Chefin des VDA-Verbandes: Autoindustrie hat „gravierendes Standortproblem“

Die Autoindustrie sieht angesichts hoher Energiepreise und übermäßiger Bürokratie die Produktion in Deutschland in Gefahr. Das stellte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, fest.

shutterstock/baranq

 «Teilweise können Werke nur hierzulande gehalten werden, weil Geld an Standorten im Ausland verdient wird. Wir haben ein gravierendes Standortproblem», sagte sie der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Die Jobs in Deutschland könnten nur gehalten werden, wenn Energie billiger werde, Rohstoffe gesichert würden und Bürokratie abgebaut werde. 

Stattdessen begebe sich die EU etwa mit dem Lieferkettengesetz auf Sonderwege und türme neue Bürokratie-Hürden auf, betonte sie. «Auch die Bundesregierung muss vom Reden ins Handeln kommen, sonst lässt sich die schleichende Deindustrialisierung nicht mehr stoppen, weil Deutschland bei den Produktionskosten nicht mithalten kann», warnte Müller.

Berlin müsse deutlich mehr Druck auf Brüssel machen, Energiepartnerschaften mit Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika sowie Handelsabkommen abschließen, fügte sie hinzu.

Die VDA-Präsidentin forderte auch die Rücknahme der EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos. Die Subventionen in China seien zwar eine Herausforderung, aber Strafzölle seien kein geeignetes Mittel für den Schutz der Branche. «Es drohen Gegenmaßnahmen durch China und eine Protektionismus-Spirale würde Deutschland als Exportnation wohl am härtesten treffen.» Deutsche Hersteller verkauften in China etwa 100-mal so viele Pkw wie chinesische Marken in Deutschland, betonte Müller im Interview für das Blatt. Die Sorge vor einer E-Auto-Schwemme aus Fernost sei aktuell übertrieben. Die Gespräche, die die EU-Kommission mit Peking führe, müssten intensiviert werden, denn es gebe Lösungsräume. 

«Das Allerwichtigste, um die E-Mobilität hierzulande wieder in Schwung zu bringen, sind Ladesäulen, Ladesäulen, Ladesäulen und Netze, Netze, Netze!», sagte Mülle. In gut einem Drittel aller Gemeinden gebe es noch keinen öffentlichen Ladepunkt und knapp drei Viertel aller Gemeinden hätten noch gar keinen Schnellladepunkt installiert.

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