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Sicherheit bei der EM – Kraftakt für die Behörden

Eine Bewerbung lässt in diesen Tagen die Sicherheitsbehörden aufhorchen. Ein IS-Unterstützer wollte Teil der EM-Schutzmaßnahmen werden. Geheimdienste, Polizei und Organisatoren kämpfen mit enormem Aufwand gegen mögliche Terrorakte während der EM. Die Festnahme des 23-jährigen Mannes kurz vor dem Turnier zeigt, für die Sicherheitsbehörden steht kein fröhliches Fest an.

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Bild: Shutterstock / 360b

Ein Mann mit deutsch-marokkanisch-polnischer Staatsbürgerschaft hatte sich demanch kürzlich als Sicherheitskraft für Events rund um die Fußball-EM beworben, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ). Doch am Freitag wurde er auf dem Flughafen Köln/Bonn verhaftet.

Polizei und Staatsschutz bekamen demanch bei der Sicherheitsüberprüfung eine Warnung und stießen dann darauf, dass der Mann die Terrorgruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) finanziell unterstützt haben soll. Jene IS-Gruppe also, die nicht nur für die geplanten Anschläge in Köln und Wien zum Jahreswechsel vor einem Jahr verantwortlich sein soll, sondern auch für das Massaker in einer Konzerthalle in Moskau. Der Generalbundesanwalt beantragte Haftbefehl gegen den Mann, der seither in Untersuchungshaft sitzt.

Die Sicherheitsbehörden hätten sich sorgfältig vorbereitet, sagte Olaf Scholz am Donnerstag vergangener Woche bei einer Regierungserklärung im Bundestag: „Lassen Sie sich die Vorfreude auf dieses Fußballfest, auf diesen Sommer nicht nehmen!“

EM - lohnendes Ziel für Einzeltäter

Die Vorfreude in den für die Polizei zuständigen Landeshauptstädten klingt jedenfalls gedämpft, so die SZ. Für die Sicherheitsbehörden stehe kein fröhliches Fest an, sondern vor allem ein anstrengendes, sagte etwa Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU).

Das Blatt macht darauf das Attentat von Mannheim aufmerksam, das die Sicherheitskräfte beunruhige. Offenbar hatte sich der 25-jährige Angreifer mit afghanischer Staatsbürgerschaft von den Behörden unbemerkt radikalisiert. Seit Monaten warnen Sicherheitsbehörden genau vor diesem Risiko auch für die EM, heißt es. Einzeltäter seien vorher schwer ausfindig zu machen, warnt Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Wer kommuniziere oder in Netzwerken aktiv sei, falle den Behörden früher oder später auf. „Wo keine Kommunikation stattfindet, kann man auch keine Kommunikation überwachen.“

Aufrufe des IS-Ablegers ISPK zu terroristischer Gewalt gab es vor der EM, die Gruppe hatte auf einem ihrer Kanäle ein Bild veröffentlicht, das einen Mann in einem Stadion mit einer automatischen Waffe zeigte. Diese Propaganda solle Einzeltäter anstacheln, heißt es aus Sicherheitskreisen. Die EM sei in der Logik von Terroristen ein lohnendes Ziel, um die eigene Macht zu demonstrieren. Konkrete Hinweise auf einen Anschlag aber gebe es derzeit nicht. Die Terrorgefahr sei „angespannt“ und „abstrakt hoch“, sagt Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Klar sei, dass es „100-prozentige Sicherheit nicht geben“ könne.

Schon die Dimension des Turniers macht klar, um welchen Kraftakt es geht: 24 Teams, 51 Spiele, zehn Standorte. Allein in den Stadien rechnet die Regierung mit knapp drei Millionen Besuchern – und weiteren zwölf Millionen auf den Fanmeilen. Zehntausende Sicherheitskräfte werden im Einsatz sein. Rund 350 Einsatzkräfte der Polizei aus den europäischen Teilnehmerländern werden die deutschen Beamtinnen und Beamten unterstützen.

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