Das Jahr 2024 ist am Ende. Und hat uns auch näher an ein Ende gebracht. Wie immer das dann auch aussehen wird. Was bleibt vom Jahr? Ein persönlicher Rückblick.
Ein Beitrag von Roberto J. De Lapuente
Was war das für ein Jahr der Superlative! Selten zuvor hat das Schwachköpfige so Hochkonjunktur gehabt – bei gleichzeitiger Nibelungentreue deutscher Staatsanwaltschaften, die all jene, die das Schwachköpfige beim Namen nennen, frühmorgens aus dem Bett klingeln. 2024 war ein Willkürjahr – 365 Tage voller Entfernung der Berliner Eliten vom Volk. Monate voller deutscher Selbstbeschwörung und deutschem Niedergang. Folgend das Jahr, wie es der Autor sah.
Mein emotionalster Moment
Deutschland im Sommermärchen. Europameisterschaft vor unserer Haustür. Volle Städte und ausländische Schlachtenbummler, die nicht ins Stadion kamen. Zusammenbruch des örtlichen Nahverkehrs. Wo die Europameisterschaft gastierte, blieben Pendler auf Bahngleisen stehen. Schlangen auch vor den Stadien; selbst die New York Times berichtete von einem Deutschland, das heute ganz anders sei, als man es sich einst vorstellte. Zombieland halt – so nannte die belgische Polizei das Bahnhofsviertel der berühmtesten aller Mainmetropolen. Und das war noch zuvorkommend formuliert: Es ist dort noch viel schlimmer.
Dann schied die deutsche Nationalelf aus. Niederlage gegen Spanien. Und die Stimmung im Lande, die es nicht gab, die medial aber aufgepeitscht und simuliert wurde, war zunächst für einen kurzen Augenblick lang am Boden – und blühte dann erst so richtig auf. Denn die DFB-Elf habe das Land versöhnt, zusammengebracht, die Spaltung von vorher ein gutes Stück weit aufgehoben. Dann sprach auch noch der Bundestrainer, ein Junge namens Julian Nagelsmann von dieser Leistung und hatte nicht nur Tränen in den Augen, sondern auch über die Wangen laufend.
Was für ein emotionaler Moment: Einem Bundestrainer dabei zuzusehen, wie er sich selbst in die Rolle eines spritual leaders rückte, dessen Arbeit von fundamentaler Bedeutung für die Gesellschaft sein soll. Diese Selbstkrönung zum Bundesversöhner und Bundeslandfriedensbewahrer war vielleicht nicht einzigartig, denn dauernd ermächtigen sich irgendwelche Flitzpiepen zu unsäglich wichtigen Persönlichkeiten, ohne die es angeblich nicht mehr gehen soll. Aber eine heulende Bundesmimose: So viel Wichtiggetue hat Zombieland vorher selten gesehen. Wenn das Franz Beckenbauer noch erlebt hätte – er starb aber Anfang Januar in Salzburg. Für viele ein hochemotionaler Jahresbeginn – auch weil sie wussten: Was Besseres kommt nicht nach.
Mein traurigster Moment
Im Laufe des Jahres musste ich der Realität ins Auge sehen: Wer sein Kind liebt, der schiebt – es nämlich weg. In ein anderes Land. Dorthin, wo rote Rosen regnen und nicht vernichtende Flugkörper. Das Jahr war eine Ansammlung von Eskalationen und Eskalationseskalationen. Ein CDU-Zinnsoldat wollte gar russische Ministerien bombardieren. Der SPD-G.I.-Joe fragt jetzt die Jugend ab, warum sie nicht dienen will: Jungs müssen antworten – tun sie es nicht, begehen sie eine Ordnungswidrigkeit. Gewissensgründe: Jetzt eine Angelegenheit für den Minister persönlich.
Wohin mit dem Kind? Findet es in Deutschland sein Glück? Daran zweifelte ich von Monat für Monat mehr. Wie wäre es mit Portugal? Die Kanaren? Ich kenne mittlerweile Leute, die in Osteuropa hocken – und manche sehnen sich nach der ostafrikanischen Savanne und planen ihre Zukunft dort. Wie sich die Zeiten doch ändern!
