Statistik: Subventionen der Länder an die Landwirtschaft, Ernährung und Konsumentenverhalten

In Deutschland demonstrieren derzeit Landwirte gegen die Pläne der Bundesregierung, Subventionen in der Landwirtschaft zu streichen. Das ursprüngliche Vorhaben der Regierung: Die Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft sollte gestrichen werden, ebenso die Steuerbegünstigung bei Agrardiesel. Die Proteste sollen Medienberichten zufolge die ganze Woche andauern. Die Landwirte bilden unter anderem Konvois mit Traktoren und planen Kundgebungen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Ein Schwerpunkt sind Autobahnauffahrten, die blockiert werden.

Die Bundesländer subventionierten den Wirtschaftsbereich Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Jahr 2023 mit 3,3 Milliarden Euro. Damit liegt dieses Segment an Position zwei der Bereiche, die von den Ländern Finanzhilfen erhalten – vor dem Verkehr, dem Städtebau und dem Wohnungswesen. An erster Stelle liegt die gewerbliche Wirtschaft. Quelle der Daten ist der Subventionsbericht des Bundesfinanzministeriums.

Auch vom Bund wird der Bereich Ernährung und Landwirtschaft (und Verbraucherschutz) direkt und indirekt unterstützt: Direkt durch Finanzhilfen und indirekt über Steuervergünstigungen. Bei den Finanzhilfen liegen mit großem Abstand allerdings die gewerbliche Wirtschaft und das Wohnungswesen vorne. Bei den Steuervergünstigungen liegen die gewerbliche Wirtschaft und der Verkehr vorne, Ernährung und Landwirtschaft folgen an Position drei. Subventionen (von lat. subvenire = zu Hilfe kommen) sind finanzielle staatliche Zuschüsse, die nicht an eine direkte Gegenleistung gebunden sind. Empfänger von Subventionen können Staaten, Unternehmen oder private Haushalte sein. Subventionen fließen direkt (Finanzhilfen) oder indirekt (Steuervergünstigungen).

Statista/infografik/31514/finanzhilfen-der-bundeslaender-nach-bereichen/

Wir konsumieren heute viele Standardlebensmittel in ganz anderen Mengen als noch vor über 100 Jahren. Das zeigt ein entsprechender Vergleich auf Basis von Daten, die der Deutsche Bauernverband veröffentlicht hat. So ist der Pro-Kopf-Konsum von Brot und Kartoffeln signifikant zurückgegangen, alle anderen Lebensmittel verzeichnen hingegen ein deutliches Plus. Das trifft insbesondere auf Zitrusfrüchte zu, deren Konsum im Jahr 1900 bei lediglich zwei Kilogramm lag und gegenwärtig bei 31 Kilogramm liegt.

Insgesamt ist die Ernährung heute vielseitiger geworden. Die Deutschen essen mehr Obst und Gemüse, aber auch mehr Fleisch sowie Öle und Fette. Möglich gemacht haben dies Produktivitäts- und Ertragssteigerungen der Agrarwirtschaft, die unter anderem durch den zunehmenden Einsatz von Kunstdüngern und Maschinen realisiert worden sind.

Ernähren sich die Deutschen deswegen automatisch gesünder? Hier sind Zweifel angebracht, denn vielen Konsumenten fehlt die Zeit, um häufiger persönlich den Kochlöffel zu schwingen. Ein wachsender Trend sind dagegen schnelle Convenience-Produkte, die in der Regel stark verarbeitet sind und neben einem oft nicht optimalen Salz-, Zucker- und Fettgehalt auch viele Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel enthalten. Oft sind diese Produkte mehr als ein Snack für Zwischendurch, vor allem zur Zeit des Mittagessens greifen deutsche Konsumenten gerne zu Convenience-Produkten.

Statista/ infografik/29083/pro-kopf-konsum-von-lebensmitteln-in-deutschland-in-den-jahren-1900-und-2021/

Die Vergünstigung für Agrardiesel soll jetzt schrittweise abgeschafft werden, die Befreiung von der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge bleibt erhalten. Wie unsere Grafik auf Basis von Daten des Bundesfinanzministeriums zeigt, machen diese beiden Beihilfen mit die größten Posten im landwirtschaftlichen Subventionspaket des Bundes aus.

Nach den vorläufigen Haushaltsplänen für 2024 vom 30. August 2023 sollten dieses Jahr rund 925 Millionen Euro der insgesamt 2,4 Milliarden Euro für vergünstigten Kraftstoff und die Kfz-Steuer aufgewendet werden. Eine ähnlich hohe Summe wurde lediglich für die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes angesetzt. Dieser Posten bezeichnet ein Förderprogramm, das auf die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im EU-Vergleich, der Zukunftsausrichtung landwirtschaftlicher Produktion und eine Etablierung nachhaltigerer Leistungsfähigkeit ländlicher Gebiete unter den Aspekten des Ressourcen- und Umweltschutzes ausgerichtet ist. Auch Maßnahmen zu Hochwasser- und Küstenschutz sollen durch diese Subvention bezuschusst werden.

Bislang betrug die Kraftstoffrückvergütung laut Angaben des Vereins information.medien.agrar etwa 21,5 Cent pro Liter Diesel. Statt der regulären Dieselsteuer von knapp 47 Cent werden im Falle landwirtschaftlicher Nutzung also nur rund 25,5 Cent fällig. Der auf den ersten Blick große Posten schlägt sich im Mittel allerdings kaum auf Betriebsebene nieder. Laut des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft erhielt jeder Betrieb im Wirtschaftsjahr 2020/2021 im Schnitt rund 3.000 Euro pro Jahr aus dem Topf für Agrardieselsubventionen. Der Unternehmensgewinn bei Hauptbetrieben lag im selben Betrachtungszeitraum im Schnitt bei etwa 55.000 Euro, wobei kleinere Betriebe durchschnittlich 25.000 Euro und größere Betriebe rund 80.000 Euro Jahresgewinn aufwiesen.

Im europäischen Vergleich zeigt sich bei den Subventionen für Kraftstoffe kein einheitliches Bild. In Österreich gibt es beispielsweise keine reguläre Vergünstigung, der Liter Diesel ist hier mit 39,7 Cent besteuert. In einer Entlastungsmaßnahme für hohe Betriebsmittelkosten wurde österreichischen Landwirtschaftsbetrieben im August 2023 sieben Cent pro Liter Diesel, ingesamt rund 25 Millionen Euro, zurückerstattet. Schweizer Landwirt:innen zahlen zunächst die vollen 85 Cent pro Liter, erhalten allerdings eine Rückerstattung, die anhand des Treibstoffverbrauchs für die Bewirtung eines Hektars errechnet wird. Auch in Polen, Frankreich und den Niederlanden entfallen teilweise deutlich mehr Steuern auf den Treibstoff für landwirtschaftliche Maschinen als in Deutschland.

Statista/infografik/31506/hoehe-der-subventionen-fuer-ernaehrung-und-landwirtschaft-auf-bundesebene/

77 Prozent der für die Statista Consumer Insights in Deutschland befragten Menschen essen regelmäßig Obst und Gemüse – das übrigens laut Daten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mehrheitlich importiert werden muss. Ähnlich verbreitet ist der Genuss von Brot und Backwaren, wie der Blick auf unsere Grafik zeigt. Etwas niedriger ist der Anteil derjenigen, bei denen Eier und Milch auf dem Speiseplan stehen. Fleisch und Wurstwaren sind bei 61 Prozent der Teilnehmer:innen Teil ihrer normalen Ernährungsgewohnheiten. Dagegen sind vegane oder vegetarische Ersatzprodukte noch relativ selten in Kühl- und Vorratsschränken zu finden. Aber immer 18 Prozent greifen zu Fleischalternativen, 22 Prozent nehmen regelmäßig Produkte wie Hafermilch oder Sojajoghurt zu sich.

Statista/infografik/30522/umfrage-zum-regelmaessigen-konsum-von-nahrungsmitteln-in-deutschland/

68 Prozent der für die Statista Consumer Insights befragten Verbraucher:innen in Deutschland konsumieren regelmäßig Milchprodukte, etwas niedriger ist der Anteil mit 61 Prozent bei Fleisch und Wurstwaren. Damit sind tierische Produkte immer noch fest in den hiesigen Ernährungsgewohnheiten verwurzelt. Aber auch Ersatzprodukte sind in den Kühl- und Vorratsschränken der Menschen angekommen. Dabei sind Milchersatzprodukte in Deutschland und den anderen großen Volkswirtschaften Europas populärer als Fleischersatz.

Statista/infografik/30646/umfrage-zum-konsum-von-tierischen-produkte-bzw-deren-ersatzprodukten/

Aber immerhin 18 Prozent greifen gerne zu Tofuwürsten, Saitanschnitzeln und Hackklößen aus Erbsenprotein. Ähnlich aufgeschlossen sind Brit:innen. In anderen Märkten ist den Menschen Fleischersatz dagegen Wurst, wie der Blick auf die Grafik zeigt. Indes sagen Anteile nur wenig über Mengen aus. So klag der Fleischesser:innen-Anteil im vergangene Jahr hierzulande auf einem ähnlichen Niveau, gleichzeitig fiel aber der Pro-Kopf-Konsum um 4,2 Kilogramm, wie eine weitere Statista-Grafik zeigt.

Fleisch war lange eine stabile Größe in Deutschland. 1991 aß jeder Mensch hierzulande im Schnitt 63,9 Kilogramm, 2011 waren es 62,8 Kilogramm und 2018 verspeisten die hiesigen Konsument:innen immer noch 61,1 Kilogramm pro Kopf. Aber in den folgenden Jahren hat sich etwas verschoben bei den Ernährungsgewohnheiten, wie der in der Statista-Grafik sichtbare Abwärtstrend zeigt.

Für 2022 taxiert die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung den Verbrauch auf 52 Kilogramm – das sind mehr als vier Kilogramm weniger als im Vorjahr und rund neun Kilogramm weniger als 2018. Besonders deutlich ist der Abwärtstrend bei Schweinefleisch zu sehen: waren es 2018 noch rund 36 Kilogramm pro Kopf, waren es zuletzt noch 29 Kilogramm. Dagegen ist der Konsum von Geflügel und Rind nur leicht zurückgegangen.

Gleichzeitig werden Fleischersatzprodukte immer populärer. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 hierzulande gegenüber dem Vorjahr 6,5 Prozent mehr Fleischersatzprodukte hergestellt, im Vergleich zum Jahr 2019 erhöhte sich die Produktion sogar um 72,7 Prozent.

Statista/infografik/21790/pro-kopf-konsum-von-fleischsorten-in-deutschland/

Laut Unternehmensangaben hat der Lebensmittelfabrikant Rügenwalder Mühle 2021 zum ersten Mal mehr vegetarische und vegane Produkte als Fleisch verkauft. Während der Umsatz mit Wurst und anderen Fleischerzeugnissen um etwa zwei Prozent zurückging, erhöhten sich die Einnahmen mit Ersatzprodukten um rund 42 Prozent. Obwohl klassische Milch- und Fleischprodukte immer noch bei einem Großteil der Verbraucher:innen im DACH-Raum regelmäßig auf dem Teller, in der Müslischüssel und im Glas landen, konsumieren vor allem die Deutschen mittlerweile immer häufiger Ersatzprodukte.

Wie die Grafik auf Basis unserer Statista Global Consumer Survey zeigt, greift jede:r fünfte Deutsche regelmäßig zu Hafermilch oder Sojajoghurt, während rund 17 Prozent häufiger Seitansteaks oder Veggiewurst einkaufen. Österreichische Umfrageteilnehmer:innen scheinen pflanzlichen Alternativen gegenüber weniger aufgeschlossen zu sein. Nur jede:r Zehnte konsumiert regelmäßig Fleischersatzprodukte, bei Milchersatzprodukten sind es immerhin noch 17 Prozent.

Noch dominieren Milchprodukte, Fleisch und Wurst den Speiseplan der österreichischen, schweizerischen und deutschen Umfrageteilnehmer:innen mit werten zwischen 63 und 73 Prozent. Ein Umdenken hinsichtlich der Ernährungsgewohnheiten ist jedoch deutlich erkennbar: Rund 40 Prozent pro Land gaben bei einer weiteren Befragung an, ihren Fleischkonsum reduzieren zu wollen, und laut des Statista Content Special: Food & Nutrition haben nur 45 Prozent der befragten Deutschen im vergangenen Jahr kein einziges Ersatzprodukt probiert.

Statista/infografik/27357/anteil-der-befragten-die-folgende-lebensmittel-regelmaessig-konsumieren/

Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages? Ganz klar ja, sagen 42 Prozent der für unser Essen & Ernährung Special befragten Chines:innen. In Deutschland liegt dagegen das Abendessen knapp vorne. Aber im Prinzip ist die Nation bei Mahlzeiten unter der Woche dreigeteilt, wie der Blick auf die Grafik zeigt.

Das Mittagessen gilt nur in Italien als die in der Woche wichtigste Mahlzeit – ansonsten hat es einen eher schwierigen Stand. Etwas anders sieht das hierzulande übrigens am Wochenende aus. Samstags und Sonntags ist das Mittagessen die Nimmer 1. Aber zurück zu den Werktagen: Im Vereinigten Königreich liegt das Dinner mit 47 Prozent klar vorn. Auch in Schweden und den USA wird am liebsten zu Abend gegessen. Etwa anders sieht es übrigens am Wochenende aus.

Unser Global Consumer Survey-Special bietet alles, was Sie über Ernährung und Lebensmitteleinkauf wissen müssen, inklusive Koch- und Essgewohnheiten, Fertiggerichten, Bio-Lebensmitteln und Snacks. Zudem liegt ein besonderer Fokus auf pflanzenbasierten Alternativen zu Milch und Fleisch, sowie auf dem Thema Lebensmittel- und Essenlieferungen.

Statista/infografik/26778/umfrage-zur-wichtigkeit-von-mahlzeiten/
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