Die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wächst nach Worten der Parteivorsitzenden deutlich schneller als von der Parteispitze erwartet.
„Wir haben aktuell 8000 Mitgliedsanträge vorliegen“, sagte Wagenknecht in einem dpa-Gespräch. Bei der Parteigründung Anfang Januar habe man für das gesamte Jahr nur maximal 1000 Mitglieder angepeilt. Aktuell zählt die Partei laut Wagenknecht gut 500 Mitglieder, dazu seien mehr als 17.000 Menschen als Unterstützer registriert.
„Ich erlebe jetzt, wie viele Menschen, die absolut ehrlich und solide sind und tolle Kompetenzen mitbringen, sich bei uns engagieren wollen“, sagte die frühere Linke-Politikerin. „Deshalb können wir etwas schneller wachsen.“
Es gebe viele Kandidaten, die mitten im Leben stünden und sich vorher noch nie politisch engagiert hätten, stellte die Parteichefin fest. Diese Menschen merkten jetzt, „dass etwas ins Rutschen gekommen ist in unserer Gesellschaft, deshalb wollen sie etwas tun“. Die Mitglieder kämen aus allen sozialen Schichten: vom Arzt über die Kassiererin bis zum Landwirt, vom Handwerker bis zum Studenten.
Einen direkten Wechsel von der AfD zum BSW wolle man nach Möglichkeit verhindern. In einem Fall sei der Name manipuliert gewesen – und es habe sich sogar um einen Noch-Funktionär bei der AfD gehandelt, sagte sie.
Bisher seien zwei Landesverbände gebildet worden – in Sachsen und in Thüringen. Diese Woche werde der nächste Verband im Saarland gegründet, danach solle im Mai die Gründung des Landesverbandes in Brandenburg kommen. Das BSW baut zudem weiter seine Strukturen auf. Ende Februar wurde der erste Landesverband in Sachsen gegründet. Vergangenen Freitag kam der Landesverband Thüringen hinzu, an diesem Freitag steht die Gründung im Saarland an. „Das hängt auch damit zusammen, dass wir dort in einzelnen Kreisen zur Kommunalwahl antreten“, sagte sie. Die nächste Gründung stehe dann spätestens Anfang Mai in Brandenburg an.
Die anderen Landesverbände sollten erst nach der Europawahl gegründet werden – voraussichtlich im Herbst, sagte Wagenknecht. Ziel sei es, überall mit einer Doppelspitze an den Start zu gehen: mindestens einer davon sollte nicht aus der Linken kommen. „Wir sind keine Linke 2.0. Und wir wollen Bürgern, die sich vorher noch nie politisch engagiert haben, schnell die Chance geben, Politik an verantwortlicher Stelle mitzugestalten.“ Auch in Sachsen und Thüringen tritt das BSW zu Landtagswahlen im September an.
In Wahlumfragen liegt das BSW bundesweit zwischen drei und acht Prozent. Auch wenn das Potenzial der Partei vorab höher eingeschätzt worden war, ist Wagenknecht zeigte sich mit den bisherigen Wahlumfragen zufrieden, in denen die Partei zwischen drei und acht Prozent liegt. „Es gab kaum jemals eine neue Partei in der Bundesrepublik, die gut zwei Monate nach der Gründung bei über fünf Prozent lag. Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss“, sagte sie. „Aber natürlich wollen wir das ausbauen.“
Die Europawahl am 9. Juni werde für das BSW „der erste Aufschlag“ sein, so die BSW-Vorsitzende. „Wir müssen stark abschneiden, damit wir in Deutschland etwas verändern können“, sagte sie. Es gebe „ganz viele Menschen in Deutschland, die sich von keiner der etablierten Parteien mehr vertreten fühlen“.