Eigentlich war es nicht der traurigste Moment in meinem Jahr: Es waren mehrere traurige Momente dieses Kalibers. Kind fragt, was tun, wenn es passiert – ich antworte, dass es außer Landes gehen soll. Es fragt: Und du? – Ich: Ich bleibe. Das waren für mich vorher Dialoge aus Filmen, herzzerreißende Szenen aus der Feder von Drehbuchautoren. Darüber wollten wir als Gesellschaft doch endlich hinweg sein. Und nun finden solche Dialoge wieder statt. Nicht in jedem Haushalt natürlich. Bei G.I. Joes spricht man über die Bedienbarkeit von Leoparden und die Steuerbarkeit von Tauri – und wohin man den Spross schicken könnte, darüber zermartert man sich auch nicht den Kopf, denn man weiß es schon: Richtung Russland – und an Weihnachten sind die Söhne und Töchter dann wieder daheim. Welches Weihnachten? Diese Frage bleibt offen.
Mein sicherster Moment
Es wurde Dezember, allüberall Weihnachtsmärkte. Und die Angst, dass es wie Solingen ausgehen könnte. Erinnert sich noch jemand an das Messerattentat in jener Stadt der Klinge? Daher war eines klar: In der Adventszeit werden Messer konfisziert. Anordnung aus den Innenministerien: Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle. Die Bundesinnenministerin mahnte indes schon im November zur Wachsamkeit auf Weihnachtsmärkten. Denn das ist es doch, was einen Marktbesuch ausmacht: Immer in Habachtstellung lauern, taxieren und beäugen. Da kommt Stimmung auf – wer indes einen Glühwein trinkt, verhält sich verantwortungslos: Denn wer säuft, wacht nicht.
Als dann diese Aufnahmen durch die Netzwerke gingen, von Polizeieinheiten, die endlich hart durchgriffen und Messer einkassierten, fühlte ich mich schlagartig sicher. Man beobachtete den Freund und Helfer, wie er die Handtaschen älterer Damen durchwühlte. Und dann hatte eine Oma doch wirklich ein Taschenmesser im letzten Winkel ihrer unheilvollen Handtasche. Der Polizist, durchaus peinlich berührt, sprach von einer Ordnungswidrigkeit. Vermutlich überlegte er noch, ob er sie auf den Boden drücken und der Sicherheit genüge tun soll oder nicht. So ein hartes Vorgehen diente ihm ja auch der Übung; wenn es dann an richtige Gefährder geht, muss man doch Erfahrung gesammelt haben. Sicherer als bei der Sichtung dieses Clips fühlte ich mich 2024 nie.
Dieses Video ging zwei, drei Tage vor den Anschlag am Magdeburger Weihnachtsmarkt viral. Tote, Verletzte. Waren die Magdeburger nicht wachsam genug, Frau Faeser? Die hatte aber gleich wieder einen Rat zur Hand: Weiter auf Weihnachtsmärkte gehen! Sie sorgt sicher per Dienstanweisung dafür, dass weitere Messergroßmütter aus dem Verkehr gezogen werden. Wie gesagt, sicherer als auf dem Sofa sitzend, einen Clip kontrollierender Polizisten guckend, war in diesem Jahr wenig.
Mein vergeudetster Moment
Zeit ist Geld: Ein ziemlich doofer, betriebswirtschaftlicher und auch ungesunder Spruch. Dass Zeit aber Nerven und Raub sein können, traf in Deutschland dieses scheidenden Jahres zu. Von den Fußballanhängern aus aller Herren und Damen Länder war ja schon die Rede. Sie durften einen kleinen Auszug dessen erleben, was dem Bürger hierzulande an Lebenszeit gestohlen wird – und das Tag für Tag.
Ich habe mal für mich hochgerechnet, sage aber gleich dazu, dass ich auf hohem Niveau jammere, denn es gibt Menschen, denen es da schlechter geht: Im Jahr 2024 habe ich etwa 50 bis 60 Stunden an deutschen Bahnsteigen, Bahnhöfen und in Wartehallten verbracht. Und zwar in Nah- und Fernverkehr. Nun war ich nicht mal so viel unterwegs. Es mag Menschen in Lande geben, die 250 oder 350 Stunden jährlich nur auf Züge warteten, die nicht kamen. Zehn, ja vielleicht sogar annähernd 15 Tage des Jahres! Und Wartezeiten bei Ärzten, in Telefonschleifen und in Supermärkten, die wie alle anderen auch, stark an überdimensionierten Krankheits- und Personalausfallzeiten leiden, sind da noch gar nicht inkludiert. Deutschland ist eine Zone des ewigen Wartens geworden. Man würde lieber auf Godot warten, weil dessen Ankunft zuverlässiger scheint, als ein einfahrender Zug. Die zentrale Frage in Deutschland lautet: Was gedenkt die Regierung – welche auch immer – gegen das Regime des Wartens zu tun?
Wie gesagt, bei mir waren es vielleicht nur 50 Stunden. Zwei Tage umgerechnet. Bei der Bahn kann man die Verspätung ja geldwert umwandeln lassen. 25 Prozent des Fahrpreises gibt es für eine einstündige Verspätung zurück. Das Formular auszufüllen kostet Zeit, es ist gewollt umständlich – man fragt sich dabei, ob man es sich überhaupt leisten kann, die Zeit für das Ausfüllen aufzuwenden. Gibt es ein Formular bei der Deutschen Bahn, mit dem man auch den Zeitverlust bedingt durch Formularausfüllen ausgleichen kann?
Mein lustigster Moment
Ein Bild des Wirtschaftsministers, angelehnt an das Werbekonzept eines Kosmetikherstellers namens Schwarzkopf. Über Habecks Konterfrei der Begriff »Schwachkopf Professional«. Dieses Meme, dass jemand in den Netzwerken postete, war ausdrücklich nicht mein lustigster Moment des Jahres. Hätte es auch gar nicht sein können: Denn ich nahm es nicht wahr. Das geschah erst, als eben jener Herr Habeck sich dazu entschloss, dagegen vorzugehen und den Justiz- und Polizeiapparat bemühte – und die waren wirklich bemüht: Sie durchsuchten eines morgens die Räumlichkeiten des Mannes und seiner behinderten Tochter.
Nun sprachen plötzlich alle von jenem nicht sonderlich witzigen Meme. Jeder schien es nun zu kennen, unzählige Menschen betonten auf ihren Accounts, dass dieser Herr Habeck ja wirklich, ganz sicher, absolut und ohne Zweifel, kein Schwachkopf sei. Zwinker-Smiley dahinter. Es soll Leute geben, die untereinander ganz ohne den Namen des Wirtschaftsministers kommunizieren, wenn sie von dem Grünen sprechen. Sie nutzen einfach die Worte jenes Memes. Als plötzlich alle über einen Vorfall sprachen, den vormals kaum jemand kannte: Das war mein lustigster Moment. So ein Vorgehen, um einen Vorfall erst prominent zu machen: Das nennen sicher manche schwachköpfig – ich aber nenne es suboptimal. Nein, ich habe nicht gezwinkert!
Barbara Streisand hat das vor vielen Jahren ähnlich gehandhabt. Es ging um das Foto ihrer Villa, das jemand geschossen hatte und sie aus der Welt schaffen wollte. Eine Handvoll Leute hat die Aufnahme bis zu diesem Zeitpunkt gesehen. Als sie es justiziabel werden ließ, druckten ungezählte Zeitungen das Foto ab. Streisand-Effekt sagte man dazu, bis irgendein Schwachkopf meinte, man könne so einem Effekt ja jetzt einen anderen Namen verpassen, vielleicht jenen eines Wirtschaftsministers aus good old Germany. Indes bleibt aber die Frage offen, warum sich deutsche Behörden wegen einer Lappalie so von einem Minister herumscheuchen lassen. In der Zeit hätte man mehrere Omahandtaschen nach Taschenmessern durchsuchen können.
Mein abscheulichster Moment
Es war in Berlin. Nähe Friedrichsstraße. Ich war auf dem Weg ins Studio, gleich sollte ein Interview stattfinden für unseren YouTube-Kanal, den wir übrigens 2024 ganz flottbekommen haben – wir planen das weiterhin, versteht sich. Da war eine Baugrube, Menschen starten hinein – und ich fürchtete mich kurz, ob man wieder eine Bombe des Zweiten Weltkrieges gefunden habe, womit eine Sperrung in großem Umkreis drohte und unsere Aufnahmen ins Wasser fallen. Ich hatte wirklich keine Lust, wegen Hitler einen Dreh abzusagen. Aber dazu kam es letztlich nicht; bis heute weiß ich nicht, was in dem Loch war. Auch, weil plötzlich jemand neben mir stand, der mich aus der Fassung brachte: Ulrich Montgomery, Ärztefunktionär und Impfbefürworter. Nein, entschuldigen Sie, das Wort passt nicht, denn er war eher: Ungeimpftenhäscher.
Mir drehte es den Magen um, ich fing zu schwitzen an. Reaktionen, die mancher am Loch bekommen hätte, wäre da wirklich eine Bombe im Loch gewesen . Meine Bombe war die Begegnung mit diesem Menschen, der zu großen Stücken dafür verantwortlich war, dass mein Leben – wie das vieler anderer, die sich gegen die Verabreichung eines mRNA-Serums entschieden – zu einer Tortur, zu einem Spießrutenlauf wurde. Mir wurde heiß und kalt und ja, ich musste an mich halten. Der erste Impuls hätte justiziable Folgen haben können. Ich erlag dem nicht, denn anders als jene, die während jener Zeit böse gegen Mitmenschen hetzten, bin ich ein Mensch von Zivilisation und Kultur. Jedenfalls rede ich es mir ein.
Ich bog um die Ecke, besann mich aber: Ich musste Montgomery den Marsch blasen. Laut und deutlich. Und emotionslos, aber ehrlich. Er war allerdings nicht mehr zu sehen. Ins Loch gefallen war er nicht – vermutlich stieg er wieder in seine Wohnung hinauf, denn er wirkte auf mich wie einer, der um die Ecke wohnen musste, so nachlässig wie er angezogen war. Dieser Moment war abscheulich, als er mir begegnete. Abscheulicher war und ist aber der Umstand, dass ich eine Chance vergeudete. Das plagt mich noch immer – und immer wenn ich in Berlin in der Nähe des Begegnungsortes bin, mache ich das, was Nancy Faeser für Weihnachtsmärkte empfahl: Ich bin äußerst wachsam. Ich bekomme noch meine Gelegenheit. Und dann … ja, was dann? Dann dreht sich Montgomery desinteressiert um und bleibt unbehelligt, unaufgearbeitet, macht einfach weiter. Ein Sinnbild für das Deutschland 2024, in dem Aufarbeitung vereitelt wird, wo es nur geht.
Mein kindeswohlgefährdenster Moment
Logo ist ein Nachrichtenformat für Kinder im ZDF. Ich war zehn Jahre alt, als die Show startete. Nachrichten für Kinder: Das galt seinerzeit als neu. Ich war damals schon meiner Zeit voraus, denn für mich war das ein alter Hut. Ich lebte in Bayern, wir empfingen das österreichische Fernsehen. Im ORF gab es schon vier Jahre vorher, nämlich seit 1985, eine Nachrichtensendung für Kinder, die Mini-ZIB hieß. ZIB: Das ist die Tagesschau in der Alpenrepublik – Zeit im Bild abgekürzt. Manchmal guckte ich bei Logo rein – aber eigentlich blieb ich der Mini-ZIB treu, weswegen ich mehr über Österreich als über Deutschland wusste. Als zum Beispiel Alexander van der Bellen im Jahr 2017 österreichischer Bundespräsident wurde, hatte ich den Eindruck, dass ich den Mann längst kannte: Ich hatte ihn sicher in der Mini-ZIB gesehen.
Logo gefiel mir nicht, die Moderatoren wirkten viel steifer als die Kollegen aus Österreich. Sie machten einen wichtigtuerischen Eindruck – dafür hatte ich im ORF einen Ausdruck gelernt: Piefke. Was immer dieses Wort bedeuten mochte: Genau so fühlte sich Logo an. Dann verlor ich die Sendung aus den Augen, ich wurde erwachsen – 2024 war sie dann zurück in meiner Wahrnehmung. Mit ihrem Internetangebot machte es von sich Reden. In einem kurzen Einspieler waren verschiedene Mittelstreckenraketen zu sehen, darunter auch der deutsche Taurus. Alle waren sie mit Mund und Augen ausgestattet und sprachen mit lustiger Stimme und teils in gebrochenem Deutsch – man weiß doch, dass polnische Waffen nicht richtig Deutsch pronunzieren.
Spielerisch brachte man die Vernichtung menschlichen Lebens in die Kinderzimmer. Und in einem Satz, den Taurus da ausstieß, bekam der Bundeskanzler nur deshalb eine mit, weil er zaudert und das Kriegsgerät nicht ausliefern lassen will. Man kann an dieser Stelle von Kindeswohlgefährdung sprechen – aber das Wohl der Kinder liegt der Politik nicht am Herzen, denn wer seine Kinder liebt, eröffnet keine Fronten und schickt auch dem Nachwuchs keine Rekrutierungsanfragen. In so einem Land ist jede Arbeit des Jugendamtes absurd, das Verfolgen von Kindeswohlgefährdungen vollkommen widersinnig, denn so gleichgültig wie ein Land, das unnötig in einen Krieg gehen will, kann eine Mutter gegenüber ihrem Kind gar nicht sein.
Mein ausgeflipptester Moment
Berlin im Herbst. Schon wieder war ich in der Hauptstadt – und kam nicht weg. Oder zumindest sah es verdammt danach aus. Ja, der Weg zum Hauptbahnhof war schon schwierig, mein Taxi mäanderte durch die Straßen, der Fahrer hatte dergleichen noch nicht erlebt. Zufahrtsstraßen waren gesperrt, Chaos brach aus. Ich erfuhr im Taxi sitzend, dass keine S-Bahn mehr fuhr, jedenfalls nicht auf der Haupttangente. Die Stadt war stillgelegt – und das an einem Freitagvormittag. Der ukrainische Präsident kam in die Stadt und die Berliner Stadtverwaltung hatte wohl beschlossen, Berlin zur Frontstadt zu erklären.
Irgendwann gelangte ich dann zum Bahnhof, reihte mich in die Schlange zum Informationsschalter ein – wieder Wartezeit! – und erhielt die Info, dass nur noch wenig gehe, was am Besuch von Selenski liege. Da platzte es laut aus mir heraus, unflätig und mit Fäkalbezug – ich hatte und habe den Eindruck, dass ukrainische Belange höher hängen, als das, was die Bürger dieses Landes umtreibt. Als die Ampelkoalition im November durch das Gespann Scholz-Lindner gesprengt wurde, traten die Grünen vor die Kamera und sprachen über genau zwei Dinge: Ihre eigene Befindlichkeit – und die Ukraine, die unter dem Ende der Ampel nicht leiden sollte. Überraschend war das nicht, denn wer das sehen wollte, konnte es sehen: In Deutschland geht es um ukrainische Interessen – und nicht andersherum, wie man oft hört. Kurz und gut, ich flippte aus. Und drei Beamte der Bundespolizei wurden auf mich aufmerksam. Sie stierten mich an, es schien so, als überlegten sie, bei mir gleich nach einem Taschenmesser zu suchen. Sie unterließen es. Sparten ihre Kraft vielleicht für die nächste Großmutter, die gleich mit einer gefährlichen Handtaschenfüllung an ihnen vorüberziehen würde.
So schnell kann es in Deutschland gehen, dachte ich mir. Einmal gepflegt und kurz, aber mit einiger Berechtigung ausflippen, die Zustände dieser Resterepublik nicht mehr aushalten: und schon ist man ein gefährlicher Mensch, den man besser mal aus dem Verkehr zieht. Immer die Falschen: Ich glaube, das ist eigentlich die Erkenntnis aus dem Jahr 2024. Man befasst sich immer mit den Falschen.
Roberto J. De Lapuente, Jahrgang 1978, ist gelernter Industriemechaniker und betrieb acht Jahre lang den Blog ad sinistram. Von 2017 bis 2024 war er Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen. Er war Kolumnist beim Neuen Deutschland und schrieb regelmäßig für Makroskop. Seit 2022 ist er Redakteur bei Overton Magazin. De Lapuente hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Frankfurt am Main. Im März 2018 erschien sein Buch „Rechts gewinnt, weil links versagt“.
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