Wagenknecht: Ministerpräsident Kretschmer für Niedriglöhne in Sachsen verantwortlich

  • POLITIK
  • März 2, 2024
  • 0 Kommentare
Shutterstock/Lutsenko_Oleksandr

Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (BSW) hat den im Bundesländervergleich hohen Anteil des Niedriglohnsektors in Sachsen beklagt und dafür auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) verantwortlich gemacht. „Herr Kretschmer hat sich nie sonderlich für Arbeitnehmer in Sachsen eingesetzt“, sagte Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur (dpa)in Dresden. „413.000 Beschäftigte in Sachsen verdienen unter 14 Euro in der Stunde. Viele haben sogar weniger als 13 Euro. Dass Sachsen einen der größten Niedriglohnsektoren Deutschlands hat, ist auch die schwache Bilanz des Ministerpräsidenten.“

Wagenknecht hatte zuvor eine Auswertung zu Beschäftigungsverhältnissen mit den jeweiligen Verdiensten beim Statistischen Bundesamt in Auftrag gegeben. Demnach kommt fast jeder vierte Beschäftigte (24,1 Prozent) in Sachsen auf einen Stundenlohn von weniger als 14 Euro. Bundesweit betrifft das 21,1 Prozent. 260.000 Arbeitnehmer im Freistaat (15,2 Prozent) liegen beim Stundenlohn sogar unter 13 Euro – hier liegt die bundesweite Vergleichszahl bei 14,2 Euro. Die Angaben beziehen sich auf eine Verdiensterhebung zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen vom April 2023. Zum 1. Januar 2024 wurde der Mindestlohn von 12 Euro auf 12,41 Euro erhöht. 

„Das wichtige Lohnabstandsgebot wird eklatant verletzt, wenn jeder Vierte unter 14 Euro bleibt. Arbeit lohnt sich immer weniger für viele Beschäftigte. Niedriglöhne befördern das Arbeitskräfteproblem und belasten die Allgemeinheit“, sagte Wagenknecht. Gebraucht werde ein Mindestlohn von mindestens 14 Euro. Damit könnten auch Steuer- und Sozialkassen um etwa 12 Milliarden Euro entlastet werden. 

Der Niedriglohnsektor ist immer wieder ein Thema in Sachsen. Die Linken und auch der sächsische SPD-Wirtschaftsminister Martin Dulig hatten der CDU wiederholt vorgeworfen, in ihrer gemeinsamen Regierungszeit mit der FDP von 2009 bis 2014 für Billiglöhne in Sachsen geradezu geworben zu haben. Auch bei der Debatte um ein neues Vergabegesetz spielte das eine Rolle. Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und anderer sollen öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen gehen, die Tariflohn zahlen. „Es gibt keinen vernünftigen Grund, in Sachsen weiterhin Dumpinglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen mit öffentlichen Mitteln zu fördern“, erklärte DGB-Chef Markus Schlimbach. 

Laut DGB waren 2023 in Sachsen lediglich 42 Prozent der Beschäftigten in einem Betrieb mit Tarifvertrag tätig und nur 15 Prozent der Betriebe tarifgebunden.

  • Related Posts

    EU-Aufruf zum Waffenstillstand ‒ Durchsichtiges Manöver ohne ernsthaften Friedenswillen

    Der EU-Appell zum Waffenstillstand wirkt wie ein verzweifelter Versuch, den vom Zusammenbruch bedrohten ukrainischen Streitkräften eine Atempause zu verschaffen – ein schwacher Schachzug von Verlierern, die keinen Ausweg sehen, aber…

    Und der chinesische Fünfjahresplan-Karawan schreitet voran

    Auf dem globalen Schachbrett wird Peking weiterhin die Bedeutung des „multilateralen Handelssystems“ betonen. Ganz im Gegensatz zu Trump 2.0. Ein Beitrag von Pepe Escobar Vier Tage in Peking. Das vierte…

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    You Missed

    EU-Aufruf zum Waffenstillstand ‒ Durchsichtiges Manöver ohne ernsthaften Friedenswillen

    • November 4, 2025
    • 8 views
    EU-Aufruf zum Waffenstillstand ‒ Durchsichtiges Manöver ohne ernsthaften Friedenswillen

    Und der chinesische Fünfjahresplan-Karawan schreitet voran

    • November 3, 2025
    • 50 views
    Und der chinesische Fünfjahresplan-Karawan schreitet voran

    Nie wieder Krieg! Die UN-Charta, Teil 2 – Verhandeln und nicht Schießen

    • November 2, 2025
    • 10 views
    Nie wieder Krieg! Die UN-Charta, Teil 2 – Verhandeln und nicht Schießen

    Karl Schlögel, der Geläuterte

    • November 1, 2025
    • 10 views
    Karl Schlögel, der Geläuterte

    Russisches Roulette in Brüssel

    • Oktober 31, 2025
    • 13 views

    Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk vor Gericht – jetzt zählt der Beweis

    • Oktober 30, 2025
    • 24 views
    Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk vor Gericht – jetzt zählt der Beweis