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Großmanöver "Steadfast Defender" mit Beteiligung der deutschen Bevölkerung

Alle NATO-Mitglieder plus Schweden üben den Aufmarsch zur russischen Grenze. Dabei soll die Zivilgesellschaft in das Manöver einbezogen werden

Ein Beitrag von Hermann Ploppa

<font style="vertical-align: inherit;"><font style="vertical-align: inherit;">Shutterstock/ Tony Campbell</font></font>
Bild: Shutterstock/ Tony Campbell

In der kommenden Woche beginnt das größte Manöver, das seit dem Ende des Kalten Krieges durchgeführt wurde. Steadfast Defender 2024 wird 90.000 Soldaten aller drei Waffengattungen aus den 31 Mitgliedsländern des westlichen Militärbündnisses NATO plus Schweden als NATO-Beitrittskandidat <1>. Im Kalten Krieg waren maximal 125.000 an einem Manöver beteiligt. Allerdings erstreckt sich das aktuelle Manöver über fast ein halbes Jahr und soll erst Ende Mai zu Ende gehen. Geübt wird die schnelle Verlegung von NATO-Truppen an die Ostgrenze zu Russland. Neu ist auch, dass diesmal der potentielle Kriegsgegner mit Russland ausdrücklich beim Namen genannt wird. Es ist offensichtlich, dass die Regierung der USA den europäischen Streitkräften nicht zutraut, alleine gegen Russland vorzugehen. Deshalb besteht ein wesentliches Ziel dieser Übung darin, amerikanischen Streitkräften Geleitschutz und logistische Unterstützung zu liefern. Zu diesem Zweck wurden mit den skandinavischen Ländern Schweden, Finnland und Norwegen im letzten Jahr Verträge abgeschlossen, die Truppenstandorte in der Region den US-amerikanischen Streitkräften zur freien Verfügung stellt.

Der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses der NATO, Rob Bauer, nutzte die Pressekonferenz zur Eröffnung des geplanten Manövers, um unmissverständlich klar zu machen, dass der „Ernstfall“ eines heißen Krieges mit Russland nicht länger ausgeschlossen werden kann. Er sagte: „Die tektonischen Platten der Macht verschieben sich.“ Das heißt im Ergebnis: Wir sehen die gefährlichste Weltlage seit Jahrzehnten … Um unsere kollektive Verteidigung zu stärken, und zur gleichen Zeit die Ukraine in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen, müssen wir einen Ansatz wählen, der die gesamte Gesellschaft umfasst. Wir müssen erreichen, dass öffentliche und private Akteure sich von einem Zeitalter umstellen, in dem alles planbar, vorhersehbar, kontrollierbar und auf Effizienz konzentriert ist … hinüber zu einem Zeitalter, in dem alles zu jeder Zeit passieren kann. Ein Zeitalter, in dem wir das Unerwartete zu jedem Zeitpunkt erwarten müssen.“ <2> 

Die deutsche Bundeswehr wird in diesem Zusammenhang ein eigenes Manöver mit dem Namen „Quadriga 2024“ mit 12.000 Soldaten durchführen, das dem Manöver Steadfast Defender 2024 zuarbeitet. In vier Unterabteilungen werden für verschiedene europäische Regionen Übungen in speziellen klimatischen Bedingungen geübt. Die Unter-Übung „Grand North“ bringt deutsche Gebirgsjäger in Stellung, die sich „unter extremen Wetterbedingungen“ in polaren Regionen erproben können. Die Ankündigungen von NATO und Bundeswehr betonen stärker wie früher, die Einbeziehung der Zivilbevölkerung in das Manövergeschehen. Dazu verlautet die Bundeswehr auf ihrer Webseite: „Aufgrund des Umfanges wird die Übung in Europa und insbesondere in der deutschen Öffentlichkeit für alle Bürgerinnen und Bürger sichtbar sein. “Welche konkreten Auswirkungen es auf den Straßen-, Luft- und Seeverkehr geben wird und wie die Übung abläuft, darüber wird die Bundeswehr auf allen Medienkanälen umfassend informieren … Zusätzlich liefert die Bundeswehr über den gesamten Zeitraum wertvolle Unterstützung und Schutz für die Streitkräfte der NATO-Partner, die ihre Truppe und ihr Material durch Deutschland verlegen.“ <3> 

Es muss auch mit empfindlichen Störungen auf Autobahnen, Schienenverkehr und sogar auf den Wasserwegen gerechnet werden. Von der Zivilbevölkerung wird erwartet, dass sie beim Manöver in einem gewissen Maß mitwirkt. So sind die Kirchen in Schweden dazu bestimmt worden, neue Friedhofsflächen anzukaufen, um für etwa fünf Prozent der Bevölkerung, die bei einer kriegerischen Auseinandersetzung den Tod finden könnten, Gräber bereitgestellt zu können <4>. Die NATO-Übung konzentriert sich besonders auf Skandinavien und das Baltikum. Denn durch den Beitritt Finnlands zur NATO ist die Grenze des Bündnisses um eintausend Kilometer erweitert worden.  

 

Quellen 

<1> https://augengeradeaus.net/2024/01/ueberraschung-nato-grossuebung/

<2> https://www.nato.int/cps/en/natohq/opinions_221752.htm

<3> https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/heer-und-nato-partner-starten-2024-ein-grossmanoever-5710094

<4> https://www-svt-se.translate.goog/nyheter/lokalt/ost/svenska-kyrkan-forbereder-krigsgravar-till-en-halv-miljon-manniskor?_x_tr_sl=sv&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

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