Bei einer Razzia namens „Endgame“ (Endspiel) haben Ermittler in mehreren Ländern weltweit mehr als 100 Server beschlagnahmt und 1300 Domains (Internetadressen) außer Betrieb gesetzt. Die Ermitteler sprechen vom größten Schlag gegen Cyberkriminelle
Das teilten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt (BKA) mit, berichtet die Deutsche Presseagetur dpa. Mehrere der derzeit einflussreichsten Schadsoftware-Familien seien bei der internationalen Operation vom Netz genommen worden. Es handelt sich dabei um spezielle Software, mit der Kriminelle auf fremde Computer zugreifen können. Internationalen Tätern sei bei der koordinierten Aktion „der Zugriff auf tausende Opfersysteme entzogen“ worden.
Bei den von deutschen Behörden koordinierten Maßnahmen wurden den Angaben zufolge zehn internationale Haftbefehle erlassen und vier Menschen vorläufig festgenommen. Gegen acht Akteure seien von Deutschland Haftbefehle erlassen worden. Auf dieser Grundlage werde nach sieben Menschen gefahndet, die im dringenden Verdacht stünden, „sich als Mitglied an einer kriminellen Vereinigung zum Zwecke der Verbreitung der Schadsoftware Trickbot beteiligt zu haben“, teilten die Ermittler weiter mit.
Bei dem Einsatz gab es den Angaben zufolge Durchsuchungen in 16 Objekten in Armenien, den Niederlanden, Portugal und in der Ukraine, bei denen die Ermittler zahlreiche Beweismittel sichergestellt hätten. Die konfiszierten Daten würden ausgewertet und könnten zu weiteren Ermittlungen führen.
Ziel der Kriminellen ist es oft, persönliche Daten wie Nutzernamen und Passwörter abzugreifen und infizierte Systeme zu verschlüsseln, um dann für die Freigabe ein Lösegeld zu verlangen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einem wichtigen Beitrag im Kampf gegen Internetkriminalität. Es sei Infrastruktur zerschlagen worden, von der weltweit massive Angriffe mit sogenannter Ransomware (Erpressungssoftware) ausgegangen seien. „Dem Standort Deutschland entstehen dadurch massive wirtschaftliche Schäden“, betonte Faeser.
Auch BKA-Vizepräsidentin Martina Link sagte laut Mitteilung: „Mit der bislang größten internationalen Cyber-Polizeioperation ist den Strafverfolgungsbehörden ein bedeutender Schlag gegen die Cybercrime-Szene gelungen.“ Der Erfolg stütze sich „auf Maßnahmen gegen Infrastrukturen, Akteure und ihre Finanzmittel“.
An der Aktion waren den Angaben zufolge Strafverfolger aus den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Österreich sowie den USA beteiligt. Unterstützt wurden sie von der Polizeibehörde Europol und der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen.