Eine große Theaterpersönlickheit, ein gradliniger Demokrat, Tatort-Komissar der ersten Stunde, bis zuletzt für Frieden engagiert. Im Alter von 87 Jahren ist der Schauspieler, Regisseur und Intendant Peter Sodann gestorben.
Als „Tatort“-Kommissar Ehrlicher dürfte er vielen in Erinnerung bleiben: Doch Sodann war auch Kulturschaffender – und kandidierte für das Amt des Bundespräsidenten, hieß es bei der „Tageschau“ am Sonntag. Er starb am Freitag im Alter von 87 Jahren in Halle an der Saale, wie seine Familie mitteilte.
Sodann, der bis 2005 als Intendant das von ihm 1981 in Halle gegründete „neue theater“ (nt) in Halle führte, gehörte zu den namhaftesten Theater-Persönlichkeiten Deutschlands. Bundesweit bekannt wurde er im Fernsehen als „Tatort“-Kommissar Bruno Ehrlicher, den er zwischen 1992 und 2007 spielte. Ehrlicher ermittelte zunächst in Dresden, bevor die Serie nach 21 Fällen nach Leipzig verlegt wurde. Er war aber auch leidenschaftlicher Buchersammler und hat eine DDR-Bibliothek aufgebaut.
Der Liedermacher und Politiker Dieter Dehm schrieb dazu auf dem Online-Portal Nachdenkseiten:Er war Theaterintendant, Regisseur, Schauspieler, Rundfunksprecher, später Bibliotheksleiter, aber immer: Friedenskämpfer.
Sodann wurde im sächsischen Meißen 1936 als Sohn eines Arbeiters geboren. Als Jurastudent habe er kurz nach dem Mauerbau Kabarett gespielt und er sei dafür von der Stasi ins für neun Monate ins Gefängnis gesteckt worden. Später bespitzelte ihn die Stasi, wie „Deutschlandfunk Kultur“ am Sonntag berichtete.
Als Intendant formte er an seinem Wohnort Halle eine einzigartige Kulturinsel mit mehreren Spielstätten, erinnerte die „Tagesschau“ am Sonntag. In der DDR erhielt er 1986 den Nationalpreis. 2001 wurde er auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahr 2005 war Peter Sodann zum Ehrenbürger von Halle ernannt worden.
Zuletzt lebte der Schauspieler neben Halle auch im sächsischen Staucha (Landkreis Meißen), wo er die Peter-Sodann-Bibliothek leitete, in der er alle Bücher sammelte, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 2. Oktober 1990 im Osten Deutschlands erschienen waren. „In zwei großen Archiv-Gebäuden stampfte er die „Peter-Sodann-Bibliothek“ in Staucha aus dem Boden, etikettierte, katalogisierte und verlieh Bücher, von denen er fürchten musste, dass sie ansonsten vielleicht sogar verbrannt würden“, schrieb Dehm dazu.
Sein Nachfolger als Intendant des Neuen Theaters wurde der Regisseur, Puppenspieler und Autor Christoph Werner. Er erinnerte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur: „Er hat auch dafür gesorgt, dass der Publikumsknick, den es ja in fast allen ostdeutschen Städten nach der Wende gab, in Halle nicht gegeben hat. Das ist zweifellos sein Verdienst.“ Außerdem hob er Sodanns Eigenschaft als Netzwerker hervor: „Er war jedenfalls jemand, der alle Teile der Stadtgesellschaft zu vereinen wusste. Und wenn er im Sommer da immer sein Sommerfest gemacht hat, dann hat man da alles getroffen, was Rang und Namen hat.“
„Der große Peter Sodann ist tot“, so der Liedermacher Dehm. „Er stand am 15. Februar 2003 vor den 500.000 Menschen gegen eine deutsche Beteiligung am Irak-Krieg vorm Brandenburger Tor, erzählte von seinem im Krieg getöteten Vater“, erinnert er. „Kannst du nicht etwas tun, damit viel mehr Menschen über alle Parteigrenzen hinweg für Frieden mit Russland und in Gaza auf die Straße gehen?“, zitiert Dehm den schon schwer kranken Sodann, der ihn kürzlich angerufen habe.