Ehemalige Agenten, Aufklärer und Analytiker der DDR-Nachrichtendienste haben sich am Samstag bei Berlin getroffen. Gäste wie der ehemalige NVA-General Manfred Graetz und der russische Militärattaché Generalmajor Sergej Tschuchrow folgten der Einladung. Sie erinnerten an dern deutschen Journalisten Richard Sorge. Er arbeitete in Japan als Kundschafter für die Sowjetunion und wurde 1944 hingerichtet. Neben der Erinnerung an die Zeit als „Kundschafter des Friedens“ beschäftigte sie ebenso die Analyse der gegenwärtigen Verbrechen des westlichen Imperialismus, ihres alten Gegners.
Sie waren nach eigenem Verständnis „Kundschafter des Friedens“, die Agenten oder Spione und Aufklärer der DDR. Sie waren entweder für die Hauptverwaltung A (HV A) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) oder für die Verwaltung Aufklärung der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR tätig.
Heute sind sie meist im hohen Alter und werden immer weniger, aber sie sie treffen sich immer wieder und setzen sich weiter für die eine große Aufgabe ihres Lebens ein: Den Frieden. Sie tun das heute unter anderem in der Arbeitsgruppe Kundschafter der „Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Hilfe“.
Am Samstag kamen die ehemaligen Agenten und Aufklärer wieder zusammen. Unter ihnen war auch der Militärhistoriker Lothar Schröter, der sein aktuelles Buch über den Krieg in und um die Ukraine vorstellte.
Schröter beschreibt unter dem Titel „Der Ukraine-Krieg“ die Wurzeln, die Akteure und die Rolle der Nato dabei. Er verwies bei dem Treffen der Ex-Kundschafter auf den norwegischen Politikwissenschaftler Glenn Diesen. Der hatte jüngst gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) erklärt: „Der Ukraine-Krieg kann nur dann vollständig verstanden werden, wenn er als Ergebnis einer zusammenbrechenden Weltordnung und eines Kampfes um die Definition der nächsten Weltordnung betrachtet wird.“
Um das Geschehen zu verstehen sei die klare Einschätzung der Abläufe wichtig, erklärte Militärhistoriker Schröter. Dazu gehört für ihn auch der „Fahrplan für eine unipolare Welt“, den die führenden Kräfte der USA aufgestellt hätten.
Der angestrebten Hegemonie des US-geführten Westens diene auch die Nato-Osterweiterung. Mit dieser seien die nach dem Ende der Systemauseinandersetzung ab 1989 getroffenen Vereinbarungen, um die Trennlinien in Europa zu beseitigen und eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur zu schaffen, ad acta gelegt worden.
Die russische Führung sei angesichts der zunehmenden Nato-Aktivitäten in der Ukraine und der dortigen Vorbereitungen auf einen Angriff auf den Donbass und die Krim besorgt, dass ein neuer „22. Juni“ drohe. Am 22. Juni 1941 hatte das faschistische Deutschland die Sowjetunion vertragsbrüchig überfallen und einen Vernichtungskrieg gestartet, den das Land bis zu seinem Sieg über den Faschismus mit mehr als 25 Millionen Toten bezahlte.
Einen solchen Überfall in der Zukunft um jeden Preis zu verhindern sei die „Nummer Eins“ der russischen Staatsdoktrin, betonte der Militärhistoriker. „Niemals wieder!“ sei die Lehre aus dem 22. Juni vor 83 Jahren.
Vor dem damaligen faschistischen Überfall hatte unter anderem Richard Sorge gewarnt, ein deutscher Journalist, der als Kundschafter für die Sowjetunion in Japan arbeitete und 1944 hingerichtet wurde. An ihn werde in Russland in diesem Jahr aus Anlass seines Todes vor 80 Jahren ausführlich erinnert, berichtete der russische Militärattaché Tschurchow den ehemaligen DDR-Kundschaftern. Die überreichten ihm Materialien, die an Sorge erinnern, damit sie in Ausstellungen in Russland gezeigt werden können.
Der russische General dankte den früheren Agenten und Aufklärern unter anderem dafür, dass sie ihre Ideale bis heute nicht verraten „und ganz viel für den Frieden gemacht“ haben, auch wenn einige von ihnen nach 1990 lange Haftstraßen verbüßen mussten. Es sei heute „enorm wichtig“ die Geschichte zu kennen und für die Wahrheit zu kämpfen, so der Attaché. Russland kämpfe heute wieder gegen Faschismus und „nicht gegen die Ukraine“, die nur Werkzeug der Nato als Gegner Russlands sei.
Wie der Westen überall auf der Welt seine Interessen bis heute durchzusetzen versucht, zeigte in einem weiteren Vortrag bei dem Treffen die Journalistin Karin Leukefeld. Die Nahost-Korrespondentin beschrieb die geopolitischen Interessen seit mehr als einem Jahrhundert im Konflikt um Palästina, die die Region, das Land und seine Menschen nicht zur Ruhe kommen lassen.