Bis Ende Dezember 2023 hat es mehr als 300 Lieferungen deutscher Hersteller nach Russland gegeben. Bei den meisten davon handelt es sich um große Industriemaschinen oder sogenannte CNC-Maschinen. Das geht aus einer SWR-Recherche hervor, die sich unter anderem auf russische Zollunterlagen beruft.
Diese computergesteuerten Maschinen können vollautomatisch zum Beispiel Stahl schneiden, Bleche biegen oder Metallteile verschweißen. Diese Maschinen kommen in der Produktion von Fahrzeug- oder Flugzeugteilen oder Munition in großem Umfang zum Einsatz.
Olena Yurchenko vom Economic Security Council of Ukraine recherchiert schon lange zu diesem Thema und warnt, dass 80 Prozent der CNC-Maschinen in Russland heute in der Militärproduktion eingesetzt werden: „Mit computergestützten CNC-Maschinen können sie viel schneller und präziser produzieren, was gerade im Waffenbereich äußerst wichtig ist. Dadurch können sie letztendlich noch tödlichere Waffen herstellen. Und Deutschland ist Marktführer bei der Produktion dieser Maschinen mit einem Anteil von bis zu 30 Prozent in Russland.“
Deutsche Maschinen kommen bei Militärzulieferern großflächig zum Einsatz, Durch Video- und Fotomaterial wies der SWR den Einsatz deutscher Maschinen bei Militärzulieferern. Die russischen Unternehmen Parsek, Kamaz, NIR oder Industrial Solutions beliefern das russische Militär mit Motoren und Teilen für Flugzeuge und Raketen. In all diesen Unternehmen werden deutsche Maschinen genutzt.
Der SWR konnte mehr als 30 deutsche Hersteller identifizieren, deren Maschinen im vergangenen Jahr nach Russland importiert wurden. In rund zwei Drittel der Fälle wurden die Maschinen über die Türkei nach Russland importiert. Die involvierten türkischen Zwischenhändler haben nach SWR-Recherchen zum Teil direkte Verbindungen nach Russland, manche wurden sogar von russischen Unternehmern gegründet.
In der SWR-Recherche werden unter anderem Maschinenbaufirmen wie Vollmer, Heller, Walter und Fein erwähnt, deren Erzeugnisse in jüngster Zeit nach Russland entsandt wurden. Der Verband der deutschen Maschinenbauer teilte dazu mit: „Wir gehen davon aus, dass sich die Hersteller von Maschinen- und Anlagen grundsätzlich an Sanktionsregelungen und Gesetze halten. Unternehmen oder Zwischenhändler, die sich nicht an die für sie geltende Rechtslage halten, machen sich strafbar. Einen Lieferstopp in die Türkei lehnen wir ab.“