Die Proteste polnischer Bauern an der Grenze zur Ukraine dauern seit Wochen und wollen nicht nachlassen. Zahllose Lkw mit ukrainischem Getreide an der polnisch-ukrainischen Grenze werden blockiert. Die polnischen Landwirte protestieren damit gegen die Einfuhr ukrainischer Agrarprodukte, die wesentlich günstiger sind.
Ukrainisches Getreide, das über die osteuropäischen Nachbarländer auf den Weltmarkt exportiert wird, verdrängt zunehmend die günstigen Agrarprodukte polnische, aber auch tschechische und ungarische Agrarerzeugnisse aus Europa.
Nun hat sich auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Wort gemeldet und die Blockade der Grenzübergänge als ein fatales Signal hinsichtlich der ukrainisch-polnischen Freundschaft bewertet. Er sprach er von einer „Erosion der Solidarität“.
Selenskyj forderte den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk und seinen polnischen Amtskollegen Andrzej Duda auf, an die Grenze zu fahren, um das Problem zu regeln. Er wäre auch bereit, sich diesem Prozess persönlich anzuschließen.
Am Dienstag wurde in der südpolnischen Stadt Gorzyczki ein Tracker mit einem Transparent fotografiert, auf dem auf Polnisch stand: „Putin, bring die Ukraine, Brüssel und unsere Regierung in Ordnung.“ Das Foto verbreitete sich über die sozialen Medien viral. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Landwirt wegen „Propaganda für Faschismus, Kommunismus oder eine andere autoritäre Herrschaftsform“ und Aufruf zum Hass.
Bereits vor diesem Vorfall hatte sich das Gerücht breitgemacht, hinter den Bauernprotesten in Polen, aber auch in anderen Ländern stünde der Kreml, der die Lage in Europa auf diese Weise destabilisieren möchte.
„Nur Moskau“ freue sich über die Spannungen zwischen der Ukraine und Polen, äußerte Wolodymyr Selenskyj zu dem Vorfall mit dem Transparent, der unter anderem auch „Pro-Putin-Slogans“ bei den Protesten verurteilte. Auch das polnische Außenministerium warnte vor gezielter Beeinflussung der Bauern durch Moskau.