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Kaum Fortschritte bei Bekämpfung von Hunger in der Welt – Experten pessimistisch

733 Millionen Erdbewohner sind heutzutage nach Angaben der Organisation Welthungerhilfe von Unterernährung betroffen. Die Organisation stellte in Berlin ihren neuen Welthunger-Index (WHI) vor. Der weltweite Kampf gegen den Hunger komme nach einer Untersuchung der Welthungerhilfe kaum mehr voran.

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Bild: shutterstock/Lucian Coman

„Es ist inakzeptabel, dass die Weltgemeinschaft ihrer Verpflichtung, den Hunger zu beenden, nicht ausreichend nachkommt“, erklärte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. „Wir wissen, dass die globalen Krisen unmittelbare Auswirkungen mit schwerwiegenden Folgen für die Ernährungslage der Familien haben und ihre Fähigkeiten erschöpfen, immer neue Schocks zu bewältigen.“ 

Die Werte des Welthunger-Index werden auf der Grundlage einer Formel aus vier Indikatoren berechnet: Unterernährung, Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit. Zusammen soll dies den „multidimensionalen Charakter von Hunger erfassen“

Frauen und Mädchen seien am stärksten von Hunger betroffen und litten unverhältnismäßig stark unter den Folgen des Klimawandels, stellte die Organisation fest.

„Geschlechtergerechtigkeit ist ein wichtiger Hebel, um den Hunger nachhaltig zu beseitigen. Regierungen müssen in Gesundheit, Bildung und ländliche Entwicklung investieren, um die bestehenden Ungleichheiten zu beseitigen und Frauen besseren Zugang zu Ressourcen und Entscheidungen zu ermöglichen“, forderte Mathias Mogge, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe.

Der Bericht untersucht die Ernährungslage in 136 Ländern. Die Index-Werte für 2024 und vorläufige Einstufungen zeigten, dass der Hunger in sechs Ländern als sehr ernst eingestuft werde: Burundi, Jemen, Madagaskar, Somalia, Südsudan und Tschad. In weiteren 36 Ländern wird der Hunger als ernst eingestuft. 

Darüber hinaus verschlechtert sich die Lage in vielen Ländern wieder: In 22 Ländern mit mäßigen, ernsten oder sehr ernsten Index-Werten für 2024 hat der Hunger seit 2016 sogar zugenommen. In weiteren 20 Ländern stagnieren die Fortschritte weitgehend – ihre Werte für 2024 sind im Vergleich zu denen für 2016 um weniger als 5 Prozent gesunken.

Zugleich haben Länder wie Bangladesch, Mosambik, Nepal, Somalia und Togo ihre Werte verbessert, auch wenn der Hunger dort weiterhin ein Problem bleibt. Afghanistan und Syrien sind dagegen unter den 20 Staaten mit den schlechtesten Werten. 

„Das Ziel, den Hunger bis 2030 zu beseitigen, scheint unerreichbar. Bei gleichbleibendem Tempo seit 2016 wird der globale WHI-Wert nicht einmal bis im Jahr 2160 – also in mehr als 130 Jahren – ein niedriges Niveau erreichen“, stellen die Autoren insgesamt betrachtend fest. 

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