Sechs Monate später fügte die Stiko noch eine Impfempfehlung für vorerkrankte Kinder von sechs Monaten bis vier Jahren hinzu.

Laut Aussage des Ex-Mitarbeiters habe die Stiko versucht, die Empfehlungen „schnell zu korrigieren“ und habe sie im Dezember 2022 vollständig zurückgenommen. Es wäre jedoch besser gewesen, erklärt der Ex-Mitarbeiter, öffentlich einzugestehen, auf welch „dünnem Boden“ bestimmte Empfehlungen standen, statt der Politik mit der Impfempfehlung ein „Gütesiegel“ zu liefern. Insgesamt habe sich die Stiko „recht wehrhaft“ gegen den Druck von außen gezeigt, meint der Mitarbeiter laut Welt-Bericht.

Es habe zwar keine direkten Vorgaben des Gesundheitsministeriums für die Stiko gegeben, aber die Kommission habe sich in einer „Druckblase“ der politischen Eliten befunden, die alle Repräsentanten der Impfkommission beeinflusst habe. Laut RKI-Protokoll vom 19. Mai 2021 hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, auch wenn die Stiko die Impfung für Kinder nicht empfiehlt, „trotzdem ein Impfprogramm“ zu planen. Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im November 2021 gesagt, es spreche nichts gegen die Impfung von Kindern.

Der damalige Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens erklärte im Dezember 2021, er würde sein siebenjähriges Kind derzeit nicht impfen lassen. Dies seien „gefährliche Sätze“, kommentierte die Süddeutsche Zeitung damals. Mehrere Ministerpräsidenten, darunter Markus Söder (CDU) kritisierten Mertens ebenfalls für seine Aussage. Diese sei „seltsam“ und lege eine „Befangenheit“ Mertens’ nahe. Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) sagte, er sei sich „nicht sicher, ob man in einer Pandemie mit der Stiko, so wie sie aufgestellt ist, dauerhaft arbeiten kann“. Mertens nahm seine Aussage anschließend zurück.

Die Stiko ist beim Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelt und untersteht dem Gesundheitsministerium. Im Februar 2024 gab das Ministerium unter Karl Lauterbach bekannt, dass es die Stiko umbaut. Mehr als zwei Drittel der Stellen wurden überraschend und gegen den Willen des Gremiums neu besetzt, berichtete Multipolar damals. Die Neubesetzungen erfolgten „in intransparenter Weise und mit Personen, die zum Teil der Pharmaindustrie oder der Bundesregierung nahestehen“. Impfempfehlungen sollen von dem Gremium künftig zügiger beschlossen werden.

Diese Meldung erschien erstmal bei Multipolar.

Disclaimer: Berlin 24/7 bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion Berlin 24/7 widerspiegeln. Wir bemühen uns, unterschiedliche Sichtweisen von verschiedenen Autoren – auch zu den gleichen oder ähnlichen Themen – abzubilden, um weitere Betrachtungsweisen darzustellen oder zu eröffnen. Die Meinungen und Ansichten der Autoren müssen nicht der der Redaktion von Berlin 24/7 entsprechen.

Related Posts

  • POLITIK
  • November 22, 2024
  • 2 views
Russland feuert neuartige Rakete auf Ziele in der Ukraine und droht dem Westen

Am 1002. Kriegstag schlägt in der Ukraine eine rätselhafte neue Rakete ein. Erprobung unter Gefechtsbedingungen – sagt der russische Präsident Putin. Er droht damit, dass die Ziele nicht nur in…

  • POLITIK
  • November 22, 2024
  • 5 views
Der Internationale Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu

Erstmals erlässt der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen einen westlichen Regierungschef. Israel ist empört. Hamas jubelt. Von Annette Birschel und Cindy Riechau Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehl gegen Israels Regierungschef…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You Missed

Russland feuert neuartige Rakete auf Ziele in der Ukraine und droht dem Westen

  • November 22, 2024
  • 2 views
Russland feuert neuartige Rakete auf Ziele in der Ukraine und droht dem Westen

Raketenangriffe auf Russland – kommt jetzt der III. Weltkrieg?

  • November 22, 2024
  • 4 views
Raketenangriffe auf Russland – kommt jetzt der III. Weltkrieg?

Der Internationale Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu

  • November 22, 2024
  • 5 views
Der Internationale Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu

Pentagon: USA wurden kurz vor Russlands Raketeneinsatz gewarnt

  • November 22, 2024
  • 4 views
Pentagon: USA wurden kurz vor Russlands Raketeneinsatz gewarnt

Danke, alter weißer Mann!

  • November 21, 2024
  • 36 views
Danke, alter weißer Mann!

Ukraine setzt erstmals Storm Shadow-Marschflugkörper in Russland ein

  • November 21, 2024
  • 5 views
Ukraine setzt erstmals Storm Shadow-Marschflugkörper in Russland ein