Das aus Sankt Petersburg kommende Frachtschiff „Atlantic Navigator II“, das seit Anfang März im Rostocker Überseehafen festgehalten wurde, darf jetzt den Hafen wieder verlassen. Das erfuhr das Magazin „Der Spiegel“ bei den Zollbehörden vor Ort.
Der unter der Flagge der Marshall Islands fahrende Frachter, das sich auf dem Weg nach Baltimore befand, hatte Rostock am 4. März ungeplant angefahren, weil er einen Schaden am Propeller hatte und eine Reparatur brauchte.
Nach der Überprüfung der Fracht erließ der Zoll eine „Festhalteverfügung“, weil sich an Bord der „Atlantic Navigator II“ 251 Container Birkensperrholz im Wert von 1,2 Millionen Euro befanden, das EU-Sanktionen unterliegt, berichtet das Magazin. Die Lieferung sei für mindestens vier verschiedene US-Unternehmen bestimmt gewesen.
Die Staatsanwaltschaft ermittele nun gegen den russischen Schiffskapitän wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz. Unter anderem werde geprüft, ob der Kapitän trotz des Schadens am Propeller eine andere Möglichkeit gehabt hätte, als einen deutschen Hafen anzusteuern. Dem Kapitän drohe keine Strafe, falls das nicht möglich gewesen sei, hieß es.
Das Schiff werde in der Flotte der ARRC-Line aufgeführt, berichtet das Magazin. Die kanadische Reederei hinter ARRC, das Unternehmen CISN mit Sitz in Montreal, hatte bereits mitgeteilt: Dass die „Atlantic Navigator II“ Rostock angelaufen habe, liege daran, dass der beschädigte Propeller eine „ernsthafte Gefahr für die Sicherheit des Schiffs, die Besatzung und die Fracht an Bord darstellte“.
Wie nun eine Sprecherin des zuständigen Hauptzollamtes Stralsund dem „Spiegel“ mitteilte, werde das Schiff den Hafen zeitnah verlassen. Zu den Gründen dieser Entscheidung habe sie keine Angaben gemacht.
Wie bereits berichtet, hatte das Schiff neben Birkenholz auch angereichertes Uran für US-Atomkraftwerke an Bord, das nicht von Sanktionen umfasst ist